Das Pete Buch 27 - Falsch gewettet
so sündhaft teuer gewesen, so hätten sich viele Bewunderer des Hilfssheriffs bestimmt auch selbst auf die Reise zum Schauplatz des kühnsten Unternehmens ihrer Zeit gemacht. Aber im Geiste gab ihm ganz Süd-Arizona das Geleit zu diesen Todesritt. —
„Da fährt schon der Wagen vor das Office!" rief Conny Gray, der von seinem Vater wegen erwiesener Unschuld an Jack Rippers Schandtaten eine feierliche Entschuldigung und die Erlaubnis erhalten hatte, das nächtliche Schauspiel zu bewundern. „Es geht rund! Hurra! Es lebe Mr. Watson! Hurra, hurra!"
Die Trommler von Jack Dillons Musikkapelle, die inmitten der Menge aufmarschiert war, ließen einen rollenden Wirbel ertönen; die Hurrarufe pflanzten sich von Mund zu Mund fort, bis ein einziger, brausender Schrei über dem Town lag; am lautesten natürlich jauchzten die Boys vom Bund der Gerechten; sie waren alle um Conny und Sam versammelt — nur Pete fehlte.
„Wo habt ihr denn euren Häuptling?" fragte Mr. Settier. „Der ist doch sonst immer der erste Mann an der Spritze, wenn's etwas zu spektakeln gibt. Und heute macht er sich unsichtbar?"
Die Jungen grinsten sich verstohlen an, und Sam legte warnend den Finger auf den Mund; Joe Brent aber meinte verächtlich:
„Pete gönnt Watson den Ruhm nicht. Ist doch klar. Darum blieb er lieber zu Hause."
Sam wollte aufbrausen; aber Tuffy Dunn zog ihn am Arm — Tuffy, der bei seinem Vorbild nun auch wieder in voller Gunst stand.
„Still, Sam! Beherrsche dich! Die dummen Kerle! Wenn die nur wüßten!"
„Jetzt steigt Mr. Right aus dem Wagen!" schrie Fred Malcolm. „Bravo, Mr. Right! Der Dank des Towns ist Ihnen gewiß! Mr. Right, er lebe hoch, hoch, hoch!"
Wieder Gebrüll, wieder Trommelwirbel und dann ein Tusch aus Hörnern, Trompeten und Klarinetten. Mr. Right zog grüßend den Stetson von seinem grauen Haupt und ging ins Office; hinter ihm aber schritt ein schlanker, junger, städtisch gekleideter Mann mit dunkler Hornbrille und einem blonden Schnurrbärtchen, und Sam rief:
„Das ist Mr. Rights Neffe. Er macht die Fahrt mit. Pat Summer heißt er."
„Ein Pracht-Boy", lobte Hufschmied Brent. „So ernst und bescheiden — ganz anders als unsere holzköpfigen -Radaumacher hier! — Grinse nicht so dämlich, Sam, oder mir rutscht die Hand aus! Solltest dir eine Scheibe von Mr. Summer abschneiden, du und auch dein Pete. — Pet Summer! Vivat! Hoch! Er lebe! Hoch! Hurra, Hoch! — Ach, Leute, mir kommen die Tränen in die Augen. Wenn man hier nicht gebunden wäre — mein Herz schlägt am Niagara, verflixt noch mal! Das Denkmal für unseren John habe ich im Kopf schon fertig. Hier kommt es hin! Hier, wo ich stehe! Und wenn Corner mich mit dem Sarg nicht im Stich läßt —"
„Tut er nicht", sagte der Sargmacher, indem er sich gerührt an den Hufschmied heran drängte. „Ich habe ja zwar inzwischen ein paar prima Aufträge aus den Nachbartowns erhalten, weil Somerset jetzt die berühmteste Stadt von Arizona geworden ist; sogar meine Steuern konnte ich bezahlen. Aber Old John ist mir eine Extraarbeit wert. — Ob er denn wirklich verloren ist?"
„Nein!" rief Sam, der nie seinen Mund halten konnte. „Ich nehme jede Wette an, daß er mit dem Skalp davonkommt."
„Nun hört doch diesen Grünschnabel!" erboste sich Mr. Settier. „Du willst wetten? Dir ist der Ernst der Lage wohl gar nicht bewußt?"
„Laß ihn, laß ihn, Jack", mahnte Fred Malcolm. „Die armen Lümmels schreien zwar Hurra, aber in Wirklichkeit ärgern sie sich grün und blau, daß die ganze Stadt solchen Anteil an unserem Watson nimmt; dadurch kommen sie selbst mit ihren dummen Streichen zu kurz."
„Die ganze Stadt ja nun auch wieder nicht", schränkte Corner ein. „Mrs. Poldi jedenfalls ist furchtbar eingeschnappt, weil Watson sie nicht in seinem Wagen mitnimmt. Er soll richtig grob geworden sein."
Aber die Stimme des Sargmachers ging bereits in einem neuen Beifallsturm unter. Diesmal galt der Jubel dem schwarzen Fahrer des Lastwagens, Tom Jackson, der ausgestiegen war und Joe Brent um Feuer für seine Zigarette bat. Auch er wurde gefeiert, als ob er die Vereinigten Staaten vor Not und Pestilenz gerettet hätte; er war ganz verwirrt, als er sich wieder hinter sein Steuer klemmte.
Aber — was war denn das?
Die Kapelle mußte wohl ein Zeichen erhalten haben. Jack Dillons Taktstock fuhr hoch. Ein Marsch schmetterte auf: die „Freiheitsglocke" von Souza. Die Köpfe reckten sich. Zahlreiche Frauen, die ihre Babies trotz der kühlen
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