Das Pete Buch 30 - Der Kaiser von Hollywood
Pete. „Du weißt, daß ich diese Ausweichtricks zu Pferd seit langem geübt habe. Wir machen es jetzt einmal anders. Ich bin zu Fuß und ohne Lasso, und du jagst mich und suchst mich einzufangen. Einverstanden? Dauer zehn Minuten. Nachher bin ich dran. Du sollst bestimmt nichts voraus haben."
Sommersprosse wollte zunächst ablehnen. Aber die anderen brüllten so laut „Fein' Los! Vorwärts!", daß er doch einwilligte.
„Dann runter von deinem Gaul, Pete, und lauf zu. 150 Schritte Vorsprung. Aber merk dir eins: Pardon kenne ich nicht, auch wenn du mein bester Freund bist."
Pete sprang aus dem Sattel, wies Black King mit einer Handbewegung zum Hof und rannte selbst 150 Schritte weit davon,
„Los!" brüllte Tuffy abermals.
Sam galoppierte hinter Pete her. Pete lief wie ein Hase. Die Hufschläge dröhnten. Der Lasso zischte. Da warf sich Pete instinktiv flach auf den Boden. Der Wurf ging vorbei.
„Weiter!" rief Pete. „Hast reichlich Zeit, Sommersprosse!" —
Vom Red River her näherte sich ein Hobo, der dem Spiel der Jungen interessiert zusah. Jetzt blieb er stehen. Aber weder Pete noch Sam beachteten ihn im Eifer des Spiels.
Ein neuer Wurf. Pete hatte in der letzten Sekunde über die Schulter zurückgeblickt. Diesmal warf er sich nicht hin, sondern sprang zur Seite. Aber der Lasso flog trotzdem nicht ins Leere. Er traf — den Hobo! Oder, mit anderen Worten: Mr. James Floyd Kimber, Inspektor im Bundeskriminalamt zu Washington, genannt Sugar!
„Oh, damn you!" schrie Sugar auf.
Sam war so überrascht, daß sein Reittier nicht sofort verhielt. Der Hengst jagte an dem Gefangenen vorbei; Mr. Sugar kam zu Fall und wurde ein Stück mitgeschleift, und als Sam kehrtgemacht hatte und zu ihm zurück sprengte, war der Hobo anscheinend bewußtlos.
„Menschenskind!" rief Sommersprosse niedergeschmettert. „Wen habe ich hier denn erwischt? Ich habe den Mann doch gar nicht gesehen. Wie kommt der hierher?"
„Offenbar aus Somerset", versetzte Pete. „Ich entdeckte ihn auch erst im allerletzten Augenblick. Das kommt davon, wenn man sich so in sein Spiel verbeißt."
Auch die anderen Jungen und die Mädchen eilten herbei, und alle scharten sich hilfsbereit um den Gestürzten, der mit geschlossenen Augen wie leblos im Grase lag.
„Es ist doch wohl nichts Ernstliches?" fragte Sam ängstlich, während Pete das Opfer von der Schlinge befreite. „Kerl, Pete, wenn dem armen Teufel doch was passiert ist? Wer mag es sein?"
Pete betrachtete den Fremden genau und schüttelte den Kopf. „Woher soll ich das wissen, Sam? Einen Augenblick mal! Vielleicht hat er einen Ausweis in der Tasche. Ja. Hier! Ein Amtspapier sogar. Donnerwetter! Ja, was ist denn das?"
Das Erstaunen des Jungen war nur zu berechtigt. Denn das Schreiben mit dem feierlichen Vordruck „Sheriffs-Office Somerset", das er dem Hobo aus der Brusttasche gezogen hatte, war keine alltägliche Sache!
„Ein Vollmacht!" rief er. „Von John Watson abgefaßt. Kerl, die Rechtschreibung ist einfach köstlich!"
Pete studierte den Text noch eine Weile r während ihm Sam und Conny verblüfft über die Schulter blickten. Dann schob er das Dokument in die Tasche des Unbekannten zurück, und eine Sekunde später schlug Mr. Sugar die Augen auf.
„Verdammt, Boys!" wetterte er. „Wer hat mir denn das angetan? Ihr übt wohl bereits den Zugüberfall, was?"
„Tut mir leid, Mister", sagte Sam zerknirscht. „Kommen Sie doch bitte mit zur Ranch da drüben und erholen Sie sich. Da ist mein Daddy Verwalter. Sie gehört diesem Boy hier, Pete Simmers, der mein Pflegebruder ist, und seiner Schwester Dorothy — das ist die jugendliche Lady dort, die ihr Kindergemüt gleich durch Kichern unter Beweis stellen wird."
Der Hobo stand sehr leichtfüssig auf und rieb sich den Kopf. „Ein verteufelter Bums war das. Ja, ich will die Einladung mal großherzigerweise annehmen. Würde auch ein Mittagessen nicht verachten. — Aber da kommt mein Freund, mit dem ich heute morgen von Littletown aufbrach. Der wird sich wundern, daß ich schon unter die Räuber gefallen bin."
Außen an der Fenz entlang trampte wirklich Mr. Henry Clark Fitzsimmons alias Smoky heran.
„Du", sagte Sam heimlich zu Pete, indem er ihn am Arm zur Seite zog, „das stinkt mir etwas. Warum kommen die beiden aus verschiedenen Richtungen?"
Pete winkte schnell ab.
„Nicht so auffällig, Sam. Ich mache mir auch meine Gedanken. Der Mann war überhaupt nicht ohnmächtig; sonst wäre er nicht so schnell aufgesprungen.
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