Das Pete Buch 30 - Der Kaiser von Hollywood
nein zu sagen!"
„Hm — vielleicht — unter gewissen Umständen", stotterte der Verhaftete, der nun eine fürchterliche Angst zu bekommen schien. „Ich bitte nur um eins, wenn man mich schon einsperren will — ich habe nämlich so ein schreckliches Grauen vor dem Alleinsein und der junge Gent hier sieht genau so aus, als wäre er schon öfter im Jail gewesen — könnte der nicht freiwillig mit mir kommen?"
„Das würde dir so passen!" höhnte Jimmy. „Kerl, nimm Haltung an, wenn ich mit dir rede! Ich bin jetzt der Sheriff-Anwärter von Somerset, verstehst du? Und du? Wer bist du? — Ein klägliches, verschimmeltes Würstchen!"
Der Lärm draußen wurde immer lauter, und nun erschollen auch Hilferufe.
„Sheriff Watson! Die Kraftfahrer und der Indianer, sie wüten ganz fürchterlich! Joe Brent ist schon bewußtlos!"
„Das war Corner", fuhr Old John auf. „Mann in Not! Ich muß den Colt in Spannung bringen."
Während er diesen löblichen Vorsatz ausführte und dann wieder zum Fenster eilte, begann in Somerset ein richtiger Bürgerkrieg. Denn nun erschien Mr. Dunn auf dem Plan, der von dem Überfall auf Malcolms Drugstore gehört hatte, und warf sich mit dem Ruf „Für die Freiheit! Gegen die Tyrannei! Für Sheriff Tunker!" mitten ins Getümmel. Drei oder vier seiner Freunde folgten seinem Beispiel, und alle schlugen blindlings mit handfesten Knüppeln um sich.
„Nicht schießen, lieber John!" flehte Mrs. Poldi, als Watson den Colt heben wollte. „Kein Blutvergießen vor den Augen deiner teuren Witwe!"
Der Tumult draußen wurde jetzt entsetzlich. Gebrüll, Hurrarufe, Schmerzensschreie, geschwungene Stöcke, geballte Fäuste. Die Kraftfahrer räumten furchtbar auf; auch Corner und Flowers wälzten sich seit einer Minute am Boden herum und hatten es mit dem Aufstehen gar nicht so eilig. Bing Wellman, der Indianer, kämpfte wie ein alter Preisboxer, und Mr. Dunn und seine Genossen verteilten eine Kräutersuppe von 1a-Qualität. Sogar Mr. Settler machte trotz der vorher bezogenen Prügel Miene, mit stürmender Hand aus seinem Salon hervorzubrechen, wurde aber, wenn auch nur mühsam, von seiner weinenden Frau zurückgehalten.
„Für Watson! Für Recht und Ordnung!" brüllten die einen, „Für Tunker! Nieder mit diesem Wahnsinn!" die anderen. Und Bing Wellman stieß jetzt das schrille Kriegsgeheul der Apachen aus, so daß Mrs. Poldi laut aufjammerte und unwillkürlich ihren Skalp festhielt.
Am Ende der Hauptstraße hielten seit einiger Zeit einige jugendliche Reiter: Pete, Sam, Sitka und Conny Gray. Sie fielen in den Kriegsruf ein und lachten und jubelten um die Wette.
„Da sind wir ja noch zur rechten Zeit gekommen!" rief Pete. „So ein Bild! Warum greift denn Sheriff Tunker nicht ein?"
„Der ist doch abgesetzt!" versetzte Mr. Corner, der in wilder Flucht an den Boys vorbei sauste. „Aber — stop! — ja, bin ich denn irrsinnig? — Da bist du ja, Pete! Und du bist doch soeben von Watson verhaftet worden!"
Dann lief er weiter, ohne sich umzublicken, weil er den schrecklichen Apachenhäuptling hinter sich glaubte; Sam aber wurde ungeduldig.
„Los, Boys! Ran an den Speck! Noch einmal das Kriegsgeheul und dann drauf! Im Galopp mitten hinein in die Klumpen! So 'ne Gelegenheit gibt's nur einmal."
Fete aber wehrte ab: „Lieber nicht, Sommersprosse! Wollen die Erwachsenen nicht stören in ihrem kindlichen Spiel!" Aber Sam wollte trotzdem hinein, als ein furchtbarer Schrei ihr Kriegsgebrüll übertönte:
„Der Gefangene ist ausgerissen! Pete Simmers ist fort! Hinterher! Hinterher, Leute!"
„Ja, bin ich denn auch nicht mehr bei Trost?" sagte der richtige Pete. „Oder habe ich einen Doppelgänger?"
Da rannte der junge Mann im „Fastnachtskostüm" die Straße herab. Er hatte sich, während Watson, Mrs. Poldi, Pettifogger, Dulles und Jimmy entsetzt nach draußen auf das Straßengetümmel blickten, schnell durch die Hintertür verdrückt und durch eine Seitengasse die Hauptstraße wieder erreicht. Noch im Laufen schüttelte er sich vor Lachen.
„Mensch, Pete!" rief auch Sam erstaunt, „wenn ich nicht wüßte, daß du hier neben mir hältst — der junge Gent dort gleicht dir wirklich wie ein Skalpmesser dem anderen."
Young Buffalo stutzte, als er Pete erblickte. „Hallo!" sagte er stehenbleibend. „Jetzt wird mir vieles klar! Bist du etwa der Pete Simmers, für den man mich gehalten hat?"
„Allerdings", grinste Pete. „Und du? Young Buffalo Bill, was? Mr. Rickard sprach schon von
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