Das Pete Buch 30 - Der Kaiser von Hollywood
Nase steht ein bißchen schräg im Gesicht. Aber du bist doch Petes Freund! Wie kam denn das?"
Carlos sah in der Tat wüst aus, ein Zeichen dafür, wie wacker Sam ihm am Abend zuvor an den Kragen gegangen war.
„Ich erkläre Ihnen das später, Senior Brent. Aha! Da kommen die anderen auch wieder. Die werden sich wundern, wenn ich erst auspacke."
Old John hatte seine Flucht nämlich abgestoppt und auch die anderen drei wieder zum Stehen gebracht. Er fuchste sich fürchterlich, daß er auch der Panik zum Opfer gefallen war, und gelobte sich, von jetzt an selbst den dicksten Gefahren standzuhalten.
„Carlos Huelva?" rief er. „Du willst uns wohl aushorchen, was?"
Der junge Mexikaner schüttelte beleidigt den Kopf und erzählte, ohne sich unterbrechen zu lassen:
„Ich kam gestern abend zur Salem-Ranch, weil Pete mich telegrafisch herbestellt hatte. Und zwar dachte ich, daß eine Filmgesellschaft mich als Statisten brauchte. Aber nein: Pete sagte mir nach meiner Ankunft, daß ein großes Verbrechen geplant sei: ein Überfall auf die Eisenbahn unter Führung eines Menschen, der aus dem Gefängnis entsprungen sei und sich als der Filmregisseur Lloyd Rickard ausgebe. Die ersten Gewalttaten sind schon geschehen: vorgestern erschienen auf der Ranch zwei Gents namens Sugar und Smoky. Da sie sich als Spione verdächtig machten, wurden sie überwältigt und in Eisen gelegt. Man hat ganz Schreckliches mit ihnen vor; es ist also höchste Zeit, daß sie befreit werden. Ich wurde auch gefesselt, weil ich mich weigerte, an dem Komplott teilzunehmen; und dann banden mich die Banditen an den Marterpfahl, und hauten mich so lange, bis ich gelobte, doch mitzumachen. Heute morgen aber war die Gelegenheit zur Flucht günstig, weil Pete und die anderen nach Littletown geritten sind, um dort die gedungenen Indianer abzuholen; ich setzte mich daher sofort auf mein Pferd und wollte zu Ihnen."
Old John blickte sich triumphierend im Kreise seiner Gefolgschaft um.
„Seht ihr nun, Gents? Habe ich nicht haargenau die Wahrheit vorausgesagt? Ja, gegen meine Intelligenz ist kein Kraut gewachsen! So — und die Bande ist nach Littletown und keiner mehr auf der Salem-Ranch?"
„Nein. Nur Mammy Linda und Dorothy. Auch Senor Tunker ist fort geritten."
„Tunker auch? Sieh einer an! Es stimmt also, daß er zu den Spitzbuben hält. Schön, wir befreien jetzt meine Freunde, und das Weitere findet sich dann. Weißt du, wo sie eingesperrt sind?"
„Ich könnte es Ihnen zeigen. Aber wenn Pete erfährt, daß ich zu Ihnen übergegangen bin — darf ich nicht lieber zurückbleiben?"
„Unter keinen Umständen, Junge!" rief Watson energisch. „Du führst uns jetzt ungesäumt an den Tatort! Los, alleh hopp! Ich reite mit dir voraus, und die anderen folgen. Aber schön nebeneinander jetzt, Gents! Sonst kriegen Corner und Flowers wieder das Hasenpanier."
„Na, John", meinte Brent mißbilligend, „du bist auch ganz nett zur beweglichen Kampfführung übergegangen." Old John jedoch überhörte diese Anspielung, und die Truppe ritt in scharfem Trab zur Salem-Ranch; da nach allem mit Widerstand nicht zu rechnen war, zeigten auch der Sargmacher und der Krämer kühne Gesichter, — nur Jimmy, der Carlos mißtraute, blickte unruhig nach rechts und links und wagte einen neuen Einwand:
„Wenn wir bloß nicht in einen Hinterhalt hineinrasen, Onkel John! Wer sagt dir denn, daß der mexikanische Galgenvogel nicht falsch gesungen hat?"
„Überlaß das mir, Schafskopf!" wies ihn Old John zurecht, ohne sich auch nur umzusehen. „Hast du nicht bemerkt, wie sie ihm das Gesicht poliert haben? Tut mir leid, Carlos, aber du wirst jetzt wohl wissen, daß man nicht in schlechte Gesellschaft geraten darf; hättest dich besser mit Jimmy angefreundet. Und außerdem, Jimmy, hat er mir bestätigt, daß der Rickard kein echter Rickard ist; er kann also kein Verräter sein — kein Verräter an uns jedenfalls. — Aber stop! Da liegt schon die Salem-Ranch. Die Buden da vor dem Hoftor — wer hat die denn dahin gezaubert?"
„Sie befanden sich auf den zehn Lastwagen", versetzte Carlos, „die gestern eintrafen. Es sollen Kirmesbuden sein für ein Rodeo, das auch zum Film gehört. In Wirklichkeit aber sollen sie als Versteck für die Eisenbahnräuber dienen."
„Raffinierte Bande!" rief Watson. „Aber — Mensch, wo sind denn die Fahrer der Wagen geblieben? Bei denen schmecken die Kirschen sauer. Sie hatten gestern im Town wie die Goliaths auf die Leute
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