Das Pete Buch 41 - Mit Humor gehts doch viel besser
bitte . . . werde nicht leichtsinnig", mahnte Bill.
Aber Pete war kein Hasenfuß. Mit einem schnell aufgelesenen Knüppel tastete er sich vorwärts, immer näher an den ersten Planwagen heran. Gespannt verfolgten die beiden anderen jede seiner Bewegungen.
Jetzt hatte er den „Bündelkerl" erreicht und beäugte ihn vorsichtig. Wirklich, so ein komisches Würstchen hatte er in seinem ganzen Leben noch nicht zu Gesicht bekommen!
Der graubehaarte Arm mit der klobigen Hand gehörte einem alten Mann mit einem eingefallenen Gesicht; das heißt, von dem Gesicht war infolge überlanger Bartstoppeln eigentlich nicht viel zu sehen, mit Ausnahme einer gewaltigen Knollennase, die eine riesige Sommersprosse zierte. „Nasenspitze in Milchkakao, mal was anderes", dachte Pete im stillen und beugte sich zu dem Alten herunter. Um dessen mageren Hals war ein schmuddeliges kariertes Tüchlein gebunden, und den verfilzten Schädel zierte eine vorsintflutliche Kreissäge mit grünem Band. Das Hemd, das der komische Scheich trug, war vielfach durchlöchert und mit einem wilden Blumenmuster bedruckt.
Neben diesem Häufchen Unglück lag ein altes Jagdgewehr und unter der lumpigen Zeltbahn, die dem Alten als Decke diente, lugten ein paar Bierflaschen hervor.
„Aha", dachte Pete, „soll wohl Wache schieben — und ist dabei eingepennt!"
Auf Zehenspitzen schlich er sich an den Wagensitz heran, dabei immer den Alten im Auge behaltend. Aus ein paar Schritten Entfernung sahen Bill und Jim atemlos hinüber.
Da öffnete sich zu Petes Entsetzen langsam das eine Auge des Mannes, verdrehte sich in beängstigender Weise und schloß sich wieder. Mit Mühe und Not gelang es Pete,
schnell hinter den Planwagen zu schlüpfen. Daraufhin erhob sich die ganze Gestalt des Alten wie ein Geist aus Lumpen, torkelte mit einem lallenden „Uuääh" ein paar Schritte zurück und wieder auf den Wagen zu.
„Habbich, habbich wohl geträumt", stotterte er, „mich hat doch was angestarrt, so ein Engelsgesichtchen ... mit so großen Ohren . . . kann ja ansta-andshalber mal kontrollieren, kontrolla-lallala, trallala, alle Sachen, seid ihr noch da?"
Dabei summte er ein Kinderlied und torkelte an dem Planwagen entlang. Mit der rechten Faust schlug er an die Plane — „Alles drin, trallala, alle Sachen sind noch da ..."
Als er dann umständlich über die Deichsel stieg, war Pete längst um die Ecke geflitzt.
Du mußt früher aufstehen, wenn du mich erwischen willst, dachte er, bückte sich und stellte an den weiter torkelnden kurzen O-Beinen des Alten fest, in welchem Tempo er ihm aus dem Weg zu gehen hatte.
Ein paar Schritte vor ihm verharrten Jim und Bill in geduckter Haltung und beobachteten interessiert das Versteckspiel, das ihnen der Häuptling des Bundes bot.
Pete blinzelte den Freunden zu. Aber was hatten die? Mit lebhaften Mienen und unmißverständlichen Gebärdenspiel wiesen sie auf den zweiten Wagen, an dem die Kasperle-Figur den Kopf hin und her bewegte.
Die Boys wollten ihren Augen kaum trauen! Der Kerl wurde ja immer länger und länger. Er machte Anstalten, sich auf die Beine zu bringen — aber auf was für Beine! Das waren ja besendürre Stelzen, man hätte bequem drei Paar Gehwerkzeuge daraus basteln können. Und die Arme erst! Sie reichten mindestens bis in die Kniekehlen; es mußte für sie ein Kinderspiel sein, die Dachrinnen zu kitzeln. Auf dem Giraffenhals des langen Labans saß ein kleines Vogelköpfchen mit wenig Kinn, einer spitzen Nase und tiefliegenden Beerenäuglein, die einen treuherzigen Ausdruck hatten. Jetzt grapschte die lange Pfote des Riesen nach dem Gewehr, das er hoch in die Luft reckte.
Heiliger Bimbam, dachte Pete, jetzt hat er mich entdeckt! Wo sollte er nur hin — auf der einen Seite das O-Bein, auf der anderen der „Leuchtturm", wie er den Kerl in Gedanken schon nannte.
Vor Schreck kroch er schnell unter den Wagen.
Bill und Jim schienen ebenfalls wie vom Erdboden verschluckt.
Als Pete nach ein paar endlosen Sekunden den Eindruck hatte, daß ihm niemand auf den Fersen war, schöpfte er wieder neue Hoffnung und blinzelte ein wenig unter seinem Flachdach hervor. Gott sei Dank, der Lulatsch hatte offenbar nur etwas Morgengymnastik treiben wollen . . .
„He da, Smiddy", krächzte seine rauhe Stimme mit gähnendem Unterton hinüber, „was machst 'n da für 'n Lärm? Deine liebliche Stimme, die wie 'ne verrostete Gießkanne klingt, stört meinen Verdauungsschlaf, und der dauert bei mir noch eine Weile,
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