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Das Phantom auf dem Feuerstuhl

Das Phantom auf dem Feuerstuhl

Titel: Das Phantom auf dem Feuerstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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sie schafft das. Wenn sie
einen so anguckt, fühlt man sich wie mit 40 Grad Fieber.
    „Ach so“, meinte er jetzt. „Ich wollte
sagen: Aber du wärst auch ohne Ohrringe glücklich, nicht wahr?“ Sprach’s,
reckte den Kopf und sagte: „Da! Das Sportflugzeug kommt zurück.“
    „Steck’ dir dein blödes Sportflugzeug
an den Hut!“ rief Gaby.
    „Wie?“ Dann lachte er. „Das müßte aber
ein großer Hut sein.“
    Gaby lachte nicht. Wütend funkelte sie
ihn an.
    Tarzan zog den Kopf ein, trat etwas
energischer und fuhr eine halbe Fahrradlänge voraus. Versteh’ einer die
Mädchen!
    Wenig später erreichten sie die
Steinerne Rinne. Die einsame Straße zog sich zwischen sanften Hängen dahin.
Eben fuhr ein Viehtransporter vorbei. Er hatte Kälber geladen. Sie muhten
kläglich und steckten ihre Samtnasen durch die engen Gitter an den Seiten.
    „Am liebsten würde ich überhaupt kein
Fleisch mehr essen!“ rief Gaby. „Diese armen Kälbchen! Die kommen zum
Schlachthof. Schrecklich sowas. In wenigen Stunden sind sie tot.“
    Das stimmte. Und Tarzan wußte es.
Trotzdem sagte er: „Spinn’ doch nicht! Wieso Schlachthof? Die sind zur Zucht
bestimmt. Die kommen zu Bauern, die sich auf Viehhaltung spezialisiert haben.
Wenn du von denen ein Stück Fleisch haben willst, müßtest du aber noch verdammt
viele Jahre warten.“
    „Wirklich?“ fragte Gaby.
    „Auf Ehre!“ antwortete Tarzan. Es war
eine barmherzige Lüge. Immerhin bewirkte sie, daß Gabys Miene sich aufhellte.
Sie war wieder froh.
    Die Unfallspuren waren noch deutlich zu
sehen: Wunden an einer Buche, Lacksplitter im Gras, Glassplitter. Kreidestriche
der Polizei auf dem Asphalt.
    Nur ein einziger Busch stand nahe der
Fahrbahn. Hatte dort das Phantom gelauert?
    Tarzan entdeckte Reifenspuren, die zu
dem Weg führten. Und Ölflecke. Garantiert stammten sie von der Maschine.
    Karl bückte sich und hob eine
Bierflasche auf.
    Tarzan betrachtete sie lange. Es war
eine seltene Marke. Wo hatte er die schon gesehen? Es fiel ihm nicht ein.
    „Pst!“ machte Gaby.
    Es redete zwar keiner. Aber jetzt
hielten alle den Atem an. Denn sie hörten das Knattern eines Motorrades. Das Geräusch
kam aus dem Wald und war nicht allzu weit entfernt.
    Tarzan schwang sich aufs Rad. „Ich seh’
mir an, wer das ist. Wer sagt denn, daß das Phantom nur in der Dämmerung
zuschlägt.“
    Mit seinem Spurt konnten die anderen
nicht mithalten. Tarzan preschte die Anhöhe hinauf und verschwand unter den
Bäumen.
    Der Weg war schmal, sandig, hatte
Grasbüschel an den Seiten und tief ausgefahrene Spuren. Die Bäume standen
dicht. Alles Fichten. Unterholz verwehrte den Blick. Kurve auf Kurve
schlängelte sich der Weg durch den Wald. Tarzan wußte nie, was ihn hinter der
nächsten Kurve erwartete.
    Das Motorengeräusch war verstummt.
Einer Eingebung folgend, verminderte Tarzan das Tempo. Langsam durchfuhr er die
nächste Kurve — dann sah er den Mann.
    Er ging den Weg entlang, kehrte Tarzan
den Rücken zu und trug ein Bündel über dem Arm: Einen schwarzen Motorradanzug
aus Leder. Und einen gelben Helm.
    Tarzan stoppte. Das Herz schlug ihm bis
zum Hals.
    Der Mann hatte ihn nicht bemerkt. Er
ging weiter. Etwa 30 mochte er sein. Dunkles Haar hing auf den Kragen seines
Militaryhemdes. Er trug verbeulte Cordhosen, war über mittelgroß und kräftig.
Jetzt verschwand er hinter einer Kurve.
    Tarzan lehnte sein Rad gegen einen
Busch und folgte ihm zu Fuß.
    Nach wenigen Metern kam er an einer
Schneise vorbei. Irgendwann hatte man hier Bäume gerodet: Ein keilförmiger
Einschnitt, der etwa 50 Meter tief in das Dickicht ragte. Hüfthoch waren Büsche
inzwischen nachgewachsen. Im Hintergrund bildeten Brombeerranken einen Verhau.
    Dort, schoß es Tarzan durch den Kopf,
hat er sein Motorrad versteckt. Das Phantom! Endlich! Durch Zufall stoßen wir
auf ihn. Nicht zu glauben!
    Vorsichtig äugte er um die nächste
Kurve.
    Bald — das wußte er — mündete der Weg auf
eine Forststraße.
    Und richtig. Dort war sie schon. Hier
endete das Dickicht. Hochwald mit schlanken Fichten und viel Zwischenraum
begann.
    Der Mann hatte seinen Wagen unter den
Bäumen abgestellt.
    Tarzan sah, wie er einstieg.
    Der Wagen setzte zurück.
    Tarzan duckte sich hinter einen Busch.
Jetzt konnte er das Nummernschild sehen. Und lesen.
    Der Wagen war in der Stadt zugelassen.
    Mit einem Stöckchen kritzelte Tarzan
die Kfz-Nummer in den Sand. Für alle Fälle! Sein Notizbuch hatte er nicht mit.
    Der Wagen war längst verschwunden,

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