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Das Phantom auf dem Feuerstuhl

Das Phantom auf dem Feuerstuhl

Titel: Das Phantom auf dem Feuerstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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sagte Tarzan. „Davon
war ich überzeugt. Und bin es noch. Das Phantom ist er nicht. Aber als ich ihn
ins Eis-Café bestellte und am Telefon Andeutungen machte, kippte er fast aus
den Schuhen. Vergeßt nicht, wie er sich benahm! Das schlechte Gewissen
persönlich! Die dumme Geschichte von dem überfahrenen Hasen habe ich ihm keinen
Moment geglaubt. Wegen solcher Kleinigkeit macht man sich nicht in die Hose.
Herfurth, Leute, dachte, wir wären ihm wegen der Sache auf der Spur, die
er tatsächlich verbrochen hat: Brandstiftung. Deshalb stand er am Waldrand.
Deshalb hat er mit dem Fernglas den Weindl-Hof beobachtet. Deshalb war er so
komisch, als er sich von mir ertappt fühlte. Alles, was wir in ihm vermutet
haben, trifft zu: Er nimmt Rache. Für das Schicksal seiner Tochter. Er ist
wirklich voller Haß. Aber er ist kein Geisteskranker, der jetzt bei jedem
Autofahrer rot sieht. Sondern er weiß genau, an wem er sich rächen will. An
Weindl.“
    „Stimmt!“ nickte Karl.
    „Diesmal ist kein Irrtum möglich“,
bestätigte Klößchen.
    Gabys Stimme war vor Gram ganz klein,
als sie sagte: „Dann ist also doch alles aus. Er hat ein Verbrechen begangen.
Wieder sind wir mitten drin in dem Konflikt: Sagen wir’s der Polizei oder
nicht? Und diesmal ist es noch viel schlimmer. Mein Papi untersucht diesen
Fall. Daß ich den Täter kenne und es Papi nicht sage — unmöglich! Ach, zum
Heulen ist das! Ich möchte Claudia nicht wehtun. Aber wenn ich schweige, könnte
ich meinem Papi nie wieder ins Gesicht sehen.“
    Tarzan sagte ein einziges, ziemlich
unfeines Wort.
    Karl und Klößchen zeigten betröpfelte
Mienen.
    Aus dem Dorf knatterte ein Trecker
heran. Er zog einen Anhänger, auf dem landwirtschaftliche Geräte lagen. Der
Fahrer nickte den Kindern zu. Er hatte ein rotes Mopsgesicht und qualmte aus
einer Stummelpfeife.
    Alle schwiegen noch immer. Klößchen
beobachtete eine Katze, die auf der nahen Wiese vor einem Mauseloch lauerte —
reglos und geduldig. Nur die Augen schienen zu leben.
    Irgendwo hinter den Wolken nahm der
Wind beide Backen voll. Plötzlich waren Staubwolken auf der Straße. Halme und
Äste bogen sich. Gabys Pferdeschwanz schlenkerte. Tarzan spürte den kühlen
Hauch durch das T-Shirt.
    „Wir könnten im Dorfgasthaus eine Cola
trinken“, sagte er, „und in Ruhe nachdenken. Hier regnet es gleich.“
    Gaby nickte. „Irgendwas muß geschehen.
Aber was?“
    Als sie ins Gasthaus kamen, hatte auch
Tarzan das Gefühl, daß was geschehen würde.
    In dem sauberen, holzgetäfelten Raum
saßen nämlich nur zwei Gäste: Heinz Horbach und Günter Pleikert, die beiden
Typen, die ihnen beim Herold-See die Kleider gestohlen hatten.
    Mit offenem Mund starrten sie die vier
Freunde an.
    Tarzan beachtete die Burschen nicht,
die andern taten es ihm nach. Aber kaum hatten sie sich an einen Ecktisch
gesetzt, als die beiden aufsprangen und hinausliefen.

    „Die bezahlen nicht mal“, sagte
Klößchen. „Und ihr Bier haben sie nicht ausgetrunken.“
    „Bezahlen können sie später“, meinte
Tarzan. „Aber die Gelegenheit, sich bei Iwan einzuschmeicheln, haben sie jetzt.
Tut mir leid, daß ich euch hergelotst habe. An Iwan, den Schrecklichen, und
seine noch schrecklicheren Drohungen habe ich gar nicht mehr gedacht. Hängst du
sehr an deinen Haaren, Gaby?“
    „Du meinst, weil er gedroht hat, sie
abzuschneiden? Naja, es wäre mir schon lieber, wenn ich sie behalten könnte.“
    „O je!“ sagte Klößchen. „Ich glaube,
ich muß mal austreten. Bei Gefahr... hm... Bin gleich wieder da.“
    Als er zurückkam, hatte die Wirtin —
eine rundliche Frau — jedem eine Cola gebracht.
    „Ich sehe nur eine Möglichkeit“, sagte
Tarzan nach dem ersten Schluck, „um allen Teilen einigermaßen gerecht zu
werden: Wir müssen Herfurth veranlassen, daß er sich freiwillig stellt. Sowas
wird immer strafmildernd berücksichtigt. Mildernde Umstände wird man ihm
ohnehin zubilligen. Denn wegen Claudia war er sicherlich in einem Zustand, wo
er kaum klar denken konnte. Ich glaube nicht, daß er vorher irgendwas
angestellt hat. Also ist er nicht vorbestraft. Wenn er außerdem den Schaden
wieder gutmacht, wird seine Strafe sicherlich zur Bewährung ausgesetzt. Das
bedeutet, er muß nicht ins Gefängnis.“
    „Ich werde meinen Papi bitten, daß er
sich für ihn einsetzt“, sagte Gaby. „Deinen Vorschlag, Tarzan, finde ich sehr
gut.“
    „Hoffentlich macht Herfurth nicht auf
stur“, sagte Karl.
    „Wie funktioniert das eigentlich

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