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Das Phantom auf dem Feuerstuhl

Das Phantom auf dem Feuerstuhl

Titel: Das Phantom auf dem Feuerstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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hinten ist der Waldrand, wo Herfurth mit seinem Fernglas stand.
Mir ist eben was eingefallen. Ungeheuerlich! Kommt mal mit!“
    Sie ließen die Räder zurück. Unter den
Bäumen liefen sie zum Waldrand. Der Boden war lehmig, aufgeweicht vom Regen.
Die nassen Farne klatschten um die Jeans. Bald hatten alle nasse Waden.
    Am Waldrand blieb Tarzan stehen.
    Über den Feldern lag trübes Licht. Die
Luft stand still wie vor einem Gewitter. Am Horizont bildeten sich
Dunstschwaden. Einer hatte die Form einer Brezel und trieb auf den Kirchturm
von Klettenborn zu.
    „Und?“ fragte Klößchen.
    Tarzan deutete zum Weindl-Hof hinüber. „Da!“
    „Man sieht, daß es gebrannt hat. Und?“
    „Außerdem sehe ich Anneliese Weindl“,
rief Gaby. „Dort hinten auf dem Rad. Sie muß es sein. An ihrem bunten Rock
erkenne ich sie. Sie fährt nach Klettenborn.“
    „Hinterher!“ sagte Tarzan. „Ich muß mit
ihr reden.“
    „Was? Mit der Kleinen?“ staunte
Klößchen.
    Auch Karl schüttelte seinen mit Wissen
angefüllten Computer-Kopf. „Jetzt verstehe ich gar nichts mehr!“
    „Wartet’s ab!“ rief Tarzan und rannte
bereits zurück. „Es ist nur eine Idee — vielleicht Blödsinn.“
    „Der Blödsinn treibt dich aber „gewaltig
zur Eile“, rief Gaby und japste übertrieben, als bekäme sie kaum noch Luft.
    Sie sprangen auf die Räder. Flott ging’s
dann in Richtung Klettenborn.
    Erst mußten sie durch eine Senke.
Tarzan verlor Anneliese aus den Augen. Aber als sie dann wieder auf gleiche
Höhe kamen, sah er sie vor sich. Mit einem Spurt hätte er sie in
Minutenschnelle erreicht. Aber das war nicht nötig. Noch vor dem Ortsrand
hatten sie das Mädel eingeholt.
    „Hallo, Anneliese!“ rief Tarzan.
    Sie sah sich um. Ein Leuchten glitt
über ihr rundes Gesicht. Sie hielt an, Tarzan begrüßte sie. Die anderen kamen
inzwischen auch heran.
    „Wir haben gehört, daß es bei euch
gebrannt hat“, sagte Tarzan. „Schlimm, sowas! Tut uns leid.“
    Sie nickte. „Vor allem wegen Erich.“
    „Ist das der Knecht?“
    „Ja. Ein ganz netter Mann. Ich mag ihn
sehr. Er erzählt mir ulkige Geschichten — und überhaupt: Er ist prima. Aber
jetzt“, ihre Miene wurde betrübt, „kennt man ihn kaum wieder. Ganz
niedergeschlagen ist er. Mein Vater will ihn ‘rauswerfen. Erich sagt, er kriegt
keine neue Stellung wieder — wo ihm das mit dem Brand doch schon zum zweiten
Mal passiert ist. Er trinkt ja nur ganz selten Schnaps. Aber wenn, dann gleich
zuviel. Deshalb ist das passiert. Wenn Erich weg geht oder ins Gefängnis muß,
dann weine ich. Das weiß ich jetzt schon.“ Sie schluckte.
    „Daß er den Brand verursacht hat“,
sagte Tarzan, „ist ja noch gar nicht bewiesen. Aber, Anneliese, ich wollte dich
etwas fragen. Stimmt es, daß dein Vater vor einigen Monaten mit dem Auto einen
Unfall gebaut hat?“
    Das Mädchen nickte. „Das stand doch in
der Zeitung.“
    „Er hat ein Mädchen angefahren, nicht
wahr?“ Tarzan mußte sich zusammennehmen, um seine Erregung zu verbergen.
    „Leider“, sagte Anneliese. „Ich saß
nicht im Wagen. Aber meine größere Schwester, die Edeltraut, war dabei. Sie hat’s
mir erzählt. Es war schrecklich. Das Mädchen lag bewußtlos auf der Straße —
richtig schwerverletzt. Aber mein Vater hat keine Schuld. Sie ist ihm vor den
Wagen gelaufen.“
    „Weißt du den Namen des Mädchens?“
    „Klar. Sie heißt Claudia Herfurth.“
    Nach diesen Worten war es so still, daß
man hören konnte, wie der Wind in den Chausseebäumen flüsterte.
    „Was ist denn?“ fragte Anneliese und
sah ängstlich von einem zum andern.
    „Nichts!“ Tarzan lächelte sie an und
tätschelte ihren Arm. „Du fährst zum Einkaufen, ja?“
    „Heute nicht. Ich besuche meine
Freundin. Wir wollen uns zusammen was im Fernsehen angucken.“
    „Dann viel Spaß, Anneliese.“
    Bevor sie weiterfuhr, wollte sie
wissen, wo Oskar sei. Gaby erklärte ihr, daß er wegen seiner Erkältung zu Hause
bleiben mußte. Schließlich radelte das Mädchen weiter. Aber die vier Freunde
blieben am Straßenrand stehen.
    „Von der Ohrfeige“, sagte Karl, „muß
ich mich erstmal erholen. Mensch, Tarzan! Woher hast du das gewußt?“
    „Gewußt habe ich nichts. Es war eine
plötzliche Erleuchtung.“
    Gabys Gesicht war kalkweiß. Sie hatte
sich furchtbar erschrocken.
    „Also“, sagte sie. „Wenn er... Ihr
denkt doch das gleiche wie ich? Ich meine...“ Sie redete nicht weiter. Man
konnte ihr ansehen, daß sie litt.
    „Herfurth verbirgt was“,

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