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Das Phantom der Freiheit

Das Phantom der Freiheit

Titel: Das Phantom der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Luif
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einen brauchbaren Vorschlag hatte, brachten sie es immer fertig, das Verdienst bei einem anderen zu finden.
    Ich ging zu einer anderen Agentur und hatte keine solchen Schwierigkeiten. Wieder wußten sie, daß ich ein Androide war, aber das schien niemanden zu interessieren. Wenn ich meine Sache gut machte, wurde es anerkannt. Wenn ich etwas schlecht machte, fluchte mein Chef und nannte mich unfähig und eine hohlköpfige Luxuspuppe und dergleichen. Aber es kam ihm nie in den Sinn, mich einen dreckigen Androiden zu nennen. Ich glaube auch nicht, daß er selber ein Androide war.
    Ich wurde Mitglied einer Laienspielgruppe, aber das war wieder nicht der richtige Verein für mich. Es machte ihnen nichts aus, daß ich ein Androide war, aber sie fanden es ganz natürlich, daß ich und ein anderes Androidenmädchen nicht den gleichen Ankleideraum wie die drei übrigen Mädchen hatten. Wenn wir auswärts spielten, wo die räumlichen Verhältnisse oft beengt waren und nur ein Ankleideraum zur Verfügung stand, mußten wir uns in den Kulissen umziehen.
    Es gab viele kleine Vorkommnisse von dieser Art. Sie wurden häufiger, als ich älter wurde – nicht, weil die Differenzierung schärfer geworden wäre, sondern weil ich Eingang in die Mittelschicht gefunden hatte. In Kreisen, wo einem angekreidet wird, daß man kein Abitur oder Universitätsstudium hat, ist es natürlich ein schwerer Nachteil, wenn man außerdem noch ein Androide ist.
    Dann trat das Gleichstellungsgesetz in Kraft, und es war nicht länger nötig, zuzugeben, daß man ein Androide war. Ich weiß nicht, was die Athenische Tennisliga tat, um dieser Situation zu begegnen. Ich war inzwischen nach Everton gekommen, und kaum jemand wußte, daß ich ein Androide war. Und die Tatsache ist, trotz allem, was ich gesagt habe, daß es die Leute nicht kümmert. Es gibt viele Androiden, es gibt viele Menschen. Es kann einem passieren, daß man der einzige Androide einer Gruppe ist – oder der einzige Mensch.
    Dann lernte ich meinen Mann kennen.«
    »An diesem Punkt«, sagte Roderick, »können wir, glaube ich, aufhören. Herr Vorsitzender, ich ziehe mein Scheidungsbegehren zurück und bitte Sie, das Verfahren einzustellen.« Er trat zu Alison und gab ihr seinen Arm. »Komm, Liebling, laß uns gehen.«
     
    Wieder brach Tumult aus. Stimmengewirr, Pfiffe und Applaus vereinigten sich zu einem Lärm, den Glocke und Ordnungsrufe des Richters kaum zu durchdringen vermochten. Richter Collier sprang auf und fuchtelte mit beiden Armen.
    »Halt! Sie können nicht einfach so davonlaufen!« brüllte er. »Wir sind noch nicht fertig. Ich kann Sie wegen Mißachtung des Gerichtes bestrafen!«
    »Also gut«, seufzte Roderick, um mit erhobener Stimme fortzufahren: »Nachdem ich meine Scheidungsklage zurückgezogen habe, ist mir nicht ganz klar, was es noch zu regeln geben sollte, aber vielleicht erwarten Sie eine Erklärung. Nun, wenn ich recht habe, dann habe ich etwas gefunden, das seit zweihundert Jahren unter jedermanns Nase gewesen ist, aber nie gesehen wurde. Ich will nicht sagen, daß ich es in fünf Minuten gefunden habe; in den vergangenen zwei Wochen habe ich mich intensiv damit beschäftigt. Dabei kam mir zustatten, daß ich die Unterlagen von vielen androiden Patienten auswerten konnte.
    Wenden wir uns für einen Moment der menschlichen Sterilität zu. Wie Ihnen bekannt sein wird, können ihre Ursachen physiologischer, aber auch psychologischer Natur sein. Als Psychologe behandelte ich wiederholt Patienten wegen sogenannter Unfruchtbarkeit, die in Wahrheit nichts mit echter Sterilität zu tun hatte, sondern eine Neurose war. Diese Leute hatten und haben keine Kinder, weil sie sie infolge einer unbewußten Fixierung nicht wollen oder glauben nicht haben zu dürfen.
    Meine Idee ist nun, daß die Unfruchtbarkeit der Androiden allein psychologisch bedingt ist. Sie hat nichts mit der Unfruchtbarkeit durch Strahlungsspätschäden zu schaffen, die den Reproduktionszyklus der Menschheit weitgehend lahmgelegt hat. Gewiß, die Androiden sind der gleichen Strahlungsquote ausgesetzt wie wir alle, aber wenn sie grundsätzlich fortpflanzungsfähig sind, wovon Doktor Smiths Material mich überzeugt hat, dann sollte ihre Reproduktionsrate derjenigen der Menschen zumindest gleich sein. Daß das bisher nicht der Fall ist, muß nach meiner Meinung auf den psychologischen Faktor zurückgeführt werden.
    Wenn wir eine Umfrage veranstalteten, würden wir wahrscheinlich herausfinden, daß die

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