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Das Phantom der Freiheit

Das Phantom der Freiheit

Titel: Das Phantom der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Luif
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Gerichtsverfahrens auszusetzen, mit all der unvermeidlichen Publizität, die so etwas mit sich bringt.«
    Sie warteten darauf, daß ich ihnen zustimmte, also tat ich es.
    »Was uns in erster Linie interessiert, Mr. McNally, ist nicht sosehr die genaue Höhe Ihres Einkommens – obwohl auch das eine äußerst ernste Frage ist, die zu unserer Zufriedenheit geklärt sein muß, bevor wir diese Sitzung beschließen.«
    Das machte mich auf meinem Stuhl gerade sitzen.
    »Nicht sosehr die Höhe, Mr. McNally, als vielmehr die Quelle. Sagen Sie uns, für wen arbeiten Sie, und wie tun Sie es?«
    »Ich arbeite nicht.«
    Sie waren sehr geduldig. »Wie nehmen Sie die Wetten an, Mr. McNally? Wie bringen die Leute die Wetten zu Ihnen, und wie wickeln Sie die Auszahlungen ab?«
    »Was für Wetten?« fragte ich verdutzt. »Wovon sprechen Sie?«
    »Kommen Sie, Mr. McNally. Kommen Sie schon! Wir sind alle Kinder dieser Welt. Wir wissen, daß Sie eine Einkommensquelle haben. Was wir wissen wollen – und wir sind sehr neugierig –, ist, wie Sie es fertigbringen, Ihre Geschäfte abzuwickeln, ohne sich irgendwelcher Kommunikationsmittel zu bedienen, die wir ausmachen konnten.«
    Sie warteten einen Moment, um mich nachdenken zu lassen, dann: »Wir sagen Ihnen ganz aufrichtig, daß Sie uns vor ein Rätsel stellen. Es beschäftigt uns so, daß wir vielleicht zu einer Art Abkommen gelangen können, das Ihnen erlaubt, Ihre überfälligen Steuern ohne zusätzliche Bestrafung nachzuzahlen.«
    Ich fing an zu lachen. Zuerst lachte ich, dann brüllte ich.
    »Dann waren Sie die Quelle von all dem Klicken und Knacken, das wir seit einiger Zeit im Telefon hören!« sagte ich. »Und Sie steckten wahrscheinlich auch hinter diesen Lieferwagen und Personenautos, die oft tagelang vor meinem Haus herumstanden.« Ihre Gesichter gaben es zu. »Und Sie halten mich für einen illegalen Buchmacher und können nicht herauskriegen, wie ich Wetten annehme und wie ich auszahle. Und ich wette, daß unser neuer Milchmann und unser neuer Bäcker Ihre Leute sind!«
    Sie ließen mich auslachen, aber es gefiel ihnen nicht. Einer von den Regierungsmännern stand auf und ragte drohend vor mir.
    »Mr. McNally, dies ist keine lächerliche Bagatelle für Sie, sondern eine bitterernste Angelegenheit. Sie sind als ein freier Mann hierhergekommen, und wenn Sie wollen, werden Sie als ein freier Mann gehen. Aber eins kann ich Ihnen mit absoluter Sicherheit ankündigen: daß Sie unter weniger angenehmen und mehr förmlichen Umständen hierher zurückkehren werden, sobald wir das Beweismaterial, das wir gegen Sie haben, einem Staatsanwalt vorlegen.«
    Das hörte sich nicht so gut an, und sie sahen es alle an meinem Gesicht.
    »Haben Sie sich einmal überlegt, Mr. McNally, was Ihrer Frau und Ihren Kindern geschehen würde, wenn ein Gerichtsverfahren gegen Sie in Gang käme? Sind Sie bereit, die Strafe auf sich zu nehmen, zu der Sie schon wegen der Tatsache verurteilt würden, daß Sie vorsätzlich drei Jahre lang keine Einkommensteuererklärung abgegeben haben? Ist Ihnen klar, daß wir zur Abdeckung Ihrer Steuerschuld die Zwangsversteigerung Ihres Hauses erzwingen können? Und bedenken Sie schließlich, daß Sie von einer Gefängniszelle aus kein Buchmachergeschäft betreiben können, gleichgültig auf welchem Weg Sie sich mit Ihren Mittelsmännern verständigen. Haben Sie daran gedacht, Mr. McNally?«
    Die Regierungsleute hämmerten in dieser Manier weiter, und ich dachte nach. Eine kleine Chance war besser als keine Chance. Dann gaben sie mir mein Stichwort. Jemand sagte gerade: »... und Sie können nicht hier sitzen und uns weismachen wollen, Sie hätten dieses stattliche Einkommen aus der Luft geholt!«
    »Was sagten Sie gerade?« unterbrach ich.
    »Wir sprechen über die Unmöglichkeit für Sie, zu beweisen ...«
    »Nein. Ich meine, was Sie über Geld aus der Luft sagten.«
    Das kollektive Überlegenheitslächeln. »So buchstäblich brauchen Sie es nicht zu nehmen, Mr. McNally. Wir wissen, daß Sie ein regelmäßiges Einkommen hatten und haben; wir wollen wissen, wo und wie Sie dazu kommen.«
    Ich sagte es ihnen. »Aus der Luft, wie Sie sagten.« Ich zog meine Brieftasche, nahm eine Handvoll Scheine heraus und reichte sie herum. »Sie könnten einmal die Nummern dieser Banknoten miteinander vergleichen«, sagte ich. »Das Geld direkt aus der Luft zu holen, ist die sauberste Sache – so sind keine Krankheitskeime daran.«
    Sie verglichen die Seriennummern, und sie verglichen die

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