Das Phantom der Freiheit
Besuch, daß er für alle eine Runde ausgab, was bei Art selten genug vorkommt. Als ich nach Hause kam, lag Jean im Bett und tat, als ob sie schliefe. Ich ließ sie in Ruhe und legte mich selbst schlafen.
Früh am anderen Morgen stand ich vor dem Schalter im Finanzamt in der Schlange, das Herz in meinem Mund und Blei in den Schuhen. Ich sagte ihnen, warum ich gekommen war, und sie schickten mich im Haus herum zu drei verschiedenen Stellen, bis ich zu dem Mann mit meiner Akte kam.
Der Mann hatte große Ohren und schlechte Laune. Sein Name war Johnson, und er machte gleich klar, daß er für mich Mr. Johnson war. Dann kam er sofort zur Sache.
»Sie haben Glück, Mr. McNally, daß Frank Morton so nachbarlich gehandelt hat, wie er es nennt. Aber das tut hier nichts zur Sache. Sie haben für 1962, 1961 und 1960 keine Steuererklärungen abgegeben. Warum nicht?«
Ich wollte mich nicht verrückt machen lassen, aber ich wußte, wie ich ihn hochbringen konnte. Ich verabscheue Diener der Öffentlichkeit mit Minderwertigkeitskomplexen.
»Nun, Johnson«, sagte ich, »aus einem guten Grund. Denn 1962, 1961 und 1960 hatte ich kein Einkommen.«
Das war genau die Antwort, die er suchte und nicht erwartet hatte. Er wühlte wie verrückt in seinen Papieren, unfähig, an sein Glück zu glauben.
»Also, Mr. McNally«, sagte er triumphierend, »das ist eine ziemlich eigenartige Erklärung. Sie sind Besitzer eines Hauses mit einem Einheitswert von vierundzwanzigtausend Dollar. Der Marktwert beträgt mindestens das Dreifache davon. Richtig?«
Natürlich hatte er recht.
»Und Sie sind seit drei Jahren ohne Einkommen, Mr. McNally? Ohne jedes Einkommen?«
»Johnson«, sagte ich bekümmert, »ich bin ein sehr gesetzesfürchtiger Mann. Ich bin durchaus vertraut mit dem Einkommensteuergesetz« – was ich nicht war – »und außerdem ein sehr sparsamer Mensch. Meine Frau macht alle meine Anzüge und baut selbst im Garten an, was wir zum Essen brauchen. Ich brauche kein Einkommen, aber um die Langeweile zu vertreiben, denke ich daran, mich um einen Posten im öffentlichen Dienst zu bewerben, in eine Abteilung mit Publikumsverkehr. Noch etwas, Mr. Johnson?«
Nein, sonst gab es nichts. Aber: »Sie werden sehr wahrscheinlich in Kürze von uns hören, Mr. McNally.« Als ich ging, kritzelte er wild mit einem roten Kugelschreiber. Ich wünschte, ich hätte eine weniger leicht reizbare Wesensart, aber wer als ein Lamm zur Welt kommt, aus dem wird ein Schaf. Ich konnte nichts weiter tun als abwarten, daß die Räder mich überrollten, mit Johnsons Fuß auf dem Gaspedal.
Die Räder rollten und verfehlten mich anscheinend. Oder diesem Johnson war der Fuß eingeschlafen. Das Jahr ging zu Ende, und wir hörten nichts mehr vom Finanzamt, und als es wieder Mai wurde, hatten Jean und ich die Angelegenheit fast vergessen. Wir dachten, eine kleine Reise wäre eine hübsche Abwechslung, und erfuhren, daß man einen Paß brauchte, wenn man nach Europa wollte. Wir beantragten Pässe für uns. Das mußte der Auslöser gewesen sein, der jemanden auf die Idee brachte, wir versuchten uns der heimischen Jurisdiktion zu entziehen. Statt der Pässe erhielt ich eine Vorladung.
Es war keine Gerichtsverhandlung. Es gab keinen Richter, und ich hatte keinen Anwalt. Wir setzten uns auf unbequeme Stühle einander gegenüber, und das war alles. Es hat nicht viel Sinn, Namen zu erwähnen, also werde ich es nicht tun. Es war nur eine Zusammenkunft, um zu sehen, ob die Dinge ohne ein Gerichtsverfahren geregelt werden könnten; wahrscheinlich, weil Gerichtsverfahren Zeit und Geld kosten. Sie waren einigermaßen anständig, aber es lief auf dies hinaus:
»Mr. McNally, Sie haben ein Haus, einen großen Wagen und ein Bankkonto.«
Das Bankkonto war nicht groß, und ich erwähnte das.
»Groß genug für jemanden, der behauptet, seit Jahren ohne Einkommen zu sein. Und wir können beweisen – tatsächlich beweisen – Mr. McNally, daß Sie in den vergangenen drei Jahren ein nicht gerade bescheidenes Leben geführt haben. Die Steuerfahndung hat ermittelt, daß Sie pro Woche durchschnittlich vierhundert Dollar ausgeben und ausgegeben haben – eher mehr als weniger. Das ist ein Lebensstandard, der sich sehen lassen kann.«
Ich konnte nichts tun als es zuzugeben und sie zu ihrer Gründlichkeit zu beglückwünschen. Sie waren nicht beeindruckt.
»Also, Mr. McNally, das ist der Grund, warum Sie jetzt hier sind. Wir sehen keinen Sinn darin, Sie den Unannehmlichkeiten eines
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