Das Phantom der Schule
an die feuchten, kühlen Ziegelsteine und versuchte in den Nebenraum zu blinzeln.
„Nein!“ Mit diesem überraschten Ausruf ließ das Mädchen die Schultern sinken und entspannte sich. Mutig schritt es in die Kammer. Zögernd folgten ihm Axel und Dominik.
Der Raum war leer. Absolut leer.
Durch ein Loch in der Wand sahen die drei auf einen Berg aus Knochen und Totenschädeln. Doch sonst war nichts Auffälliges zu entdecken.
„Wo ... wo ist diese Frau von Schreck?“ fragte Dominik verdutzt. „Ich meine ... wie ist sie hereingekommen und wo ist sie hinausgegangen?“
Lieselotte konnte als Antwort nur mit den Schultern zucken. Sie stand vor einem absoluten Rätsel. . Axel tastete die Wände ab. Möglicherweise befand sich irgendwo eine Geheimtür mit einem Geheimgang dahinter.
„Vielleicht ist... ist diese Frau durch die Pestgrube anmarschiert und über all die Gebeine gestiegen“, sagte Dominik zögernd. Allein der Gedanke ließ ihn erschaudern.
Gebannt starrten die drei durch die vergitterte Öffnung auf die Knochen.
Da räusperte sich plötzlich hinter ihnen jemand mit einer tiefen Stimme.
Der Schreck schoß den dreien durch alle Glieder.
Glatze mit Tintenfisch
„Wieso habt ihr euch von der Gruppe getrennt?“ fragte die Stimme streng.
„Entwarnung!“ flüsterte Lieselotte und drehte sich um. Im Durchgang stand der Führer. Er hatte die Fäuste energisch in die Hüften gestemmt und sah nicht gerade fröhlich drein.
„Ach ... wissen Sie ... “ stammelte Dominik und grübelte fieberhaft nach einer Ausrede. „Wissen Sie, ... wir haben gewettet, wie die Sagenfigur heißt, die in eine Pestgrube gefallen ist und am nächsten Tag wieder kerngesund herausgekrochen ist. Es war ein Dudelsackpfeifer — das wissen wir. Aber wie war sein Name?“
Das Gesicht des Mannes wurde etwas freundlicher.
„Ach was“, stieß er hervor, „interessiert sich im Computer-Zeitalter wirklich noch jemand für Sagen? Es war ,Der liebe Augustin’!“
„Und damit habe ich die Wette gewonnen!“ jubelte Lilo.
„Darf ich euch nun bitten, mir zum Ausgang zu folgen?“ forderte sie der Fremdenführer auf.
„Aber klar“, rief Axel großmütig. In seinem Innersten war er unglaublich froh, aus den Katakomben wieder herauszukommen. Mit Begleitung war es natürlich noch angenehmer. Allein hätten sich die drei im Gewirr der Gänge sehr schnell verirren können. Axel bekam jetzt noch eine Gänsehaut.
Erleichtert zog Axel die frische Luft durch die Nase, als sie über eine steile Treppe wieder ans Tageslicht gelangten.
Durch die belebte, breite Fußgängerzone der Kärntnerstraße schlenderten die drei Knickerbocker zum weltberühmten Hotel Sacher.
„Das ... das gibt es einfach nicht! Das ist unmöglich. Wir haben ihre Stimme gehört. Klar und deutlich. Sie muß also im Nebenraum gewesen sein, Aber—. diese Frau von Schreck kann sich doch nicht in dünne Luft aufgelöst haben!“ Lieselotte ruderte bei ihren Überlegungen wild mit den Händen durch die Luft. Sie war außer sich. Sie hatte schon einige Rätsel gelöst. Sogar dem Schneemonster von Kitzbühel war sie auf die Spur gekommen. ) Aber auf das Erscheinen und Verschwinden der geheimnisvollen Dame mit dem rollenden „r“ konnte sie sich keinen Reim machen.
„He, wo ist eigentlich die Stocker hin?“ fragte Axel plötzlich.
„Die ist schon vor uns aus den Katakomben gestiegen und bestimmt schon in die Redaktion zurückgefahren“, vermutete Lieselotte. „Verdammter Steinbockmist. Wir hätten sie nicht aus den Augen verlieren dürfen. Vielleicht hätten wir mehr über den schwarzen Brief erfahren.“
An diesem Nachmittag schien nichts so recht nach Plan zu laufen. Lieselotte war sauer. Vor allem auf sich selbst. Nicht einmal die herrliche Schokolade-Sachertorte konnte sie besser stimmen.
In seiner Wut übersah das Superhirn allerdings völlig, daß jemand den drei Junior-Detektiven gefolgt war. Die Knickerbocker-Bande wurde nicht mehr aus den Augen gelassen ...
Es war bereits sieben Uhr am Abend. Eduard Schöberl nahm seine Brille ab und wischte sich mit dem Taschentuch über das Gesicht. Diese Hitze! Wurde es denn niemals kühler?
Er saß vor dem Bildschirm eines Computers und gab Stichworte ein.
Herr Schöberl verwaltete nämlich das Archiv der „Großen Zeitung“. Alle Ausgaben seit dem ersten Erscheinungstag waren in dicken Ordnern gesammelt und standen in langen Regalen.
Um alte Artikel schneller zu finden, erstellte Herr Schöberl nun einen
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