Das Phantom im Netz
des Casinos hatte, in dem sie sich aufhielt, rief ich dort an und bat den Angestellten, jemanden für mich auszurufen, wobei ich einen Namen von Moms alten Freundinnen angab. Ich habe niemals einen Namen zweimal hintereinander benutzt, sondern immer rotiert. An einen Namen erinnere ich mich noch: »Mary Schultz«.
Wenn meine Mutter also einen Aufruf für jemanden hörte, dessen Namen sie kannte, nahm sie das nächste Haustelefon ab, und der Telefonist konnte mich mit ihr verbinden.
Wenn das FBI wirklich darauf aus war, jemanden zu kriegen, zapfte es auch Münztelefone an, die ein enger Verwandter oder Freund des Gesuchten regelmäßig benutzten. Warum sollte ich das Risiko eingehen? In einem Casino-Hotel trafen Dutzende, wenn nicht Hunderte Anrufe zugleich ein. Selbst wenn McGuire und Co. beschlossen hatten, meine Mutter zu observieren – in der Hoffnung, ich würde sie anrufen und meinen Aufenthaltsort verraten –, könnten sie doch einen Anruf, der über die ständig ausgelastete Zentrale eines Hotels wie dem Caesars Palace lief, nicht so leicht nachverfolgen.
Da ich noch nie auf der Flucht gewesen war, außer vielleicht während der paar Monate in Oroville als Jugendlicher, hatte ich keine Ahnung, wie ich mich verhalten sollte. Sich so weit aus dem Netz zu begeben, hatte etwas Beängstigendes, aber ich ahnte schon, dass es mir gefallen würde. Es fühlte sich an wie der Beginn eines aufregenden Abenteuers.
Sechsundzwanzig
Privatdetektiv
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Z um ersten Mal in meinem Leben wäre ich ganz auf mich allein gestellt. Es war ein seltsamer Gedanke, dass ich in Denver ohne meine Mom und meine Oma leben würde, aber auch ein aufregender. Mit dem Abheben meines Fliegers in Las Vegas würde ich wortwörtlich vom Erdboden verschwinden. In meiner neuen Heimatstadt würde ich mich dann in die Anonymität flüchten.
Können Sie sich das Gefühl von Freiheit vorstellen, kurz bevor man ein ganz neues Leben beginnt, einen neuen Namen und eine neue Identität annimmt? Natürlich vermisst man Familie und Freunde, das Gefühl von Geborgenheit, das man in einer vertrauten Umgebung hat. Aber abgesehen davon, würde es sich nicht wie ein großes Abenteuer anfühlen?
Während des Flugs zur »Mile High City« nahm meine Aufregung weiter zu. Als das Flugzeug der United Airlines landete, war ich erst einmal enttäuscht. Der Himmel über Denver war an jenem Nachmittag bewölkt und trüb. Ich nahm ein Taxi und bat den Taxifahrer um eine Empfehlung für ein Hotel in einer guten Gegend, in dem Zimmer auch wochenweise vermietet wurden. Seine Wahl fiel auf ein Haus in einer ganzen Reihe von Hotels.
Von mir bekäme das Hotel etwa zweieinhalb Sterne, es war also untere Mittelklasse. Allerdings wurden dort Zimmer doch nicht wochenweise vermietet. Aber nach etwas Verhandlungsarbeit bekam ich einen Preis, mit dem ich leben konnte.
Die meisten Menschen glauben, dass das Leben auf der Flucht so ist, wie es in den Filmen dargestellt wird: Man schaut sich ständig ängstlich um und ist dauernd auf der Hut, entdeckt zu werden. Ich selbst habe diese Erfahrung in den folgenden Jahren nur selten gemacht. Sobald ich meine neue Identität etabliert und sie mit überprüfbaren, amtlichen Nachweisen untermauert hatte, fühlte ich mich sicher. Um mir den Rücken komplett freizuhalten, richtete ich ein Frühwarnsystem ein, falls jemand nach mir suchte. Wenn mir jemand zu nahe kam, reagierte ich sofort. Aber von Anfang an hatte ich fast immer einfach nur Spaß.
Als Allererstes hackte ich mich in jeder Stadt in die örtliche Telefongesellschaft, damit mich niemand allzu einfach aufspüren konnte. Zunächst brauchte ich eine Einwahlnummer, mit der sich Servicetechniker in die Hauptverteiler der Telefongesellschaft einwählten. Ich beschaffte mir die Nummer der Vermittlungsstelle mit den Hauptverteilern, die ich kontrollieren wollte. Ich rief an und sagte etwa: »Hi. Hier ist Jimmy aus der Konstruktion. Wie geht‘s Ihnen heute?«
Dann fuhr ich fort: »Wie ist die Einwahl für die VDU?«
Ich benutzte die Kurzform für Visual Display Unit, die Anzeigeeinheit, die Servicetechnikern beim Außeneinsatz vollen Zugriff auf den Hauptverteiler erlaubt. Sehr praktisch war, dass man bei einem Hauptverteiler vom Typ 1AESS für den Zugang noch nicht einmal ein Passwort brauchte. Wer auch immer auf diese Idee gekommen war, dachte wohl, dass jeder, der die Telefonnummer wusste,
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