»Speicherfresser«-Programm, das regelmäßig E-Mails an Nutzer verschickte, die sehr viel Speicherplatz belegten. Bruce Koball, Mitorganisator einer öffentlichen Konferenz namens Computers, Freedom and Privacy Conference (CFP), bekam eine solche E-Mail.
In der Mail stand, dass das Konto der CFP mehr als 150 Megabyte Speicher bei The Well belegte. Koball sah in dem Verzeichnis nach und stellte fest, dass die Dateien gar nicht der CFP gehörten. Bei der Durchsicht der Dateien, die E-Mails enthielten, sah er, dass alle an
[email protected] adressiert waren.
An diesem Abend warf Koball einen Blick in die Ausgabe der New York Times vom nächsten Morgen und stieß im Wirtschaftsteil auf die Titelstory von John Markoff mit der Überschrift »Taking a Computer Crime to Heart« (»Computerkriminalität ernst genommen«). Hier ein Auszug:
Es war, als wollten die Diebe ihr Können unter Beweis stellen, indem sie beim Schlosser einbrechen. Daher fasste Tsutomu Shimomura, in diesem Fall der Schlüsselmeister, den Einbruch auch als persönlichen Affront auf, und daher ist die Lösung des Falls für ihn auch Ehrensache.
Mr. Shimomura ist einer der führenden Experten des Landes auf dem Gebiet der Computersicherheit. Er veranlasste am Montag die Veröffentlichung einer dringenden Warnung durch eine Computerbehörde der Regierung. Unbekannte Eindringlinge, so warnte die Behörde, hatten mithilfe einer ausgefeilten Einbruchstechnik Daten von Mr. Shimomuras persönlichem, gut geschütztem Computer in seinem Haus bei San Diego gestohlen.
Am nächsten Tag rief Koball John Markoff an, der einen Kontakt zu Shimmy vermittelte. Es dauerte nicht lange, um zu bestätigen, dass der Großteil der geheimnisvollen Dateien auf dem CFP-Konto aus dem Weihnachtseinbruch in Shimmys Computer stammte. Das war sein erster großer Durchbruch. Jetzt gab es eine Spur, der er folgen konnte.
Zu dieser Zeit plante mein Cousin, Mark Mitnick, mit dem ich mich inzwischen sehr gut verstand, einen Urlaub mit seinem Vater in Hilton Head, South Carolina. Er lud mich dazu ein.
Mark leitete eine Firma in Sacramento namens Ad Works und hatte mir seine Unterstützung angeboten, falls ich mir mit demselben Geschäftsmodell an der Ostküste ein neues Leben aufbauen wollte. Er lieferte kostenlose Kassenrollen, deren Papier auf der Rückseite mit Werbung bedruckt war, an große Supermärkte. Geld verdiente Mark damit, dass er Firmen fand, die dafür bezahlten, dass ihre Werbung auf der Rückseite der Kassenzettel erschien. Ich brauchte ein regelmäßiges Einkommen, und die Aussicht auf Marks Hilfe beim Aufbau meiner eigenen Firma klang sehr verlockend, auch wenn es nichts mit Computern zu tun hatte.
Wir trafen uns in Raleigh und machten auf dem Weg nach Hilton Head Zwischenstopps in mehreren Städten, wo Mark einige Kunden besuchte. Ich durfte ihn begleiten, um das Business kennenzulernen. Mir gefiel die Idee, immer unterwegs zu sein, denn es würde dadurch schwieriger werden, mich aufzuspüren.
Ich hätte unseren Ausflug noch mehr genossen, wäre ich nicht bei meinen üblichen Onlinechecks nach Anzeichen dafür, dass mir die Behörden auf den Fersen waren, auf etwas gestoßen. In allen Medien gab es Meldungen über eine Pressemitteilung, die das US-Justizministerium kürzlich herausgegeben hatte. Ein Artikel hatte den Titel »US jagt Meistercomputercracker«. Ein Auszug:
Washington, D.C., USA, 26. Januar 1995 (NB) – Der U.S. Marshals Service verfolgt die Spur eines Computerhackers, der nach einer Verurteilung wegen Computerkriminalität untertauchte und in einem weiteren Fall angeklagt ist. Nach Behördenangaben handelt es sich dabei um Kevin David Mitnick, 31, ursprünglich aus Sepulveda, Kalifornien. Deputy U.S. Marshal Kathleen Cunningham sagte gegenüber Newsbytes, dem Marshals Service läge seit November 1992 ein Haftbefehl für Mitnick wegen Verstoßes gegen die Bewährungsauflagen vor und dass er vergangenen Oktober in Seattle beinahe gefasst worden sei. Cunningham gab an, Mitnick sei ein leidenschaftlicher Amateurfunker und benutze wahrscheinlich einen Scanner, mit dem er Polizeiaktionen in seiner Umgebung überwache. »Der Funkverkehr [der Polizei vor Ort] war unverschlüsselt, und als seine Adresse erwähnt wurde, tauchte er sofort unter. Er ließ alles liegen und stehen.« Mitnick gilt als Experte darin, Computer unter seine Kontrolle zu bekommen und damit Kommunikationssysteme zu überwachen oder zu benutzen. Er weiß auch, wie man mithilfe von