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Das Phantom im Netz

Titel: Das Phantom im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Mitnick , William L. Simon
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musste.
    Alles lief wie geschmiert.
    Soviel ich weiß, hat Marty nie herausgefunden, dass er hereingelegt worden war, und er wird es nur erfahren, wenn er es hier liest.
    Am nächsten Morgen war ich immer noch berauscht von meinem erfolgreichen Compilerraubzug und stellte fest, dass mein Telefon tot war. Ich hatte eine riesige Dummheit begangen und meine Freiheit aufs Spiel gesetzt.
    Ich wollte mit meiner neuen Identität keine offiziellen Telefonate über mein geklontes Handy führen, und so zog ich mich an, ging zum nächsten Münztelefon und rief bei der Telefongesellschaft Southern Bell an, um herauszufinden, warum mein Telefon nicht funktionierte. Ich hing lange in der Warteschleife, bis eine Verantwortliche ans Telefon kam und mir viele Fragen stellte. Dann sagte sie: »Ein Michael Stanfill aus Portland hat bei uns angerufen und behauptet, sie hätten seine Identität angenommen.«
    »Da muss er etwas verwechselt haben«, antwortete ich. »Ich faxe Ihnen morgen meinen Führerschein, um zu beweisen, wer ich bin.«
    Plötzlich war mir klar, was passiert war. Der Stromversorger in Raleigh, Carolina Power & Light, verlangte eine hohe Kaution. Wenn man Referenzen eines früheren Versorgers vorlegte, musste man keine Kaution bezahlen. Daher hatte ich den Stromversorger von Michael Stanfill in Oregon, Portland General Electric, angerufen und um eine schriftliche Referenz per Fax gebeten. Ich hatte der Dame am anderen Ende der Leitung erzählt, ich bliebe weiterhin Kunde in Oregon, kaufe aber eine Immobilie in Raleigh. Anscheinend hatten sie das Referenzschreiben nicht nur an mich, sondern als Kopie auch an den echten Stanfill geschickt. Wie idiotisch! Nur weil ich 400 Dollar sparen wollte, war meine ganze Tarnung aufgeflogen.
    Ich musste sofort umziehen.
    Ich musste mir sofort eine neue Identität beschaffen.
    Ich musste verdammt noch mal sofort aus meiner Wohnung raus.
    Ich hatte es nicht einmal auf eine Bewohnerparty geschafft oder eine nette Frau kennengelernt.
    Die Jobsuche war natürlich meine oberste Priorität gewesen. Ich hatte als Michael Stanfill Arbeitszeugnisse und Anschreiben an mehr als 20 Firmen verschickt – die meisten davon an potenzielle Arbeitgeber in der Umgebung. Nachdem mein Telefon jetzt abgestellt war, konnte mich keiner der potenziellen Arbeitgeber erreichen. Noch schlimmer war, dass es zu riskant wäre, mich bei denselben Firmen unter einem anderen Namen noch einmal zu bewerben. Dadurch verschlechterten sich meine Chancen deutlich.
    Ich hatte einen Mietvertrag über sechs Monate unterschrieben, daher erzählte ich der Frau mit dem runden Gesicht in der Mieterverwaltung: »Ich fühle mich sehr wohl hier, aber wir haben einen medizinischen Notfall in der Familie, und ich muss ausziehen.«
    Sie sagte: »Bei einem Notfall kommen Sie aus dem Vertrag raus. Aber Sie bekommen die Miete für diesen Monat nicht zurück.«
    Am liebsten hätte ich gesagt: »Ich überlasse Ihnen die Miete gern, wenn Sie dafür sagen, ich sei nie hier gewesen, wenn das FBI kommt und Fragen stellt.«
    Am nächsten Tag mietete ich mir ein Zimmer im Friendship Inn am anderen Ende der Stadt und machte mich erneut auf Wohnungssuche. Obwohl ich nur wenig besaß, musste ich mit meinem kleinen Mietwagen doch mehrmals fahren, bis ich alles in meiner neuen Unterkunft hatte. Eine sehr frustrierende und nervenaufreibende Angelegenheit. Ich musste mir jetzt einen neuen Job suchen und eine neue Identität beschaffen. Der Druck lastete schwer auf mir.
    Davon, dass ich eigentlich noch weit größere Probleme hatte, wusste ich noch nichts. Ich hatte keine Ahnung davon, dass sich die Maschen des Netzes langsam enger um mich zogen.
    Nachdem ich mich im Friendship Inn eingerichtet hatte, suchte ich mir aus der Datei der Portland State University übergangsweise einen neuen Namen aus: Glenn Thomas Case. Da auch er, wie Stanfill, eine lebende Person war, war es riskant, seine Identität anzunehmen. Ich wollte daher wenigstens eine Variante des Namens benutzen und entschied mich für »G. Thomas Case«.
    Drei Tage später lag die offizielle Geburtsurkunde, die ich angefordert hatte, in meinem frisch angemieteten Postfach. Ich ging zur Zulassungsstelle und verließ sie wieder mit meinem neuen Lernführerschein des Staates North Carolina. Aber es gab noch viel zu tun, bis ich alle notwendigen Ausweispapiere zusammenhatte.
    Einen Tag nachdem ich meinen Lernführerschein abgeholt hatte, fand ich eine Atelierwohnung in einem Wohnkomplex mit dem

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