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Das Phantom im Netz

Titel: Das Phantom im Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Mitnick , William L. Simon
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Computern Identitäten fälscht.
    Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Ich war überrascht, geschockt und der Panik nahe. Das FBI und die Medien hatten aus einer Bewährungsstrafe eine globale Verbrecherhatz gemacht. Ich konnte das Land nicht mehr verlassen, selbst wenn ich es gewollt hätte. Wahrscheinlich hatte das FBI schon eine »Red Notice« bei Interpol für mich beantragt, und man würde mich jetzt weltweit suchen. Und der einzige Pass, den ich besaß, war auf den Namen Mitnick ausgestellt.
    Als Mark und sein Vater vom Golfen ins Hotel zurückkehrten, zeigte ich ihnen den Artikel. Beide erschraken. Ich dachte schon, es sei ein Fehler gewesen, ihnen den Artikel zu zeigen, fürchtete, sie würden mich auffordern zu gehen, weil meine Anwesenheit auch sie in Gefahr bringen könnte. Glücklicherweise sprachen sie nie über das Thema, aber meine Paranoia hatte sich deutlich verschlimmert. Das FBI gab bei der Suche nach mir jetzt richtig Gas. Ahnten die Agenten, dass ich Shimmy gehackt hatte?
    Am 29. Januar, dem Super-Bowl-Sonntag, spielten die San Francisco 49ers gegen die San Diego Chargers. Mark und sein Vater verfolgten aufgeregt das Spiel, aber ich war nicht bei der Sache. Mir ging so vieles im Kopf herum, und ich wollte mich einfach nur ausruhen. Ich entschied mich dagegen, in mein Zimmer zurück und wieder online zu gehen. Stattdessen wollte ich bei einem Spaziergang am Strand ein bisschen frische Luft tanken.
    Ich beschloss, Jon Littman anzurufen. »Ich gehe hier am Strand entlang und entspanne«, erzählte ich ihm.
    »Am Strand? Du bist wirklich am Strand?«
    »Ja, ich lass dich jetzt in Ruhe. Du willst bestimmt das Spiel sehen.«
    Littman sagte, das Spiel habe noch nicht angefangen. Er fragte: »Wie sehen die Wellen aus?«
    Warum fragte er so dumm? Ich würde ihm nichts über die Surfbedingungen verraten und ihm dadurch einen Hinweis auf meinen Aufenthaltsort geben.
    Ich sagte: »Ich kann es nicht beschreiben, aber du kannst es dir anhören«, und hielt mein Handy in die Luft.
    Er fragte, ob ich von der Pressemitteilung der U.S. Marshals gehört hatte, in der die Öffentlichkeit zur Mithilfe bei der Suche nach mir aufgefordert wurde. Ich beschwerte mich darüber, dass ein Haufen Mist in dem Artikel stand, inklusive des alten Markoff-Mythos, dass ich NORAD gehackt hatte.
    Littman wollte wissen, ob ich den Markoff-Artikel vom Vortag gelesen hatte. Als ich verneinte, las er mir den Artikel übers Telefon vor. Wahrscheinlich wollte er wissen, wie ich darauf reagierte. Ich wies darauf hin, dass der Aufruf zur Mithilfe der U.S. Marshals einen Tag nach Markoffs Artikel über den Weihnachtsangriff auf Shimmy veröffentlicht worden war. Das konnte kein Zufall sein. »Es scheint fast, als sollte die Angst der Bevölkerung vor Computerkriminalität systematisch hochgeschaukelt werden, um sie dann gegen mich zu benutzen«, sagte ich zu ihm.
    »Markoff hat sich über dich erkundigt«, berichtete Littman. »Er glaubt zu wissen, wo du steckst.« Ich wollte mehr darüber wissen, aber er machte dicht. Ich änderte meine Taktik und ließ ihn raten, wo ich wohl sein konnte.
    »Bist du irgendwo im Mittleren Westen?«
    Er hatte glücklicherweise keine Ahnung. Aber Markoff schien über Informationen zu verfügen, die wichtig für mich waren, und ich musste irgendwie herausfinden, wie viel er wusste.
    Einige Tage später kam ich auf die Idee, dass das FBI, wenn es mich so unbedingt finden wollte, möglicherweise das Telefon meiner Großmutter in Las Vegas angezapft haben könnte. Ich jedenfalls hätte es an seiner Stelle getan.
    In der Betriebszentrale von Centel gab es Informationen zu jedem Telefonanschluss in Las Vegas. Die Nummer kannte ich auswendig. Ich gab mich als Servicetechniker vor Ort aus und bat eine der Angestellten, die Telefonnummer meiner Großmutter auf dem Computer aufzurufen. Ich bat sie, mir die Anmerkungen zur Verkabelung vorzulesen, und wie erwartet, war kürzlich »Spezialausrüstung« an ihre Leitung angeschlossen worden.
    Die Angestellte sagte, die Anweisung dazu sei vor wenigen Tagen von einem Sicherheitsbeauftragten von Centel namens Sal Luca ergangen. Am liebsten hätte ich den Spieß umgedreht und Lucas Leitung angezapft, aber ich hätte keinen Nutzen davon gehabt. Mein nächster Gedanke war, meine Verfolger mit Falschinformationen in die Irre zu führen, indem ich meine Großmutter anrief und ihr weismachte, ich sei in Kanada. Aber ich wollte ihr nicht noch mehr Stress zumuten als ohnehin

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