Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Pharma-Kartell

Das Pharma-Kartell

Titel: Das Pharma-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
Vom Netzwerk:
Beruf muss klar sein, womit solche Romanzen angefangen und wie weit sie geführt haben.
    Es versteht sich von selbst, dass ich mich schneide. Ich nehme diesen Fakt philosophisch hin und muss wohl oder übel zu einem Pflaster greifen. Jetzt habe ich endgültig das Aussehen eines Lebemannes, der sich im Job nicht gerade überanstrengt und mehr einen guten Kognak und angenehme Gesellschaft schätzt.
    Die Feststellung, dass ich ein Lebemann bin, ist ganz und gar nicht dazu angetan, meine Stimmung zu heben. Aber es ist höchste Zeit, dass ich mich freimache. Man erwartet Taten von mir, keine Selbstbetrachtungen. Ich gehe hinunter zum Frühstück, wenigstens der erste Eindruck von mir muss anständig sein.
    Im Foyer sitzt Madame Emma in der Office-Nische und gibt einem Mädchen Anweisungen. Das ist offenbar Jamila, ein sympathisches nettes Ding. Ein Mädchen, das bei uns in einer Schülerinnenuniform stecken und sich über die Literatur-oder Mathematiklehrerin ärgern und danach Literatur wie Mathematik vergessen würde.
    Ich begrüße Madame Emma, sie erhebt sich und geleitet mich feierlich zu dem Büfett im Raum gegenüber. Man sieht, dies ist eine Pension mit Traditionen, und mir wird gleich vom ersten Tag an ein fester Platz zugewiesen, obwohl ich in ihren Augen verdächtige Verbindungen zur Polizei habe.
    Der Frühstücksraum ist klein, alles in allem fünf, sechs Tische, aber jeder Winkel ist maximal genutzt. Der Tropenmorgen fällt ungehemmt durch die hochgezogenen Jalousien, die gestärkten Tischtücher glänzen. Von der Küche weht ein appetitlicher Duft von Croissants und Kaffee herüber.
    An den Tischen frühstücken ungefähr zehn Personen, und selbstverständlich richten sich alle Blicke auf mich. Vorzustellen brauche ich mich wohl nicht, sicherlich hat sich meine Ankunft in der Pension schon herumgesprochen. So ist es auch. Auf mein munteres „Guten Appetit!“ hin antwortet ein wirrer Chor von Grüßen und im Großen und Ganzen wohlwollendes Lächeln.
    Inzwischen erkundigt sich Madame Emma, wo ich lieber sitzen möchte – am Fenster oder nicht.
    „Wenn es Ihnen keine Umstände macht, Madame, lieber am Fenster. Ich mag Sonne so gern.“
    Ich mag Sonne überhaupt nicht, schon gar nicht jetzt, habe aber am Fenster einen Tisch bemerkt, an dem ein Mann und eine Frau sitzen, offenbar ein Ehepaar. Es ist immer gut, wenn einen von Anfang an ein Ehepaar unter die Fittiche nimmt, das schafft sofort Kontakte.
    Die kleine List gelingt. Ich erhalte nach allen Regeln der Höflichkeit die Erlaubnis, mich dazuzusetzen, und mache mich mit Frau und Herr Cellard bekannt. Der Mann, ruhig, lächelnd, angenehm, gehört zu den Leuten, die immer guter Dinge sind. Die Frau ist klein, lebhaft, in ihren schwarzen Augen funkelt heimliche Neugier.
    Während Jamila das Frühstück aufträgt, erfahre ich, dass die Cellards aus Reims sind, er ist Monteur bei den Fermentatoren, sie Konstrukteur. Anfangs wär’s ihnen sauer geworden, aber sie hätten sich eingelebt. Immerhin das Klima… aber man gewöhne sich daran.
    Ich bin gespannt, wann die Rede auf Enzo Larchey kommen wird. Natürlich hält es Frau Cellard nicht lange aus.
    „Sie sind wegen des Vorfalls mit Doktor Larchey hier, nicht wahr? Wir haben so etwas gehört.“
    „Ja, ja…Kennen Sie Doktor Larchey?“
    „Wie denn nicht, wir wohnen im selben Stock, im zweiten.
    Er hat Zimmer neununddreißig, wir dreiunddreißig. Wir kennen uns gut.“
    „Und wann haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen?“
    „Abends, genau an jenem Abend, am Donnerstag.“
    Es wäre nicht schlecht, wenn sie mir ein bisschen was erzählte, aber ich bohre nicht weiter. In solchen Situationen kann mir die Fantasie von Augenzeugen einen üblen Streich spielen. Sie spinnen sich was zusammen und glauben dann daran. Hinterher findet man sich nicht mehr zurecht. Deshalb müssen auch die Fragen konkret sein: Wann hat sie ihn gesehen, wo, war er allein, was hatte er bei sich, wo ist er hingegangen, was hat er gesagt.
    „Ich habe ihn persönlich gesehen!“, erklärt Frau Cellard. „Ich will Ihnen nichts vormachen, aber es war sicherlich gegen halb acht.“
    „Wo?“
    „In unserer Etage, er kam aus seinem Zimmer.“
    „War er allein?“
    „Ja. Ich habe ihn gefragt, ob seine Frau nicht bald käme. Sie hätten sehen müssen, wie er mich angeschaut hat.“ Die Gedankenverbindung ist sehr aufschlussreich – er geht abends allein weg, und sie erkundigt sich nach seiner Frau.
    „Er war wie geistesabwesend“,

Weitere Kostenlose Bücher