Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Pharma-Kartell

Das Pharma-Kartell

Titel: Das Pharma-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
Vom Netzwerk:
nicht. Nein, ich meine nicht ihr Aussehen!“, fügt Fabre mit einem Lächeln hinzu.
    „Wieso gefällt Sie Ihnen nicht?“
    „Ich weiß nicht. Ich fühle mich unbehaglich in ihrer Gegenwart. Wir sitzen so da, unterhalten uns, und ich fühle mich unbehaglich. Kennen Sie dieses Gefühl nicht auch?“
    „Doch, doch! Sie sagten, dass der Transformator vorübergehend außer Betrieb gesetzt wird. Wirkt sich das auf das Objekt aus?“
    Fabre schüttelt den Kopf.
    „Nein, wir haben noch zwei Reserveleitungen zur Verfügung. Im Übrigen ist das ein völlig normaler Vorgang.“
    „Wie Sie meinen. Ich frage nur, weil ich so meine Vorstellungen habe.“
    „Es besteht keine Gefahr“, versichert Fabre. „Und dann… Sie wissen nicht, was für ungeheure Konventionalstrafen sie für jede Minute Stromausfall zahlen!
    Nein, die beiden Reserveleitungen sind zuverlässig.“
    „Gut. Ich habe noch eine Bitte an Sie.“
    „Aber gern.“
    „Ich muss Doktor Larcheys Schreibtisch öffnen. Drüben, in seinem Büro. Können Sie dabei sein?“
    „Jetzt gleich?“
    „Wenn es Ihnen passt, jetzt gleich.“
    Wir stehen auf. Fabre stopft die nicht angebrannte Zigarette in die Tasche, und wir verlassen sein Zimmer, um in den Haupttrakt hinüberzugehen. Wir steigen die Treppe hinunter, ich überprüfe auf der Uhr, ob alles in Ordnung ist, und verzögere ein bisschen den Schritt.
    „Moment! Ich muss Ihnen noch etwas sagen.“
    Er verlangsamt ebenfalls den Schritt und sieht mich an.
    „Ich werde dort Dinge sagen, die Sie verwundern werden. Sie brauchen nicht zu antworten, doch wenn Sie es tun, zeigen Sie durch nichts Ihre Verwunderung.“
    Fabre runzelt die Brauen. Er versteht nicht, warum ich das verlange.
    „Jetzt kann ich Ihnen das nicht erklären. Vor allem aber – wundern Sie sich nicht! Nehmen Sie alles ganz natürlich auf.“
    „Gut! Seien Sie beruhigt“, sagt er und nickt.
    Wir gehen weiter und treten vor das Gebäude. Noahs Voraussage bewahrheitet sich. Die ebene rote Schlammfläche bietet unter den warmen Strahlen der Sonne, die wieder hervorgekommen ist, einen fantastischen Anblick. Aus der Erde quillt Dampf. Er steigt auf, ballt sich zu haarigen Knäulen, sie zerreißen in große Fetzen und lösen sich auf. Wundersame Gespenster entstehen und sterben in derselben Minute. Die Fläche trocknet vor unseren Augen.
    Die beiden Busse, auf die die Leute gewartet haben, blubbern schon, über und über mit Schmutz bespritzt, vor dem Eingang des Hauptgebäudes. Die zweite Schicht ist da, die erste geht.
    Auf dem Korridor begegnen wir der eilenden, atemlosen Camille Battour.
    „Sie warten doch noch, ja?“, fragt sie und hastet weiter.
    Das Büro ist leer. Gabin ist sicherlich gegangen, nichts ist abgeschlossen, die Journale liegen auf den Schreibtischen. Dies ist nicht der Augenblick für eine Lektion über elementarste Sicherheitsmaßnahmen, es ist ja auch niemand da, dem ich sie halten könnte. Ich muss einfach den Zug machen, den ich mir ausgedacht habe.
    Ich setze mich an Larcheys Schreibtisch und mustere die Schlösser. Eine primitive Angelegenheit, jeder zweite Schlüssel passt. Offenbar hat sich Doktor Larchey nicht sonderlich vorgesehen, das linke Türchen ist überhaupt nicht verschlossen, weil es defekt ist.
    Inzwischen hat Fabre den Riegel des Sicherheitsschlosses festgestellt und lässt sich hinter dem Schreibtisch der Battour mir gegenüber nieder. Ich beginne den Inhalt der Schubfächer auszuräumen, und auf der Tischplatte zu sortieren. Hauptsächlich sind es Bücher und referierende Zeitschriften, dazwischen Mappen mit Zeitungsausschnitten über verschiedene Fragen der Antibiotikaproduktion – ziemlich alte Ausschnitte. Wahrscheinlich hat er sie sich aus Paris mitgebracht. Und natürlich eine Menge unnützer Kram – Dinge, von denen man weiß, dass man sie nie wieder brauchen wird, aber man bringt es nicht übers Herz, sie wegzuwerfen. Alles ist geordnet, die Hefter sind nach Themen beschriftet.
    Ich schlage einen auf und sage leise: „Da ist ja, was wir brauchen, Herr Fabre!“ Gar nichts brauche ich, versteht sich. Außer, dass der Abhörapparat aufzeichnet, dass hier zwei Personen sind, von denen die eine Fabre ist und die andere etwas Wichtiges gefunden hat…
    Fabre rutscht unruhig auf seinem Stuhl, geht aber auf mich ein: „Das meine ich auch, Doktor Bouché.“
    Ausgezeichnet! Jetzt ist klar, wer der zweite im Zimmer ist.
    „Schauen Sie her!“, sage ich. „So etwas werden sie einfach nicht

Weitere Kostenlose Bücher