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Das Pharma-Kartell

Das Pharma-Kartell

Titel: Das Pharma-Kartell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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ist es nicht verkehrt, mal hineinzuschauen. Deshalb lasse ich unseren vermeintlichen Krankenpfleger im Arztzimmer zurück und suche die Krankenzimmer nach Schwester Amina ab.
    Ich finde sie beinahe sofort – sie trägt die abendlichen Medikamente für die Kranken aus und macht Injektionen. Ein Krankenpfleger folgt ihr und schiebt ein Wägelchen vor sich her, auf dem in strenger Ordnung Schachteln mit Ampullen und Fläschchen stehen; aus einer Metallbüchse für Injektionsnadeln steigt noch Dampf auf.
    Sowie mich Schwester Amina erblickt, sagt sie etwas zu dem Krankenpfleger, und er geht mit dem Wägelchen ins nächste Zimmer, während sie mich ohne jede Frage zu dem letzten Zimmer auf dem Gang führt.
    O’Sullivan liegt noch so da, wie wir ihn am Abend zuvor verlassen haben. Der Anblick gehört nicht zu den angenehmsten – der Tropf zur Blutübertragung an einen Toten angeschlossen. Doch in dem halb verdunkelten Zimmer ist die Illusion vollkommen. Auf dem Nachtschränkchen liegen Röhrchen und ein Taschentuch, auf dem Stuhl Wäsche, es riecht nach Kampfer aus den leeren Ampullen, die man nachlässig in einer Schale am Bett hat liegen gelassen. O’Sullivan liegt der Wand zugekehrt, ich höre, wie er in der Bewusstlosigkeit leise stöhnt.
    Sie werden sich täuschen lassen. Der hereinkommt, wird keine Zeit haben zu beurteilen, ob O’Sullivan lebt. Und um zu schießen, muss er unbedingt drinnen sein, O’Sullivan ist absichtlich so hingelegt worden. Zwei Schritte – eine Sekunde; Pistole ziehen – eine Sekunde; schießen. Alles in allem drei oder vier Sekunden. Und inzwischen wird sich die Tür hinter ihm automatisch schließen und verriegeln. Und einer von Fra Medins Leuten wird begreifen, dass er das Spiel verloren hat.
    Bis jetzt ist nichts Besonderes passiert, Schwester Amina hat nicht bemerkt, dass sich jemand für O’Sullivans Zimmer interessiert hätte. Der Arzt vom Frühdienst hat Doktor Dawuds Erklärung ohne Weiteres akzeptiert, um so mehr, als auch der Mann von der Einsatztruppe da war. Die Kranken sind mit ihren eigenen Sorgen beschäftigt. Die Schwester? Eine andere Schwester habe es nicht gegeben, sie sei seit dem Morgen da.
    Ich habe diesen Typ Krankenschwester immer bewundert. Schwester Amina hat nicht mehr als eine Stunde geschlafen, und wenn operiert worden ist, ist nicht einmal soviel zusammengekommen. Ärzten steht in solchen Fällen das Vorrecht zu, nervös zu sein und ihre schlechte Laune zu demonstrieren. Den Schwestern nicht. Schwester Amina ist knapp, sachlich, kein überflüssiges Wort. Wir verlassen O’Sullivans Zimmer, und sie ruft sofort den Pfleger mit dem Wägelchen. Die Kranken warten.
    Die nächsten fünfzehn Minuten widme ich den Lastaufzügen – ich fahre die Stockwerke ab bis hinunter zur Küche, die im Kellergeschoss ist. Meine gestrige Vermutung erweist sich als richtig. Die Küche wird über den Park versorgt, die Lastwagen mit den Lebensmitteln kommen über die asphaltierte Straße und halten hinter dem Krankenhaus. Hier ist die Achillesferse von San Benjamin. Wenn jemand in die Stationen will, wird er diesen Weg wählen. Die Küchen werden nicht bewacht. Hier drücken sich auch jetzt alle möglichen Leute herum.
    Ich fahre wieder hinauf, und an der Tür zum Arztzimmer stoße ich fast mit Samat zusammen. Er hat das Kinn vorgeschoben, seine Augen blicken kriegerisch.
    „Haben Sie den Verwundeten gesehen?“,fragt er statt einer Begrüßung und fügt leise hinzu: „Ich muss Ihnen etwas sagen.“
    Wir gehen in das Zimmer, er schickt seinen Assistenten hinaus, ich zelebriere die heilige Handlung mit der Uhr. Ich möchte gegen die Überraschung der Elektronik abgesichert sein.
    „Sie haben im Leichenschauhaus nachgefragt!“, verkündet Samat. „Heute Nachmittag. Von der Ermittlungsabteilung ist bei der Ärztin wegen eines Fehlers im Protokoll angerufen worden. Natürlich war es nicht die Ermittlungsabteilung. Aber es war so geschickt inszeniert, dass sie ihnen um ein Haar aufgesessen wäre.“
    „Und was war?“
    „Sie hat am Telefon erklärt, dass sie so eine Autopsie nicht vorgenommen haben und das Protokoll sicherlich aus dem anderen Leichenschauhaus stamme, dem des Medizinischen Instituts. Der am anderen Ende hat sich entschuldigt und aufgelegt. Das Gespräch ist aufgenommen worden, wir haben die Aufzeichnungen verglichen. In unserer Kartei ist die Stimme nicht vorhanden.“
    „Sicherlich haben sie auch hier nachgeforscht.“
    „Bestimmt, ich weiß bloß nicht,

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