Das Philadelphia-Komplott
freigesprochen. Das hängt ganz von der Jury ab.”
Mein Gott, dachte Syd, die sind alle wahnsinnig. Figuren im Schachspiel eines Wahnsinnigen. Sogar Greg – der intelligente und fähige Greg – wirkte, als wäre er einer Gehirnwäsche unterzogen worden. Jeder Versuch, zu ihm durchzudringen, war hoffnungslos. Aber sie musste es trotzdem wenigstens versuchen.
“Wird van Heusen die Jury zusammenstellen?”, fragte sie. “Zwölf waffenverrückte Rednecks? Männer ohne Gewissen? Ohne Moral? Männer, die nur eine Sprache kennen – Gewalt? Ist das die Art von Gerechtigkeit, für die du heutzutage stehst, Greg?”
“Halt die Klappe, klar?”, schrie er hektisch. “Ich muss nachdenken.”
“Dann lass uns zusammen denken. Wir waren immer ein gutes Team, du und ich, oder etwa nicht?” Sie ging noch einen kleinen Schritt weiter. “Was ich meine, ist, dass es für dich nicht vorbei sein muss.”
Er schaute sie mit leerem Blick an.
“So wie die Dinge jetzt liegen, warten einige Jahre Gefängnis auf dich. Wenn du mit mir zusammen nach Philadelphia fährst und dich stellst, kannst du die Zeit, die du hinter Gittern verbringen wirst, deutlich verringern. Das FBI versucht schon eine ganze Weile, van Heusens Waffenhandel zu stoppen. Wenn du sie mit den Informationen versorgst, die sie dazu benötigen, werden sie dir vielleicht sogar Immunität anbieten.”
Seine Augen verengten sich. “Woher willst du das mit dem Waffenhandel wissen?”
“Ich habe meine Quellen.”
“Tja, deine Quellen liegen falsch.”
“Meinst du? Was glaubst du, woher Victor die Millionen von Dollar hat, die er in Fairbanks Wahlkampf gepumpt hat? Oder das Geld, um sein Camp am Laufen zu halten?”
“Von wohlhabenden Mitgliedern der Miliz.”
“Das ist die Version, die er dich glauben machen will. Aber in Wahrheit kommt das Geld vom Waffenhandel. Und als sein Anwalt steckst du bis zum Hals mit drin, Greg. Deine einzige Chance ist, dich freiwillig zu stellen und alles zu sagen, was du weißt. Ich weiß, dass du zu clever bist, um das nicht selber zu sehen.”
“Mich freiwillig stellen?” Er lachte kurz auf. “Du hältst mich wohl für blöd.”
“Wenn du zulässt, dass van Heusen mich tötet, wirst du der Beihilfe zum Mord angeklagt.”
“Mich
wird keiner verdächtigen.”
“Es gibt Leute, die wissen, dass ich bei dir bin. Violet, Dot, deine Sekretärin.”
“Ich werde ihnen sagen, dass du hier nie angekommen bist. Bei diesem Wetter wird es einfach sein, ihnen weiszumachen, dass du einen Unfall gehabt hast. Du könntest in einer Kurve ins Schleudern geraten und geradewegs ins Meer gestürzt sein. Das passiert immer wieder.”
“Das werden sie niemals glauben, wenn das Auto nicht gefunden wird.”
“Aber sie
werden
das Auto finden, dafür wird Victor schon sorgen. Sie werden glauben, dass die Strömung dich aufs offene Meer hinausgetragen hat.”
Seine Selbstsicherheit war zurückgekehrt. Die kleine Hoffnung, die sie gehegt hatte, war zerstört. War es zu spät? Oder hatte sie noch eine Chance, lebend aus dieser Sachen herauszukommen?
46. KAPITEL
G regs Drohung hallte in ihrem Kopf wider, als Syd versuchte, alle ihr noch offen stehenden Optionen zu durchdenken. Wenn sie unbemerkt an ihr Handy kommen würde, könnte sie die Kurzwahl von Jakes Telefon wählen, und er würde alles mithören, was sie mit Greg besprach. Sie könnte ihm versteckte Hinweise geben, wo sie war. Vorausgesetzt, dass ihr Telefon hier Empfang hatte. Seit Monaten wollte sie sich schon ein Neues zulegen, war aber bisher noch nicht dazu gekommen.
So unauffällig wie möglich streckte sie ihre Hand in Richtung ihrer Tasche aus.
Greg sah die Bewegung. “Oh nein, versuch es gar nicht erst.” Blitzschnell riss er ihr die Tasche aus der Hand, fand ihr Telefon und steckte es in seine Tasche. “Wen wolltest du anrufen? Deinen Ölbohrer?”
So viel zu diesem Plan. Vielleicht war es an der Zeit, etwas Gewagteres zu probieren – zum Beispiel, zur Haustür zu rennen. Unglücklicherweise schien die Tür Meilen entfernt zu sein.
“Ich würde meine Kräfte aufsparen, wenn ich du wäre, Syd. Du wirst sie noch brauchen.”
Sie gab vor, verängstigt zu sein – was ihr nicht besonders schwer fiel – und presste beide Hände auf ihren Magen. “Greg, du weißt, wie ich mich vor Waffen fürchte. Kannst du sie nicht … einfach wegpacken? Oder sie zumindest nicht direkt auf mich richten?”
Noch immer hielt sie ihre Hände schützend über ihren Bauch und wich
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