Das Philadelphia-Komplott
Geldes dazugebe.”
Er wirkte weder ärgerlich noch enttäuscht, nur ein wenig traurig, als hätte er bis zu diesem Moment gehofft, dass sie ihre Haltung ihm gegenüber doch noch ändern würde.
“Mir ist niemand anders eingefallen, den ich um Hilfe bitten könnte”, gab sie ehrlich zu.
“Das glaube ich gerne.”
“Es wäre nur eine Art Kredit, Greg. Ich bitte dich nicht …”
Er winkte ab, und sie zuckte unter der ablehnenden Geste zusammen. “Darüber können wir später reden.”
Ihre Hoffnung stieg wieder. “Heißt das
ja?
Wirst du mir das Geld leihen?”
“Natürlich gebe ich dir das Geld. Glaubst du, dass ich einfach deinen traurigen Welpenblick ertragen und nichts tun könnte? Ich bin nicht aus Stein, Syd.”
“Oh Greg, vielen, vielen Dank.” Ohne nachzudenken schlang sie ihre Arme um seinen Hals und gab ihm einen dicken Kuss auf die Wange. “Danke, danke, danke.”
“Dir ist hoffentlich bewusst, dass ein weniger skrupelloser Mann diese Situation schamlos zu seinen Gunsten ausgenutzt hätte?”
“Ja, und ich bin sehr dankbar, dass du nicht zu dieser Sorte Männer zählst.”
“So verlockend es auch ist …” Er stand auf. “Ich habe die Telefonnummer von Jason Levy oben. Bin in einer Minute zurück.”
Jason Levy gehörte die Metropolitan Bank in Philadelphia. Er und Greg waren seit dem College befreundet, und Jason würde alles Notwendige veranlassen.
Greg war erst ein paar Minuten fort, als das Telefon im Wohnzimmer klingelte. Syd wollte Greg gerade rufen, als der Anrufbeantworter ansprang.
Die wütende Stimme erkannte sie sofort. “Greg, hier ist Victor. Wir haben ein Problem. Wir müssen einen Plan zur Schadensbegrenzung überlegen. Und, was noch wichtiger ist, einen Plan, um uns selbst zu schützen. Schalt den Fernseher ein und ruf mich an!”
Hinter sich hörte Syd Schritte. Mit offenem Mund drehte sie sich um und sah Greg mitten auf der Treppe stehen. Er lächelte nicht mehr. Sein Gesicht war um einige Nuancen blasser geworden, und er hatte seine Lippen fest aufeinander gepresst.
Er ging die letzten Stufen hinunter. “Es tut mir Leid, dass du das hören musstest, Syd.”
45. KAPITEL
F assungslos sah Syd zu, wie Greg eine Schublade an dem kleinen Sekretär öffnete und eine Pistole hervorholte.
“Das ändert natürlich alles.” Ein leichtes Bedauern schwang in seiner Stimme mit.
Es dauerte eine Weile, bis Syd ihre Augen von der 357 Magnum losreißen und wieder sprechen konnte. “Du
kennst
Victor van Heusen?”
“Ja.”
“Woher?”
“Bevor ich diese Frage beantworte, sehe ich lieber einmal nach, was los ist.”
Er war seltsam ruhig, wie jemand, der den Vorteil der Situation auf seiner Seite wusste – und da hatte er ja auch nicht ganz Unrecht. Mit der Hand, in der er die Waffe hielt, winkte er sie zurück, um sie besser in Schach halten zu können. Er behielt sie im Auge und schaltete den Fernseher ein.
Ein ihr unbekannter Nachrichtensprecher blickte direkt in die Kamera. “… eine unglaubliche Geschichte”, hörte sie ihn sagen. “Charlene Bromski steht direkt vor dem Haus des Senators am Rittenhouse Square, wo der Präsidentschaftskandidat gleich eine noch unbekannte Erklärung abgeben wird. Charlene? Was ist da los?”
Eine schmale, dunkelhaarige Frau in einem roten Wollmantel stand im dichten Schneetreiben und hielt eine Hand an den kleinen Sender in ihrem Ohr. Der schneebedeckte Platz hinter ihr sah aus wie aus einem Wintergemälde von Currier & Ives.
“Michael, das hier ist für alle von uns eine große Überraschung. Wir haben gerade gehört, dass Senator Fairbanks gleich ankündigen wird, sich aus dem Kampf um die Präsidentschaft zurückzuziehen.”
Gregs Kopf zuckte zurück, als hätte er einen Schlag abbekommen.
“Weiß man schon, warum?”, hakte der Nachrichtensprecher nach.
“Wir haben bisher widersprüchliche Aussagen dazu erhalten. Wie du siehst, stehen hier Dutzende Reporter und viele Fans des Senators. Wir warten darauf, dass er herauskommt und Stellung zu den Gerüchten bezieht.”
“Charlene, liegt ein Haftbefehl gegen ihn vor?”
“Nein. Er wurde von Chief Yates, dem Chef der Mullica Township Police in South Jersey, verhört. Anschließend wurde er noch einmal von der Polizei in Philadelphia befragt, dann aber wieder auf freien Fuß gesetzt.”
“Was genau wollte die Polizei von ihm?”
“Man vermutet, dass er bezüglich des Unfalls Anfang des Monats gelogen hat, und dass seine siebzehnjährige Tochter, Lauren
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