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Das Philadelphia-Komplott

Das Philadelphia-Komplott

Titel: Das Philadelphia-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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enttäuscht und wir begannen zu streiten.”
    Überwältigt von den Erinnerungen senkte Jake den Kopf, und hielt seinen Blick starr auf den braunen Teppich gerichtet. “Ich weiß nicht, wie die Unterhaltung von mir auf ihn kam oder warum ich ihm erzählt habe, dass er adoptiert wurde. Wie ich sagte, wir hatten getrunken und …” Er schaute auf. “Ich hab’s vermasselt, Pa. Wenn ich diese Nacht ungeschehen machen könnte, ich würde es tun. Bitte, glaub mir.”
    “Deine Mutter starb, weil Bill fortging und nie mehr zurückkehrte.”
    “Verdammt, Vater, hör auf, mich für alles Schlimme verantwortlich zu machen, was dieser Familie passiert ist. Wir wissen beide, dass Mama starb, weil sie unter schweren Depressionen litt und sich weigerte, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.” Fast hätte er hinzugefügt
Du hättest sie dazu bringen müssen,
aber er tat es nicht. Er war hergekommen, um die Kluft zwischen ihnen zu verkleinern, nicht um sie zu vertiefen.
    Aus einem Impuls heraus legte er eine Hand auf den Arm seines Vaters. “Wollen wir nicht noch einmal von vorne anfangen?”, fragte er sanft. “Ich weiß, dass es dir nicht so gut geht, und ich möchte für dich da sein. Ich könnte mir einige Zeit freinehmen, ein bisschen was am Haus machen. Ich bin ganz geschickt, wenn ich erst einmal …”
    Wendell wischte Jakes Hand von seinem Arm, als würde er eine lästige Fliege verscheuchen. “Hör auf mit diesem melodramatischen Getue. Mir geht es gut und dich brauche ich ganz bestimmt nicht, um nach mir zu sehen.” Er schaute aus dem kleinen Fenster neben der Tür. “Hat dich jemand gesehen?”
    “Und wenn?”
    “Und wenn? Muss ich dich an die Schande erinnern, die du mit dem, was im Irak passiert ist, über uns gebracht hast? Ich konnte damals keinen Schritt aus dem Haus machen, ohne dass mich jemand aus der Nachbarschaft darauf ansprach, was du getan hattest.”
    “Es tut mir Leid.” Jake hatte seinem Vater nie erzählt, was damals wirklich geschehen war. Er hätte es nicht verstanden.
    “Jaja, es tut dir Leid.” Wendell öffnete die Tür. “Geh. Bevor ich erklären muss, was du hier zu suchen hast.”
    Jake stand wie gelähmt im Flur, er fand keine Worte. Er hatte keine Wunder erwartet, aber er hatte gehofft, dass es besser laufen würde, dass es vielleicht sogar zu einer kleinen Annäherung kam. Doch vergeblich.
    Er konnte nichts mehr tun, außer zu gehen. Er nickte seinem Vater kurz zu, drehte sich um und verließ das Haus.
    Kaum hatte er den Bürgersteig erreicht, hörte er eine entfernt bekannte Stimme seinen Namen rufen. “Jake Sloan wie er leibt und lebt. Bist du es wirklich?”
    Jake schaute auf und sah sich Ralph Gordon gegenüber, den in der Schule alle nur Gordo, den Verfressenen, genannt hatten. Dieser Spitzname passte immer noch zu ihm. Auch wenn er nicht mehr so fett war wie damals, konnte man ihn, ohne rot zu werden, dick nennen, und er hatte auch sein gehässiges Lächeln nicht verloren, das ihn immer den Eindruck erwecken ließ, irgendetwas Hinterhältiges im Schilde zu führen.
    Er war damals unsterblich verliebt gewesen – in Jennifer Parson. Aber alle seine Träume über sie waren in dem Moment zerbrochen, als Jake angefangen hatte, mit ihr auszugehen – und sie schließlich sogar heiratete. Seitdem waren mehr als zwanzig Jahre vergangen, Jake und Jennifer waren geschieden, Jennifer war inzwischen wieder verheiratet und Mutter von drei Söhnen, aber die Zurückweisung hatte tiefe Spuren in Ralphs Ego hinterlassen. Er hatte Jake nie verziehen, dass er “sein Mädchen” gestohlen hatte.
    Als Jake vor vierzehn Jahren aus dem Irak heimgekehrt war, hatte Ralph bei einer regionalen Tageszeitung gearbeitet und es genossen, vor seinen Lesern jedes schmutzige Detail von Jakes unehrenhafter Entlassung auszubreiten.
    Zuerst hatte Jake die Idee von Agent Ramirez, der vorgeschlagen hatte, Ralph als denjenigen zu benutzen, der als Erster von Jakes Rückkehr nach Philadelphia erfahren sollte, für Unsinn gehalten. Jetzt musste er jedoch zugeben, dass es eine exzellente Idee war. Ralph war zu dumm, um zu bemerken, dass er nur benutzt wurde, und er würde keine Gelegenheit auslassen, es Jake noch einmal heimzuzahlen.
    Jake fand schnell in seine Rolle und drängte sich rüde an Ralph vorbei zu seinem Auto. “Geh mir aus dem Weg, Gordo.”
    Nicht im Mindesten beleidigt, lief der Reporter neben ihm her und versuchte, mit Jakes langen Schritten mitzuhalten. “Hey, dies ist ein freies Land.

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