Das Philadelphia-Komplott
Außerdem bist du die Neuigkeit des Tages, Soldat. Es passiert nicht jeden Tag, dass Philadelphia einen gefallenen Helden begrüßen kann.” Sein Lächeln entblößte seine schlechten Zähne. “Ich konnte es gar nicht glauben, dass du wieder in Philadelphia bist. Ich meine, warum solltest du in eine Stadt zurückkehren, die dich verachtet?”
Er warf Jake einen sensationslüsternen Blick zu. “Komm schon, Jake, was treibt dich zurück in die Arme dieser Stadt? Das interessiert die aufgeschlossenen Menschen unter unseren Lesern.”
In diesem Moment brauchte Jake keine Rolle mehr zu spielen – er packte Ralph am Kragen und stieß ihn gegen seinen Wagen. “Hör mir gut zu, du schleimige Kröte. Falls du denkst, dass ich meinen kostbaren Atem vergeude, um mit dir zu reden, bist du noch dümmer, als ich dich in Erinnerung hatte.”
Er ließ ihn los. “Nun schieb deinen Hintern aus meinem Gesichtsfeld und hör auf, vor dem Haus meines Vaters herumzulungern.”
Aus Ralphs Augen blitzte Verachtung. “Oder was, Soldat? Wirst du mich erschießen? Oder bist du ohne deine große böse Pistole hilflos?”
Keine Macht der Welt hätte Jake jetzt noch aufhalten können. Es war wie ein Reflex – seine Faust schoss der miesen kleinen Ratte mitten ins Gesicht.
Während der Reporter mit blutiger Nase zurücktaumelte, öffnete Jake die Autotür. “Lass dir das eine Warnung sein.” Er setzte sich auf den Fahrersitz. “Wenn du mir noch mal in die Quere kommst, tue ich dir
richtig
weh.”
10. KAPITEL
D as Sacred Heart Kloster lag am Schuylkill Expressway, ganz in der Nähe von Center City. Auf einem großzügigen, sorgfältig gepflegten Grundstück gelegen überblickte es das satte Grün des Fairmont Parks und des Wissahickon Creek. Vor über zehn Jahren hatte ein großzügiger Spender den acht treu dienenden Nonnen das Anwesen vermacht, und sie hatten es innerhalb kürzester Zeit in ein Waisenhaus verwandelt. Sie nahmen verlassene Kinder auf, gaben ihnen Zuflucht, Essen, Liebe und eine Ausbildung. Die hohen monatlichen Ausgaben deckten sie durch Spenden und durch den Verkauf von Gemüse, das sie selbst anpflanzten, und Hühnern aus eigener Zucht.
Syd klingelte am schmiedeeisernen Tor. Kurz darauf trat eine Nonne aus dem Haus, das im spanischen Stil errichtet war, und kam auf sie zu. Sie war Mitte sechzig, mit attraktiven, klassischen Gesichtszügen und einem ehrlichen Lächeln. Ihr schwarzes Gewand wehte hinter ihr her, während sie sich mit energischen Schritten dem Tor näherte.
“Guten Morgen”, rief sie.
“Guten Morgen. Ich bin Sydney.”
“Ich weiß. Ich erkenne Sie wieder. Dot hat mir vor nicht allzu langer Zeit ein Foto gezeigt, auf dem Sie abgebildet waren. Ich habe Sie bereits erwartet.” Syd schaute zu, wie die Nonne einen großen Schlüsselbund unter ihrer Kutte hervorholte und das Tor aufschloss.
“Normalerweise schließen wir hier nie ab”, erklärte sie, “aber Lilly war sehr um die Sicherheit von Prudence besorgt.” Das Tor quietschte, als sie es aufzog.
“Hat irgendjemand versucht, Prudence zu besuchen?”
“Nein. Wie ich schon sagte, wir waren sehr vorsichtig. Ich bin sicher, dass außer Dot – und jetzt Ihnen – niemand weiß, dass sie hier ist.” Sie verriegelte das Tor wieder. “Prudence wird sich sehr freuen, Sie zu sehen. Seitdem ich ihr von Ihrem bevorstehenden Besuch erzählt habe, redet sie von nichts anderem mehr.”
“Wie geht es ihr?”
Sie gingen den Kiesweg entlang. “Ein bisschen verwirrt. Sie vermisst ihre Mutter und versteht nicht, warum sie hier sein muss, anstatt bei ihrer Großmutter zu bleiben. Ich habe ihr das Gleiche erzählt, was sie schon von Lilly gehört hat, dass ihre Großmutter auch verreisen musste, aber …”, sie zuckte mit den Schultern. “Sie ist nur ein kleines Mädchen.” Syd konnte deutlich die Sorge in ihrem Gesicht erkennen. “Gibt es denn überhaupt keine Neuigkeiten?”
“Bis jetzt noch nicht, aber wir alle arbeiten hart daran, Lilly zu finden.”
“Da bin ich mir sicher.” Die Nonne führte sie zu einem kleinen, roten Gebäude, das aussah wie ein ehemaliger Stall. Es war offenbar vor kurzem frisch gestrichen worden. “Prudence ist gerade im Unterricht, genau wie die anderen Kinder”, erklärte sie. “Lilly wollte, dass sie Kontakt zu anderen Kindern ihres Alters hat, und wir merken, dass es ihr gut tut. Sie hat sich eingelebt und mit ihren Klassenkameraden angefreundet.”
Sie klopfte vorsichtig an die Tür und steckte ihren
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