Das Philadelphia-Komplott
haben zurückgehen lassen.”
“Sind Sie schon einmal in den Genuss von Krankenhausessen gekommen?”
“Öfter als mir lieb ist.” Er nahm sie bei den Schultern und führte sie zum Sofa, wobei er so vorsichtig war, als wäre sie so zerbrechlich wie Glas. “Wie trinken Sie Ihren Kaffee?”
Sie konnte in diesem Moment das starke und würzige Aroma des Kaffees riechen. Verlockend, verführerisch. Aber noch immer hielt sie irgendetwas zurück, auch wenn sie im Moment nicht wusste, was. “Schwarz, aber …”
“Ziehen Sie Ihre Schuhe aus und entspannen Sie sich. Ich bin gleich wieder da.”
Er hatte es geschafft. Sie war zu müde, um mit ihm zu diskutieren, also folgte sie seinem Vorschlag, wobei sie überlegte, wann jemals ein gut aussehender Mann sich so um sie gekümmert hatte. Greg mit Sicherheit nicht. “Ich bin eine totale Niete in der Küche”, hatte er ihr gleich zu Beginn ihrer Beziehung erzählt. “Das ist ein Bereich der Wohnung, den ich gerne den Frauen überlasse.”
Nach ein paar Minuten kam Jake mit einem Tablett in der Hand zurück. Darauf waren köstliche Sandwiches und zwei Becher mit dampfendem Kaffee arrangiert. Der Kaffee verströmte einen unvergleichlichen Duft, besser als jeder Kaffee, den sie in den letzten vierundzwanzig Stunden gerochen hatte. Er stellte das Tablett auf den Tisch und reichte ihr einen der Becher.
Sie nahm einen Schluck. Das Aroma hatte sie nicht getäuscht. “Mmmmh, gut. Kenia? Halb stark geröstet?”
Er zuckte die Schultern. “Ich habe keine Ahnung. Woran erkennen Sie das?”
“Eine Sache der Übung.”
“Sie sind Kaffee-Expertin?”
Sie lachte. “Eher Kaffee-Abhängige.”
“Dann bin ich sehr erfreut, dass ich Ihre Sucht unterstützen kann.” Er zeigte auf die Sandwiches. “Bedienen Sie sich. Diese hier sind mit Parmaschinken und Provolone auf Ciabatta, die anderen sind geräucherter Lachs und Hüttenkäse auf Roggenbrot.”
“Sie sind eine echte Martha Stewart, oder?” Ihr Magen begann, zu knurren, und so griff sie nach einem Schinkensandwich und biss hinein.
Jake lachte, als sie hingebungsvoll ihre Augen schloss. “Ist es so gut, oder sind Sie nur verhungert?”
“Beides.” Warum noch niemand diesen Mann vom Fleck weg geheiratet hatte, konnte sie beim besten Willen nicht verstehen. Gut, er konnte auch ein Serienmörder sein, der seine Opfer mit ausgewähltem Kaffee und köstlichen Sandwiches in Sicherheit wiegte …
“Ich nehme an, dass Sie gerne kochen?”
“Nicht wirklich, aber in meinem Beruf lernt man es entweder oder man nimmt nur Fertigmahlzeiten zu sich.”
“Darf ich fragen, was Sie beruflich machen?”, fragte sie zwischen zwei Bissen.
“Ich arbeite auf einer Ölplattform vor der Küste Louisianas.”
Sie blickte ihn mit neu erwachtem Interesse an. “Sie arbeiten auf einer Bohrinsel?”
“Nicht ganz das, was Sie erwartet hatten?”
“Ich bin nicht sicher, was ich erwartet hatte.” Sie schaute zur Gitarre. “Ich hatte Sie für einen Rocker gehalten.”
Er warf seinen Kopf zurück und lachte herzhaft. Ein angenehmes Lachen, das ihr ein wohliges Kribbeln über den Rücken laufen ließ. Serienmörder lachten sicher nicht so inbrünstig. Oder sahen in Jeans so aus wie er. “Ein Rocker”, wiederholte er. “Ich weiß nicht, ob ich mich geschmeichelt oder beleidigt fühlen soll.”
“Der letzte Mieter war ein Musiker. Ein sehr seltsamer Typ mit langen, strähnigen Haaren, dunklen Schatten unter den Augen und einem merkwürdigen Geruch.”
“Okay, jetzt weiß ich’s”, neckte er sie. “Ich
bin
beleidigt.”
“Nein, nein. Sie sind ihm überhaupt nicht ähnlich. Ein Unterschied wie Tag und Nacht.” Sie nahm ihren Becher hoch und schaute ihn über den Rand hinweg an. “Ehrlich gesagt mag ich es, Sie als Nachbarn zu haben.”
“Auch wenn ich ein bisschen
zu
neugierig bin?”
“Daran können wir arbeiten.”
Er griff nach seinem Becher. “Haben Sie etwas Neues von der Polizei in Erwinna gehört?”
“Die Untersuchungen laufen noch. Als ich das letzte Mal mit Detective Ramsey sprach, durchkämmten sie die Gegend auf der Suche nach der Kugel. Aber auch wenn sie sie finden – ohne die Waffe können sie nicht beweisen, woher die Kugel stammt.”
Bevor er eine weitere Frage stellen konnte, fragte sie ihn: “Haben Sie sich schon entschieden, wie lange Sie in Philadelphia bleiben wollen?”
“Lange genug, um wieder eine Art von Beziehung zu meinem Vater aufzubauen.”
Seine Antwort überraschte sie.
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