Das Philadelphia-Komplott
Surf City fahren.”
“Wolltest du nicht an deiner Art, dich überall einzumischen, arbeiten?”
“Das hast
du
gesagt. Und nur für den Fall, dass du vorhast, dich rauszuschleichen, wenn ich meine Tür zugemacht habe, warne ich dich – ich werde auf dem Flur übernachten, wenn es sein muss.”
Syd lachte und genoss heimlich die Aufmerksamkeit, die er ihr schenkte. “Das musst du nicht. Ich verspreche dir, dass ich nicht versuche, auf eigene Faust loszuziehen.”
“Mein Rücken dankt dir jetzt schon.” Er ließ die Schlüssel in ihre Hand fallen. “Gute Nacht, Sydney.”
“Gute Nacht, Jake.” An der Tür drehte sie sich noch einmal um. “Meine Freunde nennen mich übrigens Syd.”
15. KAPITEL
“A ls ich sagte, gleich morgen Früh, meinte ich nicht kurz vor Morgengrauen”, grummelte Jake vor sich hin, als er die Tür öffnete.
Syd hatte wie ein Baby geschlafen und war um fünf Uhr voller Tatendrang aufgewacht. Die Schmerzen unter ihren Rippen waren zwar noch nicht vollständig verschwunden, aber das würde sie Jake nicht auf die Nase binden. Er nahm die Rolle als ihr Beschützer so ernst, dass er den Trip bei dem geringsten Anlass bestimmt sofort verschieben würde.
“Und ich wusste nicht, dass du morgens so missmutig bist”, antwortete sie. “Was für ein Soldat bist du eigentlich?”
“Ein
Ex
-Soldat. Und ein sehr müder noch dazu.”
“Hier. Das sollte deine Lebensgeister wecken.” Sie reichte ihm einen Becher mit starkem Kona-Kaffee.
Er murmelte etwas Unverständliches, nahm den Becher aber gerne an.
“Und? Wie schmeckt der Kaffee?”, fragte sie, als sie in seinem Auto saßen.
“Mmmmh.”
Als sie auf die Benjamin Franklin-Brücke fuhren, eine von vier Brücken, die Philadelphia mit New Jersey verband, hatte Jakes Laune sich erheblich gebessert.
“In Harvey Cedars hat mein Onkel jeden Sommer für zwei Wochen ein Haus gemietet”, erzählte er, als sie die Mautstelle passierten. “Er und mein Vater haben mir alles beigebracht, was ich übers Angeln weiß.”
“Wie waren deine Sommer in Harveys Cedars, wenn du dich daran zurückerinnerst?”
“Es waren die besten. Von morgens bis abends haben wir geangelt, anschließend unseren Fang gegrillt und so lange auf der Terrasse gesessen, bis die Sterne herauskamen. Am nächsten Tag fing das Ganze dann wieder von vorne an.”
“Wurde dir niemals langweilig?”
Die Frage schockierte ihn ganz offensichtlich. “Man hat gar keine
Zeit,
Langeweile zu entwickeln, wenn man angelt.”
“Aber diese ganze Warterei bis endlich mal ein Fisch anbeißt.”
“Das gehört doch zum Spaß dazu. Die große Herausforderung. Der Kampf darum, wer eher aufgibt – der Fisch oder du.”
“Mein Vater hätte dir zugestimmt.”
“War er auch Angler?”
“Kein guter, aber es hat ihm immer Spaß gebracht, es zu versuchen.” Sie schwieg für einen Moment, dann blickte sie ihn an. “Hattest du schon Zeit, ans Wasser zu fahren?”
“Nein, warum?”
“Da kann man Boote chartern. Ich weiß, dass jetzt nicht gerade die beste Zeit zum Angeln ist, aber in ein paar Wochen sollte das Wetter schon ein bisschen besser sein.”
Sein Lächeln drückte sowohl Überraschung als auch Freude aus. “Du willst, dass ich dich mit zum Angeln nehme?”
“Nicht mich, Dummkopf. Deinen Vater.”
Sein glückliches Lächeln verschwand. “Was glaubst du, wie ich meinen Vater dazu bewegen soll, mit mir auf ein Boot zu gehen, wenn er es noch nicht einmal erträgt, sich mit mir im gleichen Raum aufzuhalten?”
“Einen Versuch wäre es doch wert, findest du nicht? Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass er
Nein
sagt.”
Sie fuhren schweigend, bis sie die Straße erreichten, die das Festland mit der Insel verband. Syd atmete tief durch und sog die frische Meeresluft ein. Surf City weckte Erinnerungen an Tage am Strand, Segeltörns in Barnegat Bay und das wöchentliche Muschelessen auf der Terrasse ihrer Eltern.
Long Beach Island war nur achtzehn Meilen lang, mit Barnegat Bay auf der einen und dem Atlantischen Ozean auf der anderen Seite. Weiße Sandstrände reihten sich aneinander, es gab riesige Wasserrutschen und Sommerhäuser aller Preisklassen, von der kleinen, einfachen Hütte bis zu großzügigen Villen.
Da Eileen Cooper eine hervorragende Gastgeberin war, beherbergte das Haus in der Sixteenth Street jeden Sommer die unterschiedlichsten Gäste – Nachbarn, Freunde und Verwandte, von denen Syd nicht einmal wusste, dass es sie gab.
“Das kommt davon,
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