Das Philadelphia-Komplott
verantwortlich.
“Du hattest mit der Schießerei nichts zu tun”, versuchte Syd, ihr klarzumachen. “Es war meine Idee, zum Haus zu fahren, und nicht deine. Eigentlich hätte ich dich vorher sogar um Erlaubnis bitten müssen.”
“Quatsch, du gehörst doch zur Familie.” Dot schniefte. “Und du hast versucht, Lilly zu helfen.” Liebevoll und besorgt steckte sie die Bettdecke um Syd herum noch fester, damit sie sich nicht eventuell noch verkühlte. “Was hast du gehofft, in dem Haus zu finden?”
“Ich weiß es nicht. Vielleicht weiß ich die Antwort darauf, wenn ich selber noch einmal nachgeschaut habe.”
“Detective Ramsey und ich waren schon da. Es wurde nichts gestohlen.”
“Ich möchte gerne sicher gehen.”
“Hältst du das für eine gute Idee? Was ist, wenn der Eindringling immer noch da ist und nur darauf wartet, dass du wiederkommst?”
“Mit der ganzen Polizei auf dem Grundstück wird er das kaum tun. Ich werde ja auch nicht alleine gehen – Detective Ramsey hat uns zwei Officer zur Seite gestellt, die uns begleiten werden. Die werden uns schon beschützen.”
“Wir?”
“Ich brauche deine Hilfe Dot. Natürlich nur, wenn es dir recht ist. Du kennst vielleicht noch Verstecke und Schlupfwinkel, die mir entgehen würden.”
Der Gedanke, dass sie hilfreich sein könnte, schien Dot neu zu beleben. “Dann bin ich natürlich dabei.”
Mit einem Besucher hatte Syd nicht gerechnet – Jake Sloan. Ihr neuer Nachbar kam herein, als sie gerade eine weitere Tasse des faden, lauwarmen Tees trank. Tadelnd blickte er sie an.
“Sie hätten mein Angebot annehmen sollen, Sie dort hinzufahren.”
“Damit Sie sich die Kugel für mich eingefangen hätten? Das gibt dem Begriff nachbarschaftliche Hilfe doch gleich eine ganz andere Bedeutung.” Sie lächelte, als sie sich aufsetzte. “Woher wussten Sie, wo ich bin?”
“Heute Morgen habe ich an Ihre Tür geklopft. Als Sie nicht antworteten, habe ich bei Ihnen im Büro angerufen. Eine sehr nette Dame namens Violet hat mir dann erzählt, was passiert ist.” Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. “Sie haben uns allen einen ganz schönen Schrecken eingejagt. Und erzählen Sie mir nicht, dass angeschossen werden zu Ihrer täglichen Arbeit gehört.”
Sie lächelte. “Das tut es nicht, da bin ich mir ganz sicher.”
“Sitzen Sie bequem? Haben Sie Schmerzen? Kann ich Ihnen etwas bringen?”
“Ja, nein und nein.” Lachend lehnte sie sich in den Kissen zurück. “Sie haben einen ganz schön langen Weg auf sich genommen, um mich das zu fragen. Ein Anruf wäre einfacher gewesen.”
“Ich wollte mich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass es Ihnen gut geht.” Er lehnte sich vor und sah sie ruhig an. “Was war so dringend, dass es nicht auf das Tageslicht warten konnte, Sydney? Und was noch wichtiger ist: Wer hätte Interesse daran, Sie niederzuschießen?”
Nachdenklich betrachtete Syd ihn einen Moment. Sie war immer stolz auf ihre Menschenkenntnis gewesen. Bozo nicht mitgezählt, der sie aufs Übelste betrogen hatte, konnte sie eine beeindruckende Liste an richtigen Urteilen vorweisen, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Gerichtssaals. Ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass Jake Sloan ein Mann war, dem sie trauen konnte. Auf der anderen Seite konnte sie nicht außer Acht lassen, dass sie ihn erst seit knapp vierundzwanzig Stunden kannte. Oder dass er es in dieser kurzen Zeit geschafft hatte, auf eine Weise in ihr Leben einzudringen, wie kein Mann es je zuvor getan hatte. So gut gemeint seine Hilfsbereitschaft auch war, Lillys Leben war zu wichtig, um einem Gefühl nachzugeben.
“Ich tappe genau so im Dunkeln wie Sie”, sagte sie. “Die Polizei hat Untersuchungen eingeleitet und wird mich informieren, wenn sie etwas herausfindet.”
“Sie haben keine Ahnung, wer das getan haben könnte?” Er sah nicht sehr überzeugt aus.
Sie schüttelte den Kopf, und obwohl er immer noch skeptisch war, hakte er nicht weiter nach. “Die Stationsschwester hat mir erzählt, dass Sie heute entlassen werden. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich so lange hier bleibe und Sie dann mitnehme?”
“Lillys Mutter hat bereits angeboten, mich nach Hause zu bringen. Aber trotzdem Danke für das Angebot.”
“Und wer bringt Ihr Auto zurück in die Stadt?”
“Detective Ramsey.”
Er sah enttäuscht aus und wollte gerade etwas sagen, als die Schwester mit einem Tablettwagen den Raum betrat.
“Es ist Zeit, Ihre Medikamente zu nehmen”, sagte sie zu
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