Das Philadelphia-Komplott
brauchte sie auch nicht. Jeder im Raum wusste, dass die Chance, sie lebend zu finden, mit jedem Tag geringer wurde.
“Ich lasse den Stein auf Fingerabdrücke untersuchen”, sagte der Chief. Er rollte das Handtuch mit der Kette wieder auf und nahm das Beweisstück an sich.
“Und in der Zwischenzeit werde ich herausfinden, woher die Kette stammt.” Syd erzählte ihm von ihrem Freund in Manayunk.
“Nein”, sagte er grimmig. “In der Zwischenzeit werden Sie nach Hause gehen. Sie haben sich heute genug angestrengt.”
“Wenn Sie es sagen”, sagte Syd. Sie hatte keinesfalls vor, seinen Rat anzunehmen. “Lassen Sie mich wissen, was Sie herausgefunden haben. Und grüßen Sie Vern, Ethel und Marie ganz lieb von mir.”
16. KAPITEL
“S yd, sei nicht so stur. Lass mich dich nach Hause bringen. Tu, was der Arzt gesagt hat, und morgen bringe ich dich dann nach Manayunk.”
Jake lenkte den Wagen auf die Autobahn. Es war immer noch früh am Morgen und der einzige Verkehr verlief östlich in Richtung Atlantic City. Eine Reihe von Autos, die sich auf den Weg zu einem weiteren Arbeitstag in der Stadt des Glückspiels machten.
“Hörst du wohl auf, mich wie eine Invalide zu behandeln?”, antwortete Syd. “Zum hundertsten Mal: Mir geht es gut. Sitze ich etwa nicht und ruhe mich aus? Während du fährst?”
“Das ist nicht das Gleiche, und das weißt du auch. Deine Wunde könnte wieder aufreißen.”
Sie machte es sich auf ihrem Sitz bequem. “Aber bis jetzt ist nichts passiert. Natürlich, wenn du dich weigerst, mich zu fahren, muss ich es selbst tun. Wäre dir das lieber?”
“Erpressung ist ein Verbrechen, Frau Anwältin.”
“Heißt das
ja?”
Er schwieg einen Moment, bevor er einen kleinen Seufzer ausstieß. “Wie war noch mal der Weg?”
Den Rest des Weges erzählte sie ihm von Anthony Trudel. “Ich habe ihn vor zwei Jahren während eines Verfahrens kennen gelernt. Er verursachte zwar einiges Aufsehen im Gerichtssaal, aber er hat die beste Aussage gemacht, die ich je von einem Experten gehört habe. Bis heute bin ich überzeugt, dass
er
den Fall für mich gewonnen hat. Ein paar Wochen später lud er mich zur Eröffnung seines neuen Geschäfts in Manayunk ein, und seitdem sind wir befreundet. Ich freue mich wie immer darauf, ihn wieder zu treffen.”
“Als ich das letzte Mal in Manayunk war, erwachte die Stadt gerade aus einer Art Dornröschenschlaf und feierte ein großes Comeback.”
“Das ist immer noch so. Viele der alten Mühlen wurden zu großzügigen Apartments für reiche Vorstädter umgebaut. Und die Auswahl an teuren Boutiquen, Galerien und guten Restaurants hat eine ganz neue Klientel in die Stadt gebracht.”
“Wie heißt Anthonys Laden?”
“Goldrausch. Er ist gleich dort drüben.” Sie zeigte die Hauptstraße hinunter. “Zwischen der Bank und dem River Café.”
Es war fast Mittag und nicht einfach, einen Parkplatz zu finden, aber Jake zeigte sich geduldiger, als sie erwartet hätte. Nachdem er drei Mal um den Block gefahren war, fand er einen Platz in einer Seitenstraße und stellte den Wagen ab.
Anthony bediente gerade einen Kunden, als sie seinen Laden betraten.
Er schaute auf und grinste, als er Syd erkannte. Diskret hob er eine juwelenbesetzte Hand und zeigte ihr an, dass er in wenigen Minuten bei ihr sei.
Während Jake sich im Laden umschaute, beobachtete Syd Anthony, der seiner Kundin ein Paar in Gold eingefasste Aquamarine als Ohrringe zeigte. Auch wenn sie ihn nun schon seit Jahren regelmäßig traf, musste sie immer noch lächeln, wenn sie ihn anschaute. Groß, schlank, und eindeutig schwul trug er Kleidung in den schrillsten Farben mit der gleichen Selbstverständlichkeit, wie ein Model die neueste Mode auf dem Laufsteg.
Sein Laden war das perfekte Ebenbild seiner ausdrucksstarken Persönlichkeit. Ketten mit massiven Türkisen in allen Größen teilten sich das Scheinwerferlicht mit feineren Stücken aus Halbedelsteinen, die er Diamanten und anderen teuren Steinen seit jeher vorzog.
Zu guter Letzt entschied sich die Kundin für eine dreisträngige Goldkette, bezahlte sie mit ihrer American Express Platinkarte und verließ den Laden.
Mit ausgestreckten Armen kam Anthony hinter dem Tresen hervor. “Liebling, haben sie dich aus dem Krankenhaus entlassen? Du siehst wundervoll aus.”
“Danke, Anthony. Und auch danke für die Blumen. Sie sind bezaubernd.”
“Nicht so bezaubernd wie du.” Er schaute sie von oben bis unten an. “Darf ich dich
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