Das Philadelphia-Komplott
auseinander faltete. Inmitten des dunkelgrünen Stoffes lag eine silberne Kette mit einem großen Opal als Anhänger. Der Verschluss war zerbrochen und zwischen den Kettengliedern hatte sich Schmutz gesammelt.
“Gehört die Lilly?”, fragte Jake.
“Niemals. Lilly hasst jegliche Art von Schmuck. Ich konnte sie nicht einmal dazu überreden, eine schlichte Perlenkette zu tragen.” Sie schaute auf. “In der Nacht, als sie mich anrief, wollte sie mir das hier zeigen. Aber warum hat sie es versteckt?”
“Ich vermute, sie wusste, dass sie verfolgt wurde, und wollte die Kette loswerden, bevor die Männer sie schnappen konnten.”
Syd packte das Päcken sorgfältig wieder zusammen.
“Diese Kette ist ein Beweisstück, Syd.”
“Das weiß ich. Und ich werde es auch Chief Yates übergeben. Aber vorher muss ich Fotos davon machen.”
“Warum?”
“Um sie einem befreundeten Juwelier in Manayunk zu zeigen. Wenn diese Kette nicht Lilly gehört, und da bin ich mir ziemlich sicher, dann kann er mir vielleicht sagen, woher sie stammt.” Sie schaute ihn an. “Du hast nicht zufällig eine Kamera griffbereit, oder?”
“Nein. Aber auf dem Weg hierher habe ich einen Drugstore gesehen, der die ganze Nacht auf hat. Er ist nur fünf Minuten von hier entfernt.”
“Der Chief kommt niemals vor acht Uhr rein”, sagte einer der Deputies, als Syd ihm sagte, dass sie seinen Boss sprechen müsse.
“Könnten Sie ihn anrufen und bitten, sofort herzukommen? Ich muss ihm etwas sehr Wichtiges zeigen.”
“Er mag es nicht, wenn er während des Frühstücks gestört wird.”
Syd schaute auf das Namensschild des Mannes. “Deputy Brady, ich verspreche Ihnen, dass er das, was ich ihm zu zeigen habe, unbedingt sehen will.” Sie klopfte auf das Päckchen in ihrem Arm, ertrug tapfer seinen unwilligen Blick und lächelte ihm aufmunternd zu, als er sich dem Telefon zuwandte.
Zehn Minuten später kam Chief Yates zur Tür hinein. Seine Laune war noch schlechter als die von Jake am Morgen.
Als Syd die beiden Männer einander vorstellte, nickte er Jake kurz zu und murmelte ein knappes Hallo. “Syd, Sie haben hoffentlich etwas wirklich Wichtiges. Ich verlasse nicht gerne den Tisch mit den von meiner Frau frisch gebackenen Pfannkuchen, wenn es dafür nicht einen verdammt guten Grund gibt.”
Syd öffnete den Gefrierbeutel und rollte das Handtuch auf seinem Tisch aus. Dann trat sie einen Schritt zurück, damit der Chief ihren Fund betrachten konnte.
“Was zum Teufel ist das?”
“Eine Kette. Sie war in meinem Kinderhaus in Surf City versteckt. Lilly hat sie dorthin gebracht. Das wollte sie mir zeigen, als sie mich anrief und bat, sie in Elwood zu treffen.”
Sie fasste die Ereignisse der letzten Tage kurz zusammen, erklärte ihre Fehlinterpretation von Lillys Postkarte und ihren Ausflug zum Haus der Branzinis am Donnerstagabend. Chief Yates folgte ein wenig missmutig ihren Ausführungen, doch bei der Nachricht, dass sie niedergeschossen wurde, horchte er auf.
“Sie wurden angeschossen?” Besorgt musterte er sie von oben bis unten. “Wo? Sind Sie okay? Warum sind Sie nicht im Krankenhaus?”
“Die Kugel hat meine Rippe nur gestreift. Ich wurde gestern Nachmittag entlassen. Sie brauchten das Bett für einen Kranken”, fügte sie hinzu, um die Spannung ein wenig aufzulockern.
Er lächelte nicht, sondern schaute zu Jake. “Und Sie lassen sie den ganzen Weg nach South Jersey fahren, anstatt sie ans Bett zu fesseln?”
“Eine Hundertschaft hätte sie nicht aufhalten können, Chief”, antwortete Jake. “Wenn ich sie nicht gebracht hätte, wäre sie alleine hingefahren.”
Der Chief stieß einen missfallenden Seufzer aus. Dann senkte er den Kopf, um die Kette näher in Augenschein zu nehmen. “Sieht so aus, als hätte sie eine ganze Zeit im Freien gelegen.” Mit der Spitze eines Kugelschreibers hob er den gebrochenen Verschluss an. “Und sie könnte der Person, die sie getragen hat, vom Hals gerissen worden sein.” Er schaute auf. “Meinen Sie, dass derjenige, der auf sie geschossen hat, hiernach gesucht hat?”
“Das vermute ich”, sagte Jake.
“Ich auch”, pflichtete Syd ihm bei. “Auch wenn die Möglichkeit besteht, dass Lillys Entführer nichts von der Kette wissen, oder sie sie nicht interessiert.”
“Aber warum haben sie Lilly dann entführt?”
“Weil sie irgendetwas weiß.” Sie sagte nicht, dass Lillys Kidnapper sie vielleicht schon längst getötet hatten, falls ihre Vermutung richtig war. Das
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