Das Philadelphia-Komplott
“Ich war genervt, hab angefangen, um mich zu schlagen.”
Syd schaute zu Cranston, der auf der anderen Seite der Liege stand. Er schüttelte langsam den Kopf, als wolle er sagen: “Aus dem werden Sie nichts herausbekommen.”
Syd näherte sich Averys Ohr. “Was haben Sie damit gemeint, als Sie van Heusen im Gerichtssaal sagten, dass Sie ihn
begraben
werden?”
Er hatte seine Augen geschlossen.
Jemand tippte ihr auf die Schulter. “Sie müssen jetzt gehen, Ms. Cooper. Mein Patient braucht Ruhe.”
Sie richtete sich auf und sah hinter sich einen Arzt stehen. Sie nickte ihm zu, bevor sie Cranston bedeutete, ihr zu folgen. “Er lügt”, sagte sie, als sie schnellen Schrittes den Flur entlang liefen. “Er hat den Streit nicht angefangen. Er hat nur zu viel Angst, um es zuzugeben.”
“Ich bin geneigt, Ihnen zuzustimmen, aber das hilft Ihnen auch nicht weiter.”
“Ich will, dass er rund um die Uhr bewacht wird. Und wenn er von der Krankenstation entlassen wird, bekommt er eine Einzelzelle. Ich bin noch nicht mit ihm fertig.”
21. KAPITEL
V om Gefängnis aus eilte Syd direkt zu Lillys Wohnung, wo sie die Zahnbürste aus dem Halter nahm und in einen Plastikbeutel steckte. Sie versuchte, sich selbst davon zu überzeugen, dass die Blutflecken nicht notwendigerweise bedeuteten, dass das Opfer eine tödliche Verletzung erlitten hatte. So wie sie Lilly kannte, hatte sie sich heftig gewehrt und war dabei ein bisschen grob angefasst worden.
Dieser Gedanke bewahrte Syd davor, sämtliche Hoffnung zu verlieren, während sie im Fond des Taxis saß und sich zu Dots Haus fahren ließ.
Dot stand bereits draußen und wurde von einem Mitarbeiter des Fernsehsenders vorbereitet. Einige Mitglieder ihrer Familie waren auch vor Ort. Ihr Bruder Joe, der Star der Hitrevue
Divas in Drag,
war offensichtlich direkt von der Nachmittagsmatinée hergekommen, denn er trug noch sein Bühnen-Make-up. Dots Schwester Luciana war mit ihrer Tochter Angie gekommen, einer rebellischen Collegestudentin, die für mehr Projekte demonstrierte als Syd überhaupt bekannt waren. Sogar Lucianas Sohn Roman, ein Drag-Car-Fahrer, war zur Unterstützung gekommen. Sicher keine ganz gewöhnliche, durchschnittliche Familie, aber alles wundervolle Menschen, die sich sorgten, umeinander kümmerten und einander tief verbunden waren.
“Dot!” Syd ging zu ihr hinüber, nicht sicher, ob sie bereits vom Fund des Vans wusste. “Tut mir Leid, dass ich so spät bin.” Sie schaute fragend zu Chief Yates, der neben Dot stand.
“Es ist in Ordnung, Syd.” Dot drückte ihre Hände. “Das Blut stammt nicht von Lilly.”
Der Knoten in Syds Magen löste sich langsam auf. “Dann ist es doch nicht der richtige Van?”, fragte sie den Chief.
“Oh doch, es ist das richtige Fahrzeug, bis hin zu dem Fußballaufkleber an der hinteren Stoßstange, von dem Sie erzählt haben. Er wurde vor ein paar Tagen als gestohlen gemeldet und heute Morgen verlassen hinter einem alten Lagerhaus an der Route 287 gefunden. Man hat mich sofort darüber informiert.”
“Und das Blut?”
“Der Wagen gehört einer Mutter von vier Kindern. Das Blut stammt von einem angeschlagenen Knie ihres Jüngsten, der sich beim Basketball spielen verletzt hatte.”
“Irgendwelche Fingerabdrücke?”
“Das wird gerade untersucht, aber ich glaube nicht, dass wir etwas finden werden. Diese Jungs waren zu clever.”
Onkel Joe kam zu ihnen hinüber. Er war ein kleiner, kompakter Mann mit dichtem grauem Haar und einer Grabesstimme, die zu seinem Markenzeichen geworden war.
“Du siehst blass aus, Mädchen”, sagte er und betrachtete sie unter seinem dicken Augen-Make-up. “Möchtest du dich setzen? Ich kann dir einen Stuhl besorgen. Angie, lauf und hol einen Stuhl für Syd.”
“Mir geht es gut, Joe, ehrlich. Es war ein harter Tag, das ist alles.”
“Mrs. Branzini?” Der junge Produzent lächelte Dot zu. “Wir sind bereit, wenn Sie es sind.”
“Denken Sie dran”, warnte der Chief. “Kein Wort über das Erpresserschreiben. Sie wollen die Entführer glauben machen, dass Sie ihren Forderungen nachkommen.”
Dot nickte und rückte den Kragen ihres blauen Anzugs zurecht. Ihre ernst blickende Verwandtschaft stellte sich hinter ihr auf, der Kameramann hob seine Hand und zählte mit seinen Finger die Sekunden herunter – dann war es so weit.
Die Reporterin von Channel Three sprach in das Mikrofon. “Guten Tag”, sagte sie. “Wir sprechen heute mit Mrs. Dorothy Branzini, deren Tochter
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