Das Planeten Duell
die Guerillas kommen ...«
Wieder überhörte Cletus die letzte Bemerkung. »Und was geschieht, wenn der Feind die Paßstraße nicht direkt benutzt?« fragte er. »Der Dschungel bietet den Männern weit mehr Schutz.«
Athyer starrte ihn an wie ein bockiger Schüler, der eine Prüfungsfrage zu schwer fand. »Die Leute am Paßeinschnitt können die Postenkette verständigen, und wir ziehen die Linie weiter auseinander.«
»Wie groß ist die Sichtweite im Dschungel?«
»Fünfzehn bis zwanzig Meter.«
»Dann wird es der Postenkette schwerfallen, das Umzingelungsmanöver durchzuführen – vor allem, da sich die Guerillas sofort in kleine Gruppen aufteilen werden.«
Athyer zuckte mit den Schultern. »Wir tun unser Möglichstes.«
»Ich schlage Ihnen eine andere Lösung vor.« Cletus nahm die Karte an sich. »Wenn die Guerillas über den Etter-Paß kommen, haben sie zur Rechten den Whey River und zur Linken den Blue River; die beiden Flüsse vereinigen sich hier unten bei der Ortschaft Two Rivers. Wohin sich die Neulander also auch wenden, sie müssen das Wasser durchqueren. Werfen Sie einen Blick auf die Karte, Athyer. Es gibt nur wenige Stellen, an denen das möglich ist – drei am Blue River und zwei am Whey River.« Er machte eine Pause und sah den Stabsoffizier an, aber der begriff den Wink nicht. So fuhr Cletus mit einem Seufzer fort:
»Ich will damit folgendes sagen, Leutnant: Weshalb versuchen wir die Guerillas im unwegsamen Dschungel unterhalb des Passes abzufangen, wenn wir am Wasser bequem auf sie warten können?«
Athyer zog die Stirn kraus und beugte sich noch einmal über die Karte.
»Die beiden Furten am Whey River sind dem Paß am nächsten«, erklärte Cletus. »Zudem führen sie auf dem schnellsten Weg zur Küste. Die Übergänge am Blue River hingegen bringen die Guerillas in gefährliche Nähe der Ortschaft Two Rivers. Es wäre also logisch, sie am Whey River abzufangen.« Wieder wartete er einen Moment. »Aber – die Neulander wissen, daß wir das Terrain ebensogut kennen wie sie. So werden sie uns vermutlich einen Streich spielen und die Übergänge am Blue River wählen – wenn sie überhaupt mit uns rechnen ...«
Athyer schüttelte langsam den Kopf. »Nein, Oberst«, meinte er, »Sie kennen die Neulander nicht so gut wie ich. Erstens – warum sollten sie mit uns rechnen? Zweitens halte ich sie nicht für besonders schlau. Sie werden den Paß überqueren, in Zweier- und Dreiergruppen den Dschungel durchdringen und sich dann am Whey River treffen. Und dort schnappen wir sie. Mein Sergeant bewacht mit einem Teil der Leute die obere Furt, ich warte mit dem Rest unten.«
»Sie haben das Kommando«, sagte Cletus ruhig, »aber General Traynor legte Wert darauf, daß ich Ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehe. Und ich finde nun einmal, daß Sie kein Risiko eingehen und die Übergänge am Blue River ebenfalls bewachen sollten.«
Athyer sah finster die Karte an. Nach einer Weile murmelte er: »Ich könnte höchstens einen Korporal mit sechs Mann abstellen.« Seine Miene hellte sich auf. »Es war Ihr Vorschlag, Oberst. Wenn Sie die Verantwortung am Blue River übernehmen ...«
»Als taktischer Berater habe ich nicht das Recht, das Kommando Ihrer Leute unter Kampfbedingungen ...«
Athyer schnitt ihm das Wort ab. »So genau halten wir uns hier draußen nicht an die Vorschriften, Oberst. Ich sage dem Korporal Bescheid. Er hat sich genau nach Ihren Befehlen zu richten.«
»Genau?«
Athyer nickte.
»Aber wenn die Guerillas nun tatsächlich über den Blue River kommen? Dann habe ich nur eine Handvoll Leute zur Verfügung.«
»Keine Angst, sie kommen nicht. Aber falls wider Erwarten doch einige versprengte Trupps auftauchen – nun, das dürfte für einen Taktik-Experten kein Problem darstellen.« Damit faltete er die Karte zusammen und begab sich zu seinen Leuten, um ihnen die veränderten Befehle mitzuteilen.
Der Truppentransporter setzte Cletus und seine kleine Schar in einer baumumstandenen Lichtung nahe des Blue River ab. Ein schlaksiger Neunzehnjähriger namens Ed Jarnki hatte das Kommando. Die Soldaten warfen ihre Ausrüstung achtlos zu Boden und suchten sich bequeme Plätze im Moos. Als Cletus zu ihnen trat, betrachteten sie ihn mit einer gewissen Neugier.
Der junge Oberst erwiderte schweigend ihre Blicke. Nach einer Weile stand Jarnki achselzuckend auf und gab seinen Männern einen Wink. Sie stellten sich in Reih und Glied hin und warteten.
Cletus lächelte. Aber seine Züge wirkten
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