Das politisch korrekte Woerterbuch 2.0
zwischen Gericht und Täter machen lassen, welcher von beiden tiefer sinken kann, eine Entscheidung, die im Fall „Juliane K.“ durchaus schwer fällt.
Dem Volk, in dessen Namen solche Urteile ergehen, ist so etwas nicht mehr zu vermitteln. Ein solches Maß an ethischer Degeneration, wie von manchen Gerichten an den Tag gelegt, ist für den Normalbürger ohne Jurastudium nicht mehr nachvollziehbar. Und ich glaube, das ist auch gut so. Allerdings können auch Juristen dies kaum noch verstehen, wie Bärbel Freudenberg-Pilster, die lange als Jugendrichterin gearbeitet hat, und heute als Anwältin in Berlin tätig ist. Was sie vermisst, ist das, was Juristen als „Generalprävention“ bezeichnen: Hohe Strafen, die eine abschreckende Wirkung auf potentielle Täter haben [196] .
Vermittelt wird, wie schon gesagt: Deutsche Frauen kosten 500 Euro (kann man sich ab und an mal gönnen, die Absetzbarkeit von Hartz-IV ist noch zu prüfen). Das Opfer wird zweimal vergewaltigt, einmal durch die Täter selbst und einmal durch das Gericht. Viele zukünftige Opfer werden auf diesen zweiten Missbrauch verzichten, da sie wissen, was von solchen Prozessen zu erwarten ist. Täter und potentielle Täter setzen eine Bewährungsstrafe mit einem Freispruch gleich, also hat ein solches Urteil grundsätzlich keine abschreckende, sondern eher eine ermutigende Wirkung. „Alle, auch Staatsanwaltschaft und Nebenklage, können mit dem Urteil leben“, sagte ein Gerichtssprecher [197] - zwei Jahre nach der Tat. Womit Juliane K. leben muss, erwähnt niemand.
Was sagt unser Grundgesetz dazu? „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ (Artikel 1, Absatz 1). Gilt wohl nicht für alle Menschen.
In Indien hingegen nahm man einen ähnlichen Fall nicht ganz so gelassen auf [198] . Eine Frau wurde von sechs Männern vergewaltigt und erlag zwei Wochen später ihren Verletzungen. Das Volk ging auf die Straße, die Regierungspartei erwägt eine chemische Kastration von Vergewaltigern [199] , selbst die Liberalen unter den Demonstranten forderten die Todesstrafe. In Deutschland geht niemand auf die Straße, schon gar nicht für eine Deutsche. Der Spiegel feiert die Demonstrationen in Indien als „Das Ende der Ignoranz“ [200] . Entsprechende Demonstrationen und Diskussionen wären bei uns eher „Das Ende der Toleranz“.
Daniela Katzenberger
Zlatko Trpkovski in dumm. Hat jedoch, im Gegensatz zu Claudia Roth, wenigstens noch den Anstand, ausgleichend geil auszusehen.
Killerspiele
Angefangen hat es mit der Diskussion um eine Zensur von Kinderpornos im Internet. Kaum hatte Max Stadler (FDP) nach der Abstimmung über das neue Gesetz im Bundestag davor gewarnt, dass Eingriffe in die Freiheitsrechte stets entgegen aller Beteuerungen ausgeweitet wurden [205] , schlug Thomas Strobl, CDU-Generalsekretär aus Baden-Württemberg, sogleich vor, auch eine Netzsperre für „Killerspiele“ zu prüfen; dafür instrumentalisierte Strobl den Amoklauf von Winnenden.
Amokläufe lassen sich nicht auf Computerspiele reduzieren. Kein Teenager, der mit seinen Freunden „Railgun“ und „BFG“ sowie einem Wochenvorrat an Cola und Pizza auf eine LAN-Party geht, wird deshalb im realen Leben zur Waffe greifen und das Spiel außerhalb des Netzwerkes fortsetzen. In den 80ern und 90ern suchte man die Schuld bei Rambo und Chucky [206] , allerdings war im letzteren Fall die Hypothese, dass jemand vom Anblick eines laufenden irischen Pimmels zum Massenmörder wird, nur für die extrem Minderbemittelten überzeugend.
In exzessiven Selbstversuchen konnte ich verifizieren, dass „First Person Shooter“ (so heißen „Killerspiele“ wirklich) die Anfälligkeit für einen Amoklauf in keiner Weise erhöhen. Es ist vielmehr recht erfrischend, nach einem Tag harter Arbeit kurz in eine Welt zu entfliehen, in der man jedes Problem mit seinem Raketenwerfer lösen kann. Daher politisch vollkommen inkorrekt.
P .S.:
An meine Freunde aus de m Redeemer-SniperHeaven : Wenn ich abwertend über Euch spreche, so geschieht dies allein im Siegestaumel. Dafür, dass Ihr 30-40 Stunden pro Woche auf dem Server seid, spielt Ihr sicher...angemessen. Ihr seid auch nicht langsam, intellektuell benachteiligt oder gar inkontinent, und ich bin mir absolut sicher, dass Eure Körperhygiene über jeden Zweifel erhaben ist. Kommt schon, Ihr wisst, dass ich Euch liebe ;-)))
Kenan Kolat
Bundesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland (TGD). Er hört sich gern reden. Was er sagt, klingt in
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