Das politisch korrekte Woerterbuch 2.0
Gesellschaft, in welcher sie von allen beachtet werden. Denen, die sich über diese Ideale hinwegsetzen, wird man mit diesen Idealen auch nicht beikommen. Machiavellis Resümee lautete daher:
„ Ein Mensch, der sich in jeder Hinsicht zum Guten bekennen will, muss zugrunde gehen inmitten von so vielen anderen, die nicht gut sind. Daher muss ein Fürst, wenn er sich behaupten will, die Fähigkeit erlernen, nicht gut zu sein, und diese anwenden oder nicht anwenden, je nach Gebot der Notwendigkeit. “ [252]
Dies war natürlich mit christlichen Idealen (wenigstens in der Theorie) nicht zu vereinbaren. Ich bezeichne diese Handlungsweise in Anlehnung an Terry Pratchett als „die schreckliche Logik der Notwendigkeit“ [253] . Fragen wie „Würden Sie einen unschuldigen Menschen auf wirklich brutale Weise abschlachten, um damit zwei unschuldige Menschen zu retten? Oder zehn? Wie viele müssten es sein?“ kann man entweder logisch oder menschlich beantworten. Kardial Reginald Pole identifizierte Machiavellis Buch entsprechend als „von der Hand des Teufels geschrieben“ [254] .
Das menschliche Wesen, oder das Ideal der Menschlichkeit steht somit der Logik bisweilen entgegen. Konsequent logisches Verhalten erscheint herzlos, selbst dann noch, wenn durch „menschliches“ Verhalten viel mehr Menschen sterben.
Aus diesem Grund gelten Realisten als Zyniker, aus diesem Grund ist menschliches Verhalten ein sehr zweischneidiges Schwert, aus diesem Grund sind Menschen nicht logisch und aus diesem Grund tun wir saublöde Dinge...eben weil sie bisweilen einfach richtig sind.
Natürlich sind hohe Ideale nicht grundsätzlich schlecht oder dumm; in seinem Buch „Das Ende des Bösen“ legt Rolf Degen sogar ausführlich dar, dass ein Verhalten, dass wir als edel bezeichnen würden, durchaus evolutionäre Vorteile bringt. Allerdings nicht, wenn diese Ideale bis zur Selbstaufgabe gelebt werden. Da kommt man an den Punkt, an dem man aufhören sollte, edel und gut zu sein, um wenigstens den zu erwartenden Schaden zu minimieren. Diese sehr menschliche Form der Dummheit erklärt einen Teil vieler Probleme, die wir mit der Integration, mit der EU und mit dem neudeutschen Bedürfnis haben, die ganze Welt zu retten. Andererseits müssen wir uns wohl damit abfinden, dass der Ehrgeiz den Menschen nicht immer gut sein lässt.
Meinem Vater waren Menschenmassen ein Graus. Nicht, dass er eine entsprechende Phobie entwickelt hätte, nein, er fand Versammlungen, bei denen sich eine möglichst große Masse unkritisch einem Menschen, einer Idee oder einem Objekt unterwirft, einfach erschreckend. Das hat tatsächlich mit der Masse selbst zu tun. Wenn sie eine Menschenmenge einpeitschen, ist es durchaus möglich, dass am Ende alle den Arm hochreißen und „Jaaa!“ brüllen, selbst wenn man sie fragt, ob sie den totalen Krieg wollen. Hätte man jeden von denen einzeln befragt, wäre die Antwort ganz anders ausgefallen. Diese Erkenntnis ist nicht auf dem Mist meines Vaters gewachsen, schon Schiller sagte: „ Jeder, sieht man ihn einzeln, ist leidlich klug und verständig, sind sie in corpore, wird gleich ein Dummkopf daraus .“ Dieses Motiv findet man auch heute in der Popkultur „ Ein Mensch ist intelligent, aber ein Haufen Menschen sind dumme, hysterische, gefährliche Tiere“ ( Men in Black ) oder „And, since the IQ of a mob is the IQ of its most stupid member divided by the number of mobsters, it was never very clear to anyone what had happened“ ( Maskerade von Terry Pratchett). Wieso? Weil die Menschheit schon immer in Gruppen gelebt hat, die nicht aus lauter Alphatieren bestehen können, sondern sich so leichter einem Alpha-Tier unterwerfen? Ist die Masse wirklich nur dazu da, ein paar wenige Auserwählte über sich zu erheben? Das kann man leichtfertig verurteilen, wenn man vergisst, dass dies ein integraler Bestandteil unseres Wesens ist. Evolutionär gesehen ist es noch nicht lange her, dass die Hauptfunktion unseres Gehirns darin lag, seinen Besitzer nicht vom Baum fallen zu lassen. Es schadet nicht, ein wenig darüber zu philosophieren, wie gut der Mensch sein kann, wenn man dabei nicht vergisst, wie er wirklich ist.
Ich hege noch immer die Hoffnung, dass Bildung es der Masse erlauben kann, ihre Funktion bisweilen kritisch zu überdenken, und nicht nur ein paar gierigen Zynikern als Trittbank zu dienen. Hier in Deutschland ist das Angebot da, man muss nur zugreifen, was man wird, liegt auch in der eigenen Hand.
Das Wesen des
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