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Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Titel: Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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er das Haus verlassen hatte, war seine Mutter gerade dabei gewesen, sich für den Abend zurechtzumachen. Es war das erste Mal, seit Samuels Vater sie verlassen hatte, dass sie sich so viel Mühe gab, und etwas an diesem Anblick hatte Samuel traurig gestimmt. Er wusste nicht, mit wem sie sich traf, aber sie hatte Lippenstift aufgelegt und sich hübsch gemacht, und so viel Aufhebens hätte sie nie und nimmer für notwendig gehalten, wenn sie nur mit ihren Freundinnen Bingo spielen wollte. Sie hatte sich auch gar nicht gewundert, weshalb ihr Sohn als Gespenst verkleidet einen Halloweenkorb mit sich herumschleppte, obwohl noch gar nicht Halloween war. Seine Mutter hatte sich schon längst daran gewöhnt, dass ihr Sohn Dinge tat, die man zumindest als etwas ungewöhnlich bezeichnen konnte.
    Eine Woche zuvor hatte Samuels Lehrer, Mr Hume, bei ihr zu Hause angerufen, um – wie er es nannte – ein ernstes Wort mit ihr wegen Samuel zu reden. Wie sich herausstellte, war Samuel an dem Tag, als er seine Bastelarbeiten präsentieren sollte, nur mit einer einzelnen Nadel in den Unterricht gekommen. Als Mr Hume ihn an die Tafel gerufen hatte, war Samuel aufgestanden und hatte stolz diese Nadel präsentiert.
    »Was ist das?«, hatte ihn Mr Hume gefragt.
    »Das ist eine Nadel«, hatte Samuel geantwortet.
    »Das sehe ich auch, Samuel, aber es ist wohl kaum eine sehr beeindruckende Bastelarbeit, findest du nicht auch? Ich meine, es ist weder ein Raumschiff, wie Bobby eines gebastelt hat, noch ein Vulkan wie der von Helen.«
    Samuel hielt nicht allzu viel von Bobby Goddards Raumschiff, das im Grunde nur aus ein paar mit Folie umwickelten Rollen Klopapier bestand, und ebenso wenig von Helens Vulkan, auch wenn weißer Rauch aufstieg, wenn man Wasser hineingoss. Helens Vater war Chemiker, und Samuel war sich ziemlich sicher, dass er beim Basteln des Vulkans mitgeholfen hatte. Samuel wusste, dass Helen ohne die allergenaueste Anleitung nicht einmal eine Schale aus gebrauchten Lutscherstängeln zusammenbauen konnte, und selbst dann brauchte sie noch Unmengen von Lösungsmitteln, um den Klebstoff – und die Lutscherstängel – wieder von ihren Fingern abzubekommen.
    »Das ist nicht einfach eine Nadel«, erklärte Samuel feierlich. Mr Hume schien nicht restlos davon überzeugt zu sein, und ein wenig nervös war er auch, weil sich die Nadel gefährlich nahe vor seinem Gesicht befand. Man konnte ja schließlich nie wissen, wozu die Kinder heutzutage alles fähig waren, wenn man ihnen nur die kleinste Gelegenheit gab.
    »Ähm, und was ist es dann?«, fragte Mr Hume.
    »Wenn Sie mal ganz genau hinsehen …«
    Fast gegen seinen Willen beugte sich Mr Hume vor, um die Nadel näher in Augenschein zu nehmen.
    »Wirklich ganz genau …«
    Mr Hume blinzelte. Jemand hatte ihm einmal ein Reiskorn geschenkt, auf dem sein Name geschrieben war. Mr Hume hatte dies für ziemlich nutzlos, wenn auch nicht für gänzlich uninteressant gehalten, und er fragte sich nun, ob Samuel wohl ein ähnliches Kunststück zuwege gebracht hatte.
    »Möglicherweise sehen Sie dann unzählig viele Engel auf dieser Nadelspitze tanzen«, beendete Samuel seinen Satz. 8
    8    Thomas von Aquin, ein bedeutender Gelehrter, der im 13. Jahrhundert gelebt hat, soll die Ansicht vertreten haben, dass unzählig viele Engel auf einer Nadelspitze tanzen können. Das hat er zwar so nicht gesagt, aber er hat sehr viel Zeit damit zugebracht, darüber nachzudenken, ob Engel Körper haben oder nicht (er neigte dazu, das zu verneinen) und wie viele von ihnen wohl oben im Himmel sein mochten (ziemlich viele, vermutete er). Das Schwierige am heiligen Thomas von Aquin ist, dass er gerne mit sich selbst disputierte und es deshalb gar nicht so leicht ist, auf den Punkt zu bringen, was er dachte. Und überhaupt, die Frage, wie viele Engel auf einer Nadelspitze tanzen können, interessiert wohl in erster Linie die Philosophen und – vermutlich – die tanzenden Engel. Denn ein Engel, der Foxtrott tanzt, wird sich wohl am allerwenigsten den Kopf darüber zerbrechen wollen, wie dicht bevölkert die Nadelspitze ist und wie groß die Wahrscheinlichkeit, dass er runterfällt und sich wehtut.
    Mr Hume blickte Samuel an. Samuel blickte Mr Hume an. »Soll das ein Witz sein?«, fragte der Lehrer.
    Diese Frage hatte Samuel schon oft gehört, besonders dann, wenn er gar nicht witzig sein wollte.
    »Nein«, gab Samuel zur Antwort. »Das habe ich irgendwo gelesen. Theoretisch passen unendlich

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