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Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Titel: Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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ist, ist alles ein bisschen schwierig. Du weißt doch, dass ich dich lieb habe, oder nicht? Du musst nicht um meine Aufmerksamkeit buhlen. Ich bin für dich da, und du bist für mich der wichtigste Mensch auf der Welt. Das vergisst du doch nie, nicht wahr?«
    Samuel nickte. Seine Augen brannten. Sie brannten immer, wenn seine Mutter von seinem Vater sprach. Vor zwei Monaten und drei Tagen hatte er sie verlassen. Samuel wünschte, er käme wieder zurück, aber gleichzeitig war er auch wütend auf ihn. Er wusste nicht genau, was zwischen ihm und seiner Mutter vorgefallen war, aber jetzt lebte sein Vater oben im Norden, und seit er ausgezogen war, hatte ihn Samuel nur zweimal gesehen. Von einem wütenden Geflüster am Telefon, das er aber dennoch mitgehört hatte, wusste er, dass eine Frau namens Elaine noch eine Rolle spielte. Samuels Mutter hatte Elaine während des Gesprächs einen sehr schlimmen Namen gegeben, dann hatte sie aufgelegt und zu weinen angefangen. Manchmal war Samuel auch auf seine Mutter wütend, weil er sich fragte, ob sie nicht etwas getan hatte, was seinen Vater von zu Hause vergraulte. Und wenn Samuel besonders elend zumute war, dann überlegte er, ob er nicht vielleicht selbst schuld daran war, dass sein Vater sie verlassen hatte, ob er etwa böse oder gemein zu ihm gewesen war oder ob er ihn sonst irgendwie enttäuscht hatte. Aber meist war er der Meinung, dass sein Vater die größte Schuld an allem trug, und er hasste es, wenn seine Mutter deswegen weinte.
    »Jetzt iss deinen Schinken«, sagte Samuels Mam. »Ich habe ihn für dich im Ofen warmgestellt.«
    Sie drückte ihm noch einen Kuss aufs Haar, dann ging sie nach oben.
    Samuel aß seinen Schinken. Manchmal verstand er die Erwachsenen einfach nicht. Er fragte sich, ob er sie überhaupt jemals verstehen würde oder ob irgendwann einmal, wenn er selbst schon erwachsen war, ihm plötzlich alles klar werden würde.
    Er frühstückte zu Ende, gab Boswell die Reste, dann wusch er seinen Teller ab und setzte sich wieder an den Tisch. Er schaute Boswell an. Boswell schaute ihn an. Was die nicht ganz so kleine Kleinigkeit der Höllenpforte anging, war er immer noch keinen Schritt weitergekommen, und auf seine Mutter konnte er offensichtlich nicht zählen.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Samuel.
    Hätte Boswell mit den Achseln zucken können, hätte er es getan.
    Am Haus Nummer 666 klingelte es an der Tür. Mrs Abernathy öffnete. Vor ihr stand der Postbote, er hielt ein großes Paket in der Hand. Es war nicht der Postbote, der sonst kam, der machte Urlaub in Spanien; dieser hatte Mrs Abernathy noch nie zuvor gesehen, aber er dachte bei sich, was für eine außerordentlich gut aussehende Frau Mrs Abernathy doch war.
    »Paket für Mr Abernathy«, sagte er.
    »Das ist sicher für meinen …« Mrs Abernathy, die es nicht gewohnt war, mit jemandem zu sprechen, der kein Dämon war, musste einen Augenblick lang nachdenken. »… für meinen Mann«, sagte sie dann. »Er ist gerade nicht zu Hause.«
    »Kein Problem. Sie können für ihn unterschreiben.«
    Der Postbote gab Mrs Abernathy einen Kugelschreiber, ein Formular und ein Klemmbrett. Mrs Abernathy blickte verwirrt drein.
    »Ich habe meine Brille nicht dabei«, entschuldigte sie sich. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, einen Moment reinzukommen, während ich sie suche?«
    »Ich brauche nur eine Unterschrift«, sagte der Briefträger. »Da, auf dieser Zeile.« Noch einmal deutete er hilfsbereit mit dem Finger auf die betreffende Stelle.
    »Ich unterschreibe nicht gern etwas, was ich nicht gelesen habe«, erwiderte Mrs Abernathy.
    Es gibt solche und solche, dachte der Briefträger bei sich. »Da haben Sie recht, Madam. Ich warte, bis Sie Ihre Brille gefunden haben.«
    »O bitte, kommen Sie doch herein. Ich bestehe darauf. Es ist so kalt und es kann ein, zwei Augenblicke dauern, bis ich meine Brille gefunden habe.« Sie ging weiter in die Diele, das Klemmbrett nahm sie mit. Das Brett war dem Postboten sehr wichtig. Darauf befanden sich Angaben über alle Päckchen und Einschreibebriefe, die er heute abgeliefert hatte, deswegen durfte er es nicht aus den Augen lassen. Zögernd folgte er Mrs Abernathy ins Haus. Ihm fiel auf, dass die Jalousien und Vorhänge in den Zimmern, die an die Diele angrenzten, zugezogen waren, und überall hing ein komischer Geruch in der Luft, wie nach faulen Eiern und Streichhölzern, die man eben erst angezündet hatte.
    »Ein bisschen dunkel hier drinnen«, sagte

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