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Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Titel: Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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er.
    »Ach, finden Sie?«, fragte Mrs Abernathy. »Ich mag es gern so.«
    Und zum ersten Mal fiel dem Briefträger auf, dass Mrs Abernathys Augen blau zu leuchten schienen.
    Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss.
    Aber Mrs Abernathy stand vor ihm. Wer also hatte die Tür geschlossen?
    Er drehte sich verwundert um, als sich auch schon ein Tentakel um seinen Hals schlang und ihn von den Füßen riss. Der Briefträger wollte noch etwas sagen, aber das Tentakel legte sich sehr fest um seinen Hals. Kurz sah er noch einen riesigen Mund und ein paar große Zähne, dann wurde es um ihn herum für immer dunkel.
    Menschen sind doch Schwächlinge, dachte Mrs Abernathy. Sie war ausgesandt worden, um die Stärken und Schwächen der Menschen zu erkunden, aber sie konnte schon jetzt sagen, dass Letztere bei Weitem überwogen.
    Andererseits schmeckten sie gar nicht so übel.
    Mrs Abernathy leckte sich die Lippen und ging ins Esszimmer, in dem die Vorhänge ebenfalls zugezogen waren. Drei Personen saßen hier auf Stühlen. Sie taten nichts Besonderes, sondern rochen nur merkwürdig. Mr Abernathy und die Renfields nahmen allmählich eine hässliche rötliche Färbung an, wie Fleisch, das langsam verdarb; ihre Fingernägel hatten schon begonnen abzufallen. Das war das Problem, wenn man einem anderen Wesen die Lebenskraft stahl und dessen Gestalt annahm. Es war, als schälte man eine Banane, warf das Fruchtfleisch weg und nähte die Schale wieder zu in der Hoffnung, dass sie auch weiterhin aussehen würde wie eine Banane. Eine Zeit lang konnte das auch funktionieren, aber dann würde die Schale zwangsläufig schwarz werden.
    »Ich mache mir Sorgen wegen des Jungen«, sagte Mrs Abernathy.
    Ihr Ehemann blickte sie an. Seine Augen waren trübe.
    »Warum?«, fragte er. Seine Stimme war kaum mehr als ein Krächzen, denn seine Stimmbänder zerfielen allmählich. »Er ist doch noch ein Kind.«
    »Er wird plaudern.«
    »Niemand wird ihm glauben.«
    »Vielleicht doch.«
    »Und wenn schon. Wir sind mächtiger, als sie es jemals sein werden.«
    Mrs Abernathy schnaubte verächtlich. »Hast du in letzter Zeit mal in den Spiegel geschaut?«, fragte sie. »Das einzig Mächtige an dir ist dein Geruch.«
    Sie schüttelte den Kopf und ging davon. Das war das Problem mit diesen zweitklassigen Dämonen: Sie hatten weder Fantasie noch Intelligenz.
    Mrs Abernathy gehörte zur höchsten Stufe der Dämonen, sie stand im Rang nur eine unter dem Großen Verderber. Sie kannte die Menschen, denn der Große Verderber hatte ihr viel von ihnen erzählt, und gemeinsam mit ihm hatte sie diese Spezies aus der Ferne beobachtet, wenn auch wie durch ein getöntes Fensterglas. Was der Große Verderber gesehen hatte, schürte seinen Hass und seine Eifersucht. Er jauchzte, wann immer Männer und Frauen Übles taten, und er heulte auf vor Wut, wenn sie etwas Gutes vollbrachten. Er wollte ihre Welt in Trümmern sehen und jedes Leben darin zerstören. Und Mrs Abernathy würde den Weg dorthin bereiten. Der Große Verderber und diese seltsame Maschine mit ihren Strahlen und Partikeln würden dann den Rest besorgen.
    Doch das Problem mit dem Jungen blieb bestehen. Kinder waren gefährlich, das wusste Mrs Abernathy, gefährlicher als Erwachsene. Sie glaubten noch an Recht und Unrecht, an Gut und Böse. Sie waren hartnäckig. Und sie mischten sich ein.
    Als Erstes musste sie herausfinden, was Samuel Johnson wusste. Falls er ein unartiger kleiner Junge war, einer, der seine Nase in Angelegenheiten steckte, die ihn nichts angingen, dann würde sie ihn sich vorknöpfen.

Kapitel neun
    in welchem wir ein wenig mehr über die Tore der Hölle erfahren, was uns aber nicht wirklich weiterhilft
    N achdem seine Mutter zum Einkaufen gegangen war, blieb Samuel noch eine Zeit lang am Küchentisch sitzen und dachte, den Kopf in die Hände gestützt, darüber nach, was er nun tun könnte. Er wusste, dass Mrs Abernathy oder das Wesen, das nun von ihr Besitz ergriffen hatte, nichts Gutes im Schilde führte, aber gleichzeitig stand er vor einem gewaltigen Problem: Wie konnte er die Erwachsenen davon überzeugen, dass er ihnen die Wahrheit über etwas erzählte, was sie einfach nicht wahrhaben wollten?
    Seine Mutter hatte ihm zwar verboten, Computerspiele zu spielen, doch das hieß nicht, dass er seinen Computer gar nicht benutzen durfte. Mit Boswell, der ihm auf Schritt und Tritt folgte, ging Samuel nach oben in sein Zimmer, setzte sich an seinen Schreibtisch und begann, im Internet zu

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