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Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Titel: Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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wurden mitgenommen.«
    »Wohin mitgenommen?«
    »In die Hölle.«
    »O Samuel!« Seine Mutter stand auf und ging wieder zur Spüle. »Ich habe mir wirklich einen Augenblick lang Sorgen gemacht. Ich dachte, du meintest es ernst. Woher hast du nur immer diese Einfälle? Ich muss wirklich mehr darauf achten, was du dir im Fernsehen anschaust.«
    »Aber es ist wahr, Mam«, beteuerte Samuel. »Sie waren im Keller der Abernathys und trugen Umhänge, und dann war da ein blaues Licht und ein Loch in der Luft, und eine große Klaue kam heraus und zog Mrs Abernathy hinein und dann tauchte sie wieder auf, aber es war nicht mehr sie selbst, sondern etwas, was nur so aussah wie sie. Dann haben Tentakel ihre dicken Freunde geholt, und schließlich auch noch Mr Abernathy in das Loch gezerrt, und als alles vorbei war, waren sie wieder zu viert, nur dass sie es eigentlich nicht mehr waren, jedenfalls nicht wirklich. Und jetzt«, beendete er seinen Bericht und zog die Trumpfkarte aus dem Ärmel, »wollen sie die Tore der Hölle öffnen. Ich habe genau gehört, wie Mrs Abernathy das gesagt hat – oder der oder das, das so wie Mrs Abernathy aussieht.«
    Er holte tief Luft und wartete, was seine Mutter sagen würde.
    »Und deshalb bist du gestern Abend eine halbe Stunde zu spät gekommen?«, fragte sie.
    »Ja.«
    »Du weißt, dass du um acht Uhr zu Hause sein sollst, besonders zu dieser Jahreszeit, wo es so früh dunkel wird.«
    »Mam, sie wollen die Tore der Hölle öffnen. Verstehst du: Hölle. Dämonen und all das. Ungeheuer.« Er machte eine bedeutungsvolle Pause, dann fügte er hinzu: »Der Satan.«
    »Du hast dein Abendessen stehen lassen«, sagte seine Mutter.
    »Wie?« Samuel war sprachlos. Er wusste, dass seine Mutter viel von dem, was er sagte, gar nicht beachtete, aber er hatte sie noch nie angelogen. Wenigstens so gut wie nie. Es gab schon ein paar Dinge, die sie nicht zu wissen brauchte, zum Beispiel, warum ihr Schokoladenvorrat beständig abnahm oder dass er den Teppich im Wohnzimmer leicht verschoben hatte, um die hässlichen Brandflecken zu verdecken, die nach einem Experiment mit Streichhölzern auf dem Boden zurückgeblieben waren.
    »Es heißt nicht ›wie‹, sondern ›wie bitte‹«, verbesserte ihn seine Mutter. »Ich habe gesagt, du hast dein Abendessen stehen lassen.«
    »Weil mich Stephanie so früh ins Bett geschickt hat. Aber darum geht es doch gar nicht.«
    »Entschuldige bitte, Samuel Johnson, aber genau darum geht es. Du bist so spät nach Hause gekommen, dass du dein Abendessen nicht mehr essen konntest. Es gab Spinat. Ich weiß, dass du keinen Spinat magst, aber er ist sehr gesund. Du hast Stephanie verärgert, und dabei ist es so schwer, heutzutage einen guten Babysitter zu bekommen.«
    Samuel wusste nun gar nicht mehr, woran er war. Manchmal verhielt sich seine Mutter wirklich sonderbar. Wenn es nach ihr ging, sah die Welt so aus:
    Liste der wirklich schlimmen Dinge
    1. Zu spät nach Hause kommen.
    2. Seinen Spinat nicht essen.
    3. Stephanie Scherereien machen.
    4. Mr Hume mit Gerede von Engeln und Nadeln in Verlegenheit bringen.
    5. Die Mütze nicht aufsetzen, die Großmutter eigens für ihn gestrickt hatte, auch wenn sie rosarot war und er damit aussah, als wäre sein Kopf angeschwollen.
    6.–99. Jede Menge anderes Zeugs.
    100. Versuchen, die Tore der Hölle zu öffnen.
    »Mam, hast du denn gar nicht zugehört, was ich gesagt habe?«, fragte Samuel.
    »Ich habe alles gehört, was du gesagt hast, Samuel, und das ist mehr als genug. Iss jetzt dein Frühstück. Ich habe heute viel zu tun. Wenn du möchtest, kannst du mir später beim Einkaufen helfen. Du kannst auch hierbleiben, aber kein Fernsehen und keine Videospiele. Ich möchte, dass du ein Buch liest oder sonst etwas Nützliches mit deiner Zeit anfängst. Diese ganzen Comichefte und Spiele, bei denen man Ungeheuer umbringen muss, haben dir diese Flausen in den Kopf gesetzt. Im Ernst, mein Schatz, manchmal lebst du in deiner eigenen Welt.«
    Und dann tat sie etwas völlig Unerwartetes. Nachdem sie sich fünf Minuten lang nur über ihn beschwert und ihm kein Wort geglaubt hatte, kam sie zu ihm herüber, nahm ihn in den Arm und drückte ihm einen Kuss aufs Haar.
    »Aber du bringst mich zum Lachen«, sagte sie und sah ihn eindringlich an. Ihre Miene wurde traurig. »Samuel … all dieses Zeugs … die Geschichten mit den Engeln auf der Nadel … das ist doch nicht wegen deines Vaters, oder? Ich weiß, dass er dir fehlt, und seitdem er fort

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