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Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Titel: Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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verstanden?«
    Samuel nickte, obwohl er wusste, dass Mrs Abernathy log. Wenn sie das tat, was sie sich vorgenommen hatte, würden weder er noch sonst wer jemals wieder in Frieden leben. Aber ihre Stimme war so angenehm und einlullend und seine Augenlider wurden plötzlich ganz schwer.
    »Komm näher zu mir, Samuel«, flüsterte Mrs Abernathy. »Komm her, ich sag dir was ins Ohr …«
    Flüstern. Ohr. Gift.
    Im selben Moment erkannte Samuel, in welcher Gefahr er schwebte. Mit größter Willenskraft riss er sich zusammen und kniff sich in die Hand, ganz fest und mit den Fingernägeln, sodass es richtig wehtat und zu bluten begann. Er wich einen Schritt von Mrs Abernathy zurück. Seine Gedanken wurden klarer, wohingegen sich ihre Miene verdüsterte. Sie streckte die Hand nach ihm aus, es wirkte irgendwie seltsam – so als hätte die Hand einen eigenen Willen.
    »Du ungezogenes Kind!«, sagte Mrs Abernathy. »Glaub nicht, dass du mir so einfach davonkommst. Nimm dich in Acht, sonst …«
    »Was sonst?«, fragte Samuel störrisch. »Sonst stößt mir etwas Schlimmes zu, meinten Sie das? Aber was könnte schlimmer sein als ein Monster, das unter meinem Bett darauf wartet, mich zu fressen?«
    Mrs Abernathy bezwang ihre Wut. Sie lächelte Samuel beinahe freundlich an. »Du hast keinen blassen Schimmer«, sagte sie. »Also gut, wenn du es unbedingt wissen willst: Dir wird auf jeden Fall etwas Schlimmes zustoßen. Die Frage ist nur, wie schlimm es sein wird. Wenn es so weit ist, kann ich dafür sorgen, dass du einfach einschläfst und niemals wieder aufwachst. Aber ich kann genauso gut dafür sorgen, dass du nie wieder schläfst und jeder Augenblick deines jämmerlichen Lebens zu solch einer Qual wird, dass du darum bettelst, diese Pein möge enden!«
    »Das klingt nach Turnunterricht«, antwortete Samuel gebührend beeindruckt. Er war froh, dass seine Stimme nicht zitterte. Das ließ ihn tapferer erscheinen, als er in Wirklichkeit war.
    Mrs Abernathy starrte an Samuel vorbei. Er riskierte einen Blick in die gleiche Richtung und sah, dass seine Mutter im Anmarsch war.
    »Sehr witzig, Samuel«, sagte Mrs Abernathy und wandte sich zum Gehen. »Wenn mein Meister kommt, werden wir ja sehen, ob er dich auch so lustig findet. In der Zwischenzeit rate ich dir: Halt die Klappe. Du weißt ja, ich könnte deinen Hund umbringen. Wenn du allerdings mit deiner Mutter darüber sprichst, wird sie an seiner Stelle sterben. Ich werde sie im Schlaf erwürgen und niemand wird je etwas davon wissen außer dir und mir. Ich habe sie gestern im Supermarkt getroffen. Ich weiß, dass ihr beiden über meine Angelegenheiten gesprochen habt. Denk daran, Samuel: Unbedachtes Plappern kann Leben kosten …«
    Nach diesen Worten drehte Mrs Abernathy sich um und ging davon. Der Duft von starkem Parfum und ein schwacher Brandgeruch wehten hinter ihr her.
    »Was wollte sie denn?«, fragte Mrs Johnson. Sie blickte Mrs Abernathy mit kaum verhohlener Feindseligkeit nach. Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, weshalb ihr Mrs Abernathy so zuwider war, sie wusste nur, dass sie sie nicht ausstehen konnte.
    »Nichts, Mam«, antwortete Samuel schicksalsergeben. »Sie wollte einfach nur Hallo sagen …«
    An diesem Abend beschloss Samuel, dass es überhaupt keinen Sinn hatte, irgendeinem Erwachsenen in Biddlecombe zu erzählen, was er wusste. Sie würden ihm kein Wort glauben. Aber vielleicht glaubte ihm jemand in seinem Alter. Er kam damit alleine einfach nicht mehr klar. Morgen würde er seine Freunde um Hilfe bitten, selbst auf die Gefahr hin, dass sie ihn auslachten.

Kapitel vierzehn
    in dem sich zeigt, wie klug es bisweilen ist, sich vor der Dunkelheit zu fürchten
    A n diesem Abend rief Samuels Vater an und wollte mit seinem Sohn sprechen. Samuel versuchte seinem Vater zu erklären, was im Keller der Abernathys geschehen war, aber sein Vater sagte nur: »Wirklich?«, und: »Wie interessant«, dann fragte er Samuel, ob er schöne Ferien hätte und ob es seiner Mutter gut gehe.
    Samuel unternahm einen letzten Versuch.
    »Dad«, sagte er, »die Sache ist ernst. Ich hab mir das nicht ausgedacht.«
    »Du glaubst also, diese Leute, diese Abernathys, führen irgendwelche Versuche in ihrem Keller durch?«, fragte Mr Johnson.
    »Keine Versuche«, antwortete Samuel. »Sie haben mit etwas herumgepfuscht, womit sie nicht hätten herumpfuschen dürfen, und alles ist schiefgelaufen. Jetzt haben sie einen Durchgang geschaffen.«
    »In die Hölle?«
    »Ja,

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