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Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Titel: Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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so sehr danach gestrebt hatte, die Schlechtigkeit der Welt zu meiden, und auch weil Biddlecombe zu jener Zeit überhaupt keinen Heiligen hatte. Schließlich geht doch nichts über einen guten, altmodischen Heiligen, zu dessen Wirkungsstätte die Gläubigen in Scharen strömen und für den sie freudig ihr Geld opfern. So kam es, dass aus dem guten alten Timidus der heilige Timidus von Biddlecombe wurde.
    Du und ich, wir könnten uns nun fragen, ob Timidus nicht vielleicht besser daran getan hätte, aus seiner Höhle hervorzukommen und anderen Gutes zu tun, zum Beispiel, alten Damen über die Straße zu helfen oder die Armen zu speisen, statt sich zu verstecken und mit niemandem zu sprechen. Denn nichts Schlechtes zu tun ist nicht das Gleiche, wie Gutes zu tun. Das ist aber auch der Grund, weshalb du oder ich wohl nie heiliggesprochen werden. Andererseits ist es höchst unwahrscheinlich, dass du oder ich unter einem großen Haufen Steine verschüttet werden, nur weil wir uns dumm angestellt haben, und so gleicht sich alles am Ende wieder aus.
    Der damalige Bischof von Biddlecombe hieß Bernard, aber weit und breit nannte man ihn nur Bischof Bernard der Böse. Seine Eltern haben ihm diesen Namen natürlich nicht gegeben, das wäre ja nun doch ein bisschen töricht gewesen. Wenn man jemandem den Zusatznamen »der Böse« gibt, also wirklich, dann fordert man doch geradezu Schwierigkeiten heraus. Dann wären sogar Gespräche wie das folgende denkbar:
    Bernards Eltern: Hallo, das ist unser Sohn Bernard der Böse. Wir hoffen, dass er eines Tages Bischof wird. Ein netter natürlich. Kein böser.
    Nicht Bernards Eltern: Ähm, warum habt ihr ihn dann »der Böse« genannt?
    Bernards Eltern: Ach herrje … 21
    21    In der Geschichte gibt es jede Menge Menschen, die einen Beinamen haben. Manche von ihnen waren recht angenehme Zeitgenossen, wie beispielsweise Richard Löwenherz (1157–1199), der englische König (auch wenn er seltsamerweise nicht sehr gut Englisch konnte, dafür aber sehr gut Französisch sprach). Im Alter von sechzehn Jahren befehligte er bereits eine Armee, er kämpfte in Kreuzzügen und verzieh sogar dem Jungen, der den tödlichen Pfeil auf ihn abgeschossen hatte, an dem er starb. Oder Alfred der Große (849–899), der sein angelsächsisches Königreich Wessex gegen die Angreifer verteidigte und der, nun ja, einfach groß war.
    Andererseits gab es auch einige Menschen, die wie Alfred ein »der« im Namen trugen und sehr unangenehme Zeitgenossen waren. Ein berühmtes Beispiel ist Vlad, der Pfähler aus der Walachei (1431–1476), besser bekannt als Graf Dracula, der das Vorbild abgab für den berühmten Vampir. Er liebte es, seine Feinde mit langen Pfählen aufzuspießen. Oder Iwan der Schreckliche aus Russland (1530–1584), er war ein Tyrann und ein Fiesling, der beim Schachspielen verstarb. Aber nicht weil ihn das Spiel so aufgeregt hatte, sondern weil man ihn wahrscheinlich mit Quecksilber vergiftet hatte. Nicht zuletzt gab es geschichtliche Persönlichkeiten, die ein »der« im Namen trugen und die ein bisschen beschränkt waren. Ich möchte hier nur auf Hencage den Trostlosen (1621–1682), Hugh den Stumpfsinnigen (1294–1342), Charles den Dämlichen (1368–1422), Kilderich den Kindischen (gestorben 755 n. Chr.) und Wenzeslaus den Wertlosen (1361–1419) verweisen, der seinen Koch einst bei lebendigem Leib gesotten hatte, weil ihm sein Ragout nicht geschmeckt hatte.
    Bischof Bernard hatte seinen Beinamen erhalten, weil er ein ziemlich übler Bursche war. Bischof Bernard mochte es nicht, wenn jemand sein Tun kritisierte, besonders dann nicht, wenn das Tun darin bestand, viel Geld zu stehlen, Menschen umzubringen, die vielleicht etwas besaßen, was er selber gebrauchen konnte, oder Kinder in die Welt zu setzen, was er eigentlich nicht sollte, weil er ja Bischof war. Eigentlich sollte er gar nichts von alldem tun, aber das hielt Bischof Bernard keineswegs davon ab. Bischof Bernard war auch der festen Überzeugung, dass es nur wenige Probleme auf der Welt gab, die man nicht lösen konnte, indem man jemandem einen heißen Schürhaken in den Hintern schob. Wenn das nicht wirkte, was selten vorkam, dann band er seine Widersacher auf eine Bank und zog sie in die Länge, bis sie sehr laut »Aua!« schrien, oder er brachte sie gleich um, und das oftmals langsam und schmerzhaft. Bischof Bernard wusste, dass die Leute ihn hinter seinem Rücken Bernard den Bösen nannten, aber das war ihm egal. Der Gedanke,

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