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Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Titel: Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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er bereits bei der Toilette und Boswell fast bei der Zimmertür war. Er hielt das Dunkle mit einer Hand fest, sodass es straff gespannt blieb, und mit der anderen Hand klappte er den Toilettendeckel hoch, holte tief Luft und befahl Boswell loszulassen.
    Das Dunkle schnellte aus Boswells Schnauze hervor. Nun ließ auch Samuel los. Das Dunkle knallte gegen den Wasserkasten und fiel dann in die Kloschüssel. Sofort streckte es ein paar Tentakel nach oben und versuchte, sich hochzuziehen, doch Samuel war schneller. Er zog die Spülung und sah zufrieden, wie das Dunkle in der Kloschüssel herumwirbelte und dann im Abfluss verschwand.
    Schwer atmend lehnte sich Samuel an das Waschbecken.
    »Ich werde diese Toilette nie wieder benutzen«, sagte er zu Boswell. Aber der Dackel stand nicht mehr an der Tür, sondern war zum Schlafzimmerfenster zurückgekehrt. Samuel stellte sich neben ihn. Gemeinsam beobachteten sie, wie die Straßenlaterne vor dem Haus wieder anging, dafür die nächstgelegene Laterne erlosch und immer so weiter die Straßen entlang, bis schließlich die letzte Laterne an der Straßenecke einen Augenblick in Dunkelheit gehüllt war und irgendetwas in die Stoker Lane einbog.
    Bevor es gänzlich verschwunden war, erhaschten Boswell und Samuel einen kurzen Blick darauf.
    Es sah aus wie eine Frau.
    Genau genommen hatte es große Ähnlichkeit mit Mrs Abernathy.

Kapitel fünfzehn
    in welchem Samuel Johnson sich zu wehren beginnt
    A m nächsten Morgen beim Frühstück war Samuel recht wortkarg. Seiner Mutter fiel auf, wie niedergeschlagen ihr Sohn war.
    »Ist alles in Ordnung, mein Schatz?«, fragte sie.
    Samuel nickte nur und aß seine Cornflakes. Gern hätte er seiner Mutter erzählt, was sich in der Nacht mit der dunklen Lache zugetragen hatte, aber er brachte es nicht fertig. Sie würde ihm ohnehin nicht glauben, er konnte ja auch keinerlei Beweise vorbringen.
    Er hatte keine Ahnung, wo das Dunkle abgeblieben war, und anfangs machte er sich ein bisschen Sorgen, dass es in einem der Abflüsse feststecken könnte und nur auf die Gelegenheit wartete, um wieder zu entweichen. Aber nachdem er eine Weile darüber nachgedacht hatte, kam er zu der Überzeugung, dass es wohl in einem stinkigen alten Kanal verschwunden war, was ihm nur recht sein konnte.
    Trotzdem hatte Samuel vorsichtshalber den Toilettendeckel mit extra starkem Klebeband zugeklebt. Er war ohnehin der Einzige, der diese kleine Toilette jemals benutzte, und wenn er gut aufpasste, würde niemand in der nächsten Zeit entdecken, was er getan hatte.
    Aber Samuel hatte auch Angst. Angst um seine Mutter und Angst um sich selbst. Ihm fiel die Drohung von Mrs Abernathy wieder ein. Sie hatte angekündigt, seine Mutter umzubringen, wenn er weiterhin versuchte, ihr Geheimnis zu verraten.
    Der Dämon unter seinem Bett war schon schlimm genug gewesen, aber wenigstens hatte man mit dem noch diskutieren können. Das Dunkle aber war schon eine ganz andere Nummer.
    Samuel hatte Glück gehabt in der vergangenen Nacht, Boswells Tapferkeit hatte ihn gerettet. Aber beim nächsten Angriff würde er Samuel und seine Mutter vielleicht nicht mehr beschützen können.
    Denn eines wusste Samuel genau: Mrs Abernathy würde nicht aufgeben.
    Die dunkle Lache war nur ein Versuch gewesen, Samuel zum Schweigen zu bringen. Andere würden folgen, und irgendwann würde es ihr glücken.
    Samuel wollte nicht sterben. Ihm gefiel das Leben ganz gut. Und als er sich endlich eingestand, wie viel Angst er hatte, wurde er wütend. Mrs Abernathy war böse. Sie hatte etwas Entsetzliches vor, so entsetzlich, dass die Welt danach nicht mehr die gleiche sein würde – falls überhaupt noch etwas von der Welt übrig wäre, nachdem die Tore sich erst einmal geöffnet hatten.
    Man musste ihr Einhalt gebieten und Samuel war wild entschlossen, bis zum letzten Atemzug gegen sie zu kämpfen, komme, was wolle.
    Das war der Moment, in dem das Schicksal Samuel wieder seine Gunst zuwandte.
    In einer Ecke der Küche stand ein kleines, tragbares Fernsehgerät. Samuels Mutter sah manchmal beim Frühstück fern. Die Lautstärke war ganz leise eingestellt, es liefen gerade die Nachrichten. Samuel blickte auf und sah einen Mann mit weißem Mantel sprechen, der vor einer gewaltigen Anlage aus unzähligen Röhren stand. Samuel wusste, was es war: der LHC genannte Teilchenbeschleuniger in der Schweiz.
    Samuel hatte vor einiger Zeit einen Dokumentarfilm über das Projekt gesehen, und obwohl er nicht alles in diesem

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