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Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates

Titel: Das Portal der Dämonen - Connolly, J: Portal der Dämonen - The Gates Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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Augen verlor.
    Boswell nahm die Pfoten vom Fensterbrett, trottete zur angelehnten Schlafzimmertür und zwängte sich durch den schmalen Spalt. Er stand nun am oberen Ende der Treppe und sah zu, wie das Dunkle unter der Haustürritze hindurchkroch, einen Augenblick innehielt, anscheinend um sich zu orientieren, und dann mit zunehmender Geschwindigkeit auf die erste Treppenstufe zuschwappte. Es schien Tentakel zu haben, die sich festkrallten und den Rest hinter sich her zogen. Boswell hörte ein leise schmatzendes Plopp, als das hintere Ende des Dunklen unter dem Haustürschlitz durchgeschlüpft war. Die Lache maß jetzt fast einen Meter und sie glitt unaufhaltsam in seine Richtung.
    Boswell fing an zu bellen, doch niemand kam. Die Schlafzimmertür von Mrs Johnson blieb fest verschlossen, Boswell hörte, wie Samuels Mutter leise schnarchte. Das Dunkle hatte nun fast die Hälfte der Treppe erklommen und wurde mit jedem lauten Bellen des Hundes immer schneller. Dem kleinen Dackel blieb nichts anderes übrig, als sich wieder in Samuels Schlafzimmer zurückzuziehen. Rasch drückte er mit der Schnauze die Tür zu. Er wich zurück, noch immer knurrend. Er starrte auf den dünnen Lichtstreif zwischen der Tür und dem Teppich, und in den Tiefen seines Hundeverstandes ahnte er, dass diese Spalte nichts Gutes verhieß.
    Nach und nach wurde der Lichtschein von rechts nach links immer schwächer, bis gar nichts mehr von ihm übrig war. Ein paar Sekunden lang blieb alles ruhig, nur Samuels Atemzüge und das ferne Geräusch von Mrs Johnsons Schnarchen unterbrachen die Stille.
    Boswell sprang aufs Bett und bellte Samuel ins Ohr.
    »Mwff«, murmelte Samuel. »Arrgh.«
    Boswell versuchte es mit Ablecken und ließ dabei die Tür nicht aus den Augen. Samuel schubste ihn weg, er konnte das, ohne richtig aufzuwachen.
    »Noch früh«, brummte er. »Keine Schule.«
    In diesem Moment strömte das Dunkle so schnell unter der Tür hindurch, dass Boswell vor Schreck einen Satz rückwärts machte. Wie eine Schlange wand es sich am Fuß des Betts empor, schlängelte sich um das Holz, ehe es auf die Bettdecke glitt. Jetzt konnte Boswell das Dunkle auch riechen. Es müffelte nach alten Kleidern, abgestandenem Wasser und anderen toten Sachen. Es glänzte nicht wie Öl, obwohl es sich mit der gleichen unerbittlichen Zähigkeit ausbreitete. Es war die Leere, die feste Gestalt angenommen hatte, das Nichts, dem Form und Zweck verliehen worden war.
    Und als es zu Samuel kroch, um ihn zu ersticken, da wusste Boswell, was er zu tun hatte.
    Er stand am Bettrand, grub seine Zähne in das Dunkle und zog. Er spürte, wie es sich in seiner Schnauze wie Gummi dehnte. Seine Zunge wurde kalt, seine Zähne schmerzten, aber er ließ nicht locker. Das Dunkle hatte beinahe schon Samuels Hals erreicht. Boswells Pfoten stemmten sich in die Decke, während er alles daransetzte, nicht nachzugeben; er zerrte mit den Zähnen, so fest er konnte, sogar dann noch, als er spürte, wie er mit den Hinterpfoten wegrutschte und von der Bettkante fiel.
    Der Schlag, mit dem Boswell auf dem Boden aufschlug, und dazu das Gefühl, dass ihm die Bettdecke weggezogen wurde, weckten Samuel schließlich auf.
    »Was ist los?«, fragte er und rieb sich die Augen.
    Vom Boden her drangen Kampfgeräusche zu ihm und er hörte, wie Boswell winselte.
    »Boswell?«
    Samuel setzte sich auf und spähte über den Bettrand. Er entdeckte etwas, was aussah wie eine schwarze Decke, und darunter den Umriss eines kleinen zappelnden Hundes. Das dunkle Etwas schien fest entschlossen, den kleinen Dackel zu ersticken.
    »Boswell!«, rief Samuel.
    Er beugte sich vor und zerrte an dem Schattending, aber sofort wurden seine Finger eiskalt. Zu seinem großen Entsetzen begann das Dunkle, an seinen Armen hinaufzukriechen.
    »Woah!«, stieß Samuel hervor.
    Boswell, der sich inzwischen aus der erstickenden Umklammerung gelöst hatte, schnappte nach Luft. Als er sah, in welcher Lage sich sein zweibeiniger Freund befand, griff er wieder an und schlug seine schmerzenden Zähne erneut in die zähe Masse. Gleichzeitig zog auch Samuel daran, sodass sich das Dunkle zwischen ihnen bis zum Zerreißen spannte.
    »Nicht loslassen, Boswell«, sagte Samuel. Er zerrte das Dunkle zusammen mit Boswell hinüber in die kleine Toilette, die auf der rechten Seite an sein Zimmer grenzte. Dort waren nur eine Kloschüssel und ein Waschbecken, aber für das, was Samuel vorhatte, genügte es vollkommen.
    »Sitz, Boswell!«, befahl Samuel, als

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