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Das Prachtstück

Das Prachtstück

Titel: Das Prachtstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Feli und Nudel zu hüten, was ungeahnte Gestaltungsmöglichkeiten eröffnete. Schließlich ging Linda nicht allein zum Sommerfest.
    Robert Häusler war ihr Begleiter.
    Er war sofort einverstanden gewesen, als sie ihn ziemlich aufgeregt angerufen und eingeladen hatte, ja, er schien sogar Feuer und Flamme. Nicht einmal in Eile war er. Ganz zufällig verwechselte er im Lauf des Gesprächs ein paar Mal das Sie mit dem Du, und als sie sich schließlich für Freitagabend verabredet hatten, war es klar, dass die Zeit der Förmlichkeiten der Vergangenheit angehörte.
    Â»Muss ich jetzt etwa auch Robbie sagen?«, wollte sie von ihm wissen. »Wie all deine anderen Freunde? Oder kann ich bei Robert bleiben?«
    Â»Ganz wie du willst«, erwiderte er ausweichend. »Namen sind doch eigentlich gar nicht so wichtig, nur Schall und Rauch, wie ein kluger Kopf mal gesagt hat. Was wirklich zählt, ist der Mensch. Die Frau. Oder der Mann, wie in meinem Fall. Meinst du nicht?«
    Allein der Gedanke an das bevorstehende Fest machte Linda schon kribbelig. Plötzlich hätte sie viel darum gegeben, alles wieder rückgängig zu machen. Sie musste ohnehin verrückt geworden sein, sich auf dieses Spiel einzulassen! Was, wenn nichts von dem funktionierte, was sie sich ausgedacht hatte? Wenn sie Babettes Ratschläge in der Aufregung plötzlich vergaß? Wenn all ihre Sehnsüchte reine Luftschlösser blieben? Vielleicht machte er sich ja gar nichts aus ihr. Vielleicht hatte er nur zugestimmt, weil sie Felis Mutter und seine Kundin war, der er diesen Wunsch aus Höflichkeit nicht abschlagen wollte.
    Â»Und ich bin Rumpelstilzchens Base und jeden Vollmond am Blocksberg mit dem Osterhasen verabredet! Hör sofort mit diesem Unsinn auf, sonst kriegst du es mit mir zu tun!« Sofie lachte sie einfach aus, als sie mit ihren Befürchtungen herausrückte. »Entspann dich, Linda, alles wird wunderbar. Glaub mir, ich hab’ es im Blut! Außerdem siehst du einfach großartig aus!«
    Â»Ist es nicht zu auffällig?«
    Â»Ist es nicht.« Sofie würde ohnehin mit eiserner Strenge zu verhindern wissen, dass sie noch im letzten Moment kniff. »Wenn er dir heute nicht auf der Stelle verfällt, dann stimmt etwas nicht mit ihm. Darauf gebe ich dir Brief und Siegel.«
    Â»Toll, Mami, wirklich, wie eine echte Prinzessin!«, pflichtete Feli bei, die allerdings partout nicht verstehen wollte, weshalb nicht auch sie mitgehen durfte. »Und deine roten Schuhe! Wie in dem Märchen, wo das Mädchen immer tanzen muss!«
    Zum ungefähr hundertsten Mal sah sie an sich hinunter. Das sündteure Kleid, zu dem Babette sie mit sanfter Gewalt überredet und das sie ihr schließlich ganz entgegen ihrer gewohnten Sparsamkeit spendiert hatte, war aus kirschroter, raschelnder Seide, vorn hochgeschlossen, hatte ein verschwenderisches Rückendekolleté und reichte fast bis zu den Knöcheln. Um den Hals trug sie eine goldene Schlangenkette, Michas Verlobungsgeschenk und, wovon Linda überzeugt war, ihr ganz persönlicher Glücksbringer. Heute war ihr Micha besonders nah. Sie küsste sein Bild, bevor sie das Schlafzimmer verließ und hinaus in den Flur trat. Das gab ihr wenigstens das Gefühl, ihr Abenteuer mit seinem Einverständnis zu beginnen.
    Â»Wirst du eigentlich abgeholt, von deinem Prachtstück?« fragte Sofie und konnte einen hippeligen Nudel gerade noch in letzter Sekunde davon abhalten, an Linda hochzuspringen und auf ihrem Kleid seine staubigen Pfotenspuren zu hinterlassen. »Dann könnte ich es gleich mal einer kritischen Musterung unterziehen.«
    Â»Nein, ich fahre mit Bruno voraus. Ich hab’ ihm nämlich versprochen, einen letzten Blick auf sein Buffet zu werfen. Irgendwie scheint er auf einmal Graziellas Künsten zu misstrauen. Wahrscheinlich nichts als ganz gewöhnliches Lampenfieber, aber vielleicht beruhigt es ihn trotzdem. Wir treffen uns dann gleich dort.«
    Â»Schade! Ich hätte dir sonst gleich sagen können, ob dieser Robert der Richtige für dich ist.«
    Â»Ach ja, das hättest du? So mal eben im Vorbeigehen?« »Natürlich! Wozu sind Freundinnen denn sonst da? Außerdem hast du doch auch gleich deinen Senf über Hannes abgegeben, oder?«
    Linda drohte ihr mit erhobenem Zeigefinger, verabschiedete sich ausführlich von Feli, die einen letzten, vergeblichen Quengelversuch startete, und legte

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