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Das Prachtstück

Das Prachtstück

Titel: Das Prachtstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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einfallen. »Was soll das hier eigentlich werden?«
    Â»Ein Überraschungsmenü.« Hannes zeigte alle seine schönen, weißen Zähne. Und beim Friseur war er auch gewesen. An die Stelle der ausgewachsenen Zipfelfrisur war ein schicker, kurzer Schnitt getreten, der sein dichtes, dunkelblondes Haar gut zur Geltung brachte und das schmale Gesicht frech und jugendlich aussehen ließ. »Es gibt nämlich etwas zu feiern.« Er musterte kurz ihr verdrücktes T-Shirt. »Willst du dich nicht auch etwas festlicher herrichten? Gute fünf Minuten hättest du gerade noch, bevor es endgültig losgeht!«
    Verdutzt, aber folgsam ging sie ins Bad, schüttete sich kaltes Wasser ins Gesicht, frischte ihr verwischtes Augen-Make-up auf, zog die Lippen nach. Ein Hauch Parfum. Mit allen zehn Fingern durch die roten Locken. Dann schlüpfte sie in das knöchellange, safrangelbe Trägerkleid, in dem er sie am liebsten sah.
    Â»Gut so?«
    Ein strahlendes Nicken. So blendender Laune war Hannes seit Monaten nicht mehr gewesen. »Darf ich bitten?«
    Er hatte auf dem Balkon gedeckt. Unter schimmernden Mond- und Sonnenlampions, ordentlich nebeneinander auf einer Schnur gereiht, war ein festlicher Tisch für zwei gezaubert. Rosen, Kristallgläser, Silberbesteck, nichts fehlte. Plötzlich fühlte Sofie sich ziemlich elend. Er hatte sich solche Mühe gemacht, während sie die ganze Zeit mit Fabian …
    In einem jähen Anfall von schlechtem Gewissen drehte sie sich zu ihm um. »Hannes, ich muss dir unbedingt etwas sagen …«
    Mit einem zärtlichen Kuss brachte er sie zum Schweigen. Dann reichte er ihr das Champagnerglas.
    Â»Später«, sagte er lachend, »später gern. Aber jetzt bin erst einmal ich dran. Gefällt es dir?«
    Â»Es ist wunderschön.« Sie war den Tränen nahe. Aber gleichzeitig fest entschlossen, heute endlich reinen Tisch zu machen.
    Â»Auf uns!«
    Sie tranken.
    Sein Lächeln wurde breiter. »Warte erst einmal, bis ich das Essen serviere!«
    Es gab Risotto nero als Vorspeise und anschließend Lammgulasch mit Zitronensoße, zu dem er toskanisches Olivenbrot reichte und einen köstlichen Pinot bianco ausschenkte. Der Reis schmeckte würzig und südlich; das Fleisch war so zart, dass man es mit der Gabel zerdrücken konnte. Und alles zubereitet und gekocht von Hannes, der sich sonst schon anstellte, wenn er selbstständig zwei Spiegeleier in die Pfanne hauen sollte!
    Â»Hast du ein paar Heinzelmännchen engagiert?«, wollte Sofie wissen. »Oder ist über Nacht l’esprit du Monsieur Bocuse in dich gefahren?«
    Â»Mein Geist heißt Linda«, erwiderte er. »Sie hat mich so einer Art Fernkochkurs unterzogen. Im Schnellverfahren. Und das hier sind die Ergebnisse. Gut, oder?«
    Â»Absolut perfekt! Meine Linda?«
    Â» Deine Linda! Und jetzt musst du mich bitte ein paar Augenblicke entschuldigen!« Er verschwand in Richtung Küche.
    Ãœberrascht zog Sofie an der Verdauungszigarette, die sie sich heute ausnahmsweise gönnte. Die beiden waren sich erst neulich zum ersten Mal begegnet und hatten sich auf Anhieb gemocht. »Netter Mann«, hatte Linda ihr zugeflüstert, als Hannes kurz zum Kartenholen an die Kinokasse gegangen war. »Alle Achtung! Der mag dich, Sofie. Und passen tut er wunderbar zu dir. Dein Fabian muss ja etwas Weltbewegendes sein, wenn er den hier ausstechen will.«
    Hannes kam nun zurück, zwei Kelche in der Hand.
    Â»Zabaione con bacche«, verkündete er voller Stolz.
    Â»Warmer Weinschaum mit Beeren!«
    Â»Ich bin überwältigt.« Mehr brachte Sofie jetzt wirklich nicht mehr heraus.
    Â»Sie hat mir alles am Telefon durchgegeben, Einkaufsliste, Zutaten, Rezepte, und genau gesagt, was ich machen soll«, erzählte Hannes. »Und in welcher Reihenfolge. Eigentlich kinderleicht. Denn kochen kann im Prinzip jeder, sagt Linda. Jedenfalls mit solch einer Betreuung.«
    Â»Telefoniert ihr beiden eigentlich öfter?« Es hätte lässig klingen sollen, kam aber ziemlich angestrengt heraus. Wer weiß, auf welche Neuigkeiten sie sich noch einstellen musste.
    Â»Och, ab und zu«, sagte er vage. »Wenn es sich gerade so trifft. Ich mag sie, deine neue Freundin. Und sie passt gut zu dir. Besser als die hysterischen Ziegen aus dem Verlag.« Er lehnte sich zurück, betrachtete sie gespannt. »Du bist sehr schön heute Abend,

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