Das Prachtstück
los?«
»Am besten gleich, würde ich vorschlagen.«
»Bingo!«, nahm er Anleihe bei Pilles Lieblingsausdruck. »Ich bin dabei!«
Sie beschlossen, erst einmal all die bekannten Fakten aufzulisten. Viel war es ohnehin nicht, was Lumpi in seiner kleinen, akkuraten Handschrift auf ein weiÃes Blatt Papier notierte. Fein säuberlich in zwei Rubriken unterteilt, von denen die eine mit »Fabian Wunder«, die andere mit »Robert Häusler« überschrieben war.
»Ist das wirklich alles, was du von deinem atemberaubenden Lover weiÃt?«, fragte er. »Fahrrad, Automarke, Beschreibung seines umwerfenden Aussehens, verbunden mit einigen anderen Spezifika, die zumindest nach weiblicher Ansicht für ihn sprechen, sowie ein paar windige Vermutungen darüber, womit er seine Brötchen verdienen könnte. Kein Wohnsitz, nicht einmal ein einziges Foto.« Er hob die Brauen. »Ich muss mich doch sehr wundern, Sofie M.! Meinst du nicht, dass du die ganze Angelegenheit ein bisschen unvorsichtig angegangen bist? Fast schon unverantwortlich, um die Wahrheit zu sagen? Ich hoffe, du hast dich wenigstens vorgesehen. Du weiÃt schon, was ich damit meine.«
Sie blieb stumm. Ihre Wangen hatten sich leicht gerötet. »Mach dir keine Sorgen!«, sagte sie schlieÃlich. »Ich bin schon groà und kann in der Regel ziemlich gut auf mich aufpassen.«
»Was, wenn er nun ein Krimineller ist?«, fuhr er fort. Sein Blick verriet, dass ihre Antwort ihn keineswegs überzeugt hatte. »Ein lang gesuchter Heiratsschwindler? Oder jemand, der ganz einfach in dicken Schwierigkeiten sitzt, nicht mehr weiterweià und deshalb überall mogelt?« Er überlegte. »Kann er eigentlich wissen, dass ihr euch kennt, Linda und du?«
»Das genau wollen wir ja herausfinden«, sagte sie ruhig. Das viele Essen in ihrem Bauch fühlte sich auf einmal wie ein Sack Wackersteine an. Ãberraschend lebhafte Wackersteine, um genau zu sein. Aber sie war entschlossen, durchzuhalten und keine Schwäche zu zeigen.
»Nicht, dass ich mich etwa vor meiner neuen, faszinierenden Aufgabe drücken wollte«, sagte Lumpi, »aber vielleicht kommst du so am ehesten zum Ziel. Wenn du einfach zu ihm gehst und ihm alles auf den Kopf zusagst. Am besten zusammen mit Linda. Was soll er dann noch groà anstellen? Falls er gelogen hat, muss er spätestens in diesem Moment Farbe bekennen.«
»Daran habe ich natürlich auch schon gedacht. In den letzten beiden Nächten, in denen ich ohnehin kaum noch schlafen konnte. WeiÃt du, wie oft ich den Hörer in der Hand hatte? Aber dann habe ich es mir anders überlegt. So leicht nämlich werde ich es dem Herrn nicht machen.« Sie starrte das zusammengesunkene Restchen Spinat auf ihrem Teller an. »AuÃerdem kennst du ihn nicht, Lumpi. Der zieht sich eine Geschichte nach der anderen an. Wie andere Leute Hemden oder Hosen. Nicht einmal Franca oder Florian, auf deren Party ich ihn ja schlieÃlich getroffen habe, wissen Genaueres über ihn. Nein, ich will zuvor herausbekommen, mit wem ich es zu tun habe. Und zwar so genau wie möglich. Dann kann ich immer noch den Auftritt mit Linda nachschieben â falls sie bis dahin wieder halbwegs bei klarem Verstand ist.«
»Ganz wie du willst. Also die gründliche Tour.« Er notierte eifrig weiter. »Auch gut. Dann kümmere ich mich mal um die verschiedenen Auskünfte. Telekom, D1-Netz, Einwohnermeldeamt. Mal sehen, was dabei rauskommt. Du übernimmst die Ãberprüfung der Postanschrift und erkundigst dich beim Gewerbeamt. Immerhin hat er deiner Freundin ja eine Wohnung vermakelt. Ein paar Unterlagen über ihn werden wir schon zusammenkriegen. Irgendwo muss er schlieÃlich geboren und zur Schule gegangen sein, eine Ausbildung gemacht haben. Vielleicht war oder ist er sogar verheiratet. Oder geschieden. Einmal, mehrmals, wer will das schon wissen? Du merkst, es ist nahezu unmöglich, sich unsichtbar durch unsere modern vernetzte Gesellschaft zu mogeln. Heutzutage hinterlassen selbst Phantome Spuren.«
Sofie winkte ab, als der Kellner sie fragte, ob sie noch Kaffee wünsche. »Sonst kann ich wieder die ganze Nacht nicht schlafen. Ich muss schon sagen, diese Angelegenheit hat mir sehr aufs System geschlagen. Mein Körper spielt dauernd verrückt.«
»Wie wirst du dich eigentlich verhalten, wenn er wieder anruft und dich sehen möchte?«,
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