Das Prinzip Terz
den Computer. Sie haben uns auf die angebliche Kündigung aufmerksam gemacht. Wo waren Sie am Donnerstag, dem Zehnten?«
»Vorletzte Woche?« Er zögerte demonstrativ empört, dann blätterte er in einem Kalender. »Um acht hatte ich eine Besprechung in der Agentur. Um halb neun –«
»Zwischen elf und vierzehn Uhr.«
»Ein Kundentermin mit anschließendem Mittagessen.« Er nannte die Namen einer Brauerei und ihrer Marketing- und Werbeleiter. Dann klappte er seinen Kalender zu.
Als Terz’ Mobiltelefon anschlug, winkte Meier-Hollfelden dem Kommissar gnädig, das Gespräch anzunehmen.
Am anderen Ende meldete sich Finnen.
»Der Tote aus Ahrensburg ist identifiziert. Es ist ein gewisser Gernot Sandel.« Er nannte die Adresse, von der er nicht wissen konnte, dass Terz sie schon kannte.
»Die Spurensicherung ist unterwegs. Ich fahre jetzt los. Wir treffen uns dort.«
Der Brief vom Verlag, in dem ein Foto Terz mit Sandel zeigte. Wahrscheinlich lag er heute in Sandels Briefkasten.
Meier-Hollfelden hatte ihn während des Telefonats abwägend gemustert. Als Terz fertig war, sagte er:
»Wenn Ihre Befragung in diesem Ton und unter diesen Vorzeichen weitergehen soll, würde ich einen Anwalt hinzubitten. Ich nehme aber nicht an, dass das notwendig sein wird. Oder?«
»Nein.«
Meier-Hollfelden war ein Stück nasser Seife. Mit oder ohne Anwalt würden sie vorläufig nicht mehr aus ihm herausbekommen. Außerdem musste er jetzt so schnell wie möglich zu Sandels Wohnung. Bevor andere den Briefkasten öffneten.
»Wir müssen weg«, erklärte Terz und stand auf. Meier-Hollfelden erhob sich mit ihnen und begleitete sie zur Tür. In seiner Stimme lag sanfte Ironie, als er sie verabschiedete:
»Ich hoffe, es gibt nicht schon wieder einen Toten.«
»Wenn der Anruf nicht dazwischengekommen wäre –«
»– hätte er auch nicht mehr gesagt«, unterbrach Terz Sammi. »Wir haben auch so erfahren, was wir wollten.«
Meier-Hollfeldens nervöser Fuß hatte Terz’ Verdacht bestärkt: Der Geschäftsführer selbst hatte Jule Hansens angebliche Kündigung gefälscht.
»Es kann jeder in der Agentur gewesen sein«, gab Sammi zu bedenken.
»Natürlich. Aber nur einer war es.«
»Oder eine. Wir müssen wen hinschicken, der alle noch einmal genau befragt.«
»Kannst du machen. Musst du aber nicht. Es war von Hollfelden. Ich weiß das.«
»Dein untrüglicher Instinkt«, spottete Sammi.
»Nein. Nur etwas Beobachtung.«
»Ich leite die Ermittlungen.«
»Tu, was du für richtig hältst.« Normalerweise würde er Sammis Verschwendung von Zeit und Arbeitskräften verhindern. Aber in diesem Fall … »Ich bin neugierig, was uns jetzt erwartet«, wechselte Terz das Thema.
Vor Sandels Haus parkten vier Einsatzwagen, aus den Fenstern der Nachbarhäuser lugten neugierige Gesichter. Da Terz heute ohnehin herkommen wollte, trug er Sandels Schlüssel in der Tasche. Sie zogen Overalls und Handschuhe über und betraten das Gebäude. Ein rascher Blick auf die Briefkästen: Aus einigen Schlitzen ragten Werbesendungen, Sandels war noch nicht geöffnet worden.
In seiner Eile bemerkte Sammi nicht, wie Terz zurückblieb. Kurz umsehen – niemand beobachtete ihn. In Sandels Briefkasten stapelte sich die Post der letzten Tage. Zwischen den Werbesendungen und Rechnungen fand Terz ein Kuvert des Illau-Verlags. Er ließ es in seiner Tasche verschwinden, als die Haustür aufsprang.
Rasch drückte er den Briefkasten zu. Perrell, Brüning und Lund stapften in weißen Overalls über die Treppen. Er schloss sich an, und gemeinsam stiegen sie in den zweiten Stock.
Im dunklen Vorraum kam ihnen Finnen entgegen, gefolgt von Vito mit aufgestelltem Schwanz. Die Katze schmiegte sich sofort an Terz’ Bein. Gib einem Tier Futter, und du bist sein Freund. Terz ging schnell weiter, damit die Szene nicht auffiel.
»Das Tier haben wir hier gefunden«, erklärte Finnen. »Wir haben bereits ein Tierheim informiert.«
»Sie muss ausgehungert sein. Hat ihr jemand etwas zum Fressen und Trinken gegeben?«
»Die Spurensucher sind noch nicht fertig.«
Vito jammerte. Terz kraulte ihn hinter dem Ohr. Ins Tierheim?
»Finden Sie wen im Haus, der etwas zum Fressen für das Tier hat«, befahl Terz dem Polizisten, der die Wohnungstür bewachte.
Finnen und Sammi studierten Sandels Bücherregal. Ein Techniker kroch über den Boden vor dem Schreibtisch, seine Kollegin stand in der Küche.
»Haben Sie die Näpfe schon?«, fragte Terz.
»Ja.«
Terz wusch einen aus, füllte
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