Das Prinzip Terz
Bekannter und Geschäftspartner des Bürgermeisters gewesen war.
Kaum hatte er den Wohnungsschlüssel umgedreht und die Tür geöffnet, hörte er die Stimmen seiner Töchter herantoben.
»Kapa-Papa …« Sie sahen ihn, hielten überrascht inne, dann trampelten sie noch schneller und kreischten.
»Katervater! Ist die süß!«
Vier kleine Hände nahmen Vito in Besitz.
»Wie heißt sie denn?«
»Die sieht aus wie Onkel Vito«, kicherte Kim.
Seine Tochter!
»Na, dann nennt sie doch so.«
»Onkel Vito, Onkel Vito«, sang Lili. »Mama, schau, was Rapapapa mitgebracht hat!«
»Der sieht ja aus wie zio Vito «, war Elenas erster Kommentar.
Die Mädchen lachten. »So nennen wir ihn auch: Onkel Vito.«
»Der echte zio Vito wird sich freuen«, bemerkte Elena nicht ganz überzeugt und deutlich weniger begeistert als die Kinder.
»Wo wird er schlafen?«, rief Lili.
»Und woraus essen?«, fügte Kim hinzu. »Wir haben ja gar nichts da für ihn!«
Terz präsentierte drei Dosen Katzenfutter, die er auf dem Heimweg gekauft hatte. Rind, Huhn, Thunfisch. Demnächst musste er sich das Katzenfutterangebot einmal genauer ansehen. Achselzuckend hatte er vor dem Regal zur Kenntnis genommen, dass es sogar vegetarisches Futter für die Fleischfresser gab. Aber nicht für Onkel Vito!
Der Abend gehörte dem neuen Haushaltsmitglied. Die Mädchen überboten sich darin, Onkel Vito das Fell wegzustreicheln, ihn zu füttern und mit Murmeln zu necken. Der Kater genoss die Aufmerksamkeit sichtlich.
Terz erzählte, er sei ihm zugelaufen. In einer unbeobachteten Minute klärte er Elena auf, woher Onkel Vito wirklich kam.
»Vier Tote schon? Im selben Fall?«
Terz nickte nur. Dass Biel gegenüber gewohnt hatte, erzählte er nicht. Je weniger er darüber sprach, desto weniger konnte er sich verplappern. Er log Elena nie an, außer wenn er musste.
»Und wie ist dein neuer Job?«
»Ramscheidt hat mich eher zur Konversation angeheuert, kommt mir vor. Am liebsten quatscht er über alles Mögliche. Dich würde er auch gern näher kennen lernen. Er findet deinen Beruf so interessant.«
»Das behauptete er schon bei seinem Gartenfest.«
Das Telefon unterbrach sie. Terz meldete sich und hatte kaum die Stimme des Journalisten erkannt, den alle Fodl nannten, da feuerte dieser bereits seine Fragen los:
»Stimmt es, dass die Morde an Tönnesen, Sorius und Biel zusammenhängen? Ist es richtig, dass auch die Brandleiche aus Ahrensburg mit dem Fall zu tun hat? Haben wir es mit einem Serienkiller zu tun? Eines der Opfer war doch Besitzer der Werbeagentur, die für den Bürgermeister arbeitete? Stimmt es, dass das Opfer Ansgar Biel praktisch Ihr Nachbar war, Herr Kommissar? Ich habe Informationen, die das alles bestätigen, und die Zeitung wird mit der Story morgen natürlich auf den Titel gehen. Kannten Sie Biel, wenn er Ihr Nachbar war? Wie fühlt man sich als Kommissar, wenn die Leichen plötzlich nebenan liegen? Was sagt der Bürgermeister zu –«
»Jetzt mach einmal Pause, Fodl«, unterbrach Terz streng. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass sie den Druckbeginn der Zeitung verschoben haben mussten.
»Ist der Bürgermeister über den Fall informiert? Gibt es einen Verdacht? Wie viele Männer sind auf den Fall –«
»Zuerst einmal wüsste ich gern, woher du diese Geschichten hast.« Natürlich würde der andere sich darauf berufen, seine Informanten nicht preisgeben zu müssen.
»Herr Kommissar«, klang es nachsichtig aus dem Hörer. »Sie wissen, dass ich Ihnen das nicht verraten darf.«
»Warum sollte ich dir dann etwas sagen? Du rufst hier eine Minute vor Redaktionsschluss an und gibst mir keinerlei Chance. Sprich mit Staatsanwalt Finnen. Er leitet den Fall.«
»Der ist nicht zu erreichen.«
»Dafür wird es einen Grund geben.«
Mindestens drei Dutzend Personen bei der Polizei und im Rathaus wussten mittlerweile über den Fall Bescheid. Auch wenn sie zu Geheimhaltung verpflichtet waren, konnte es bei so vielen Menschen schon einmal zu einem Leck kommen. Terz tippte auf einen der hinzugezogenen Bereitschaftsbeamten. Genauso gut konnte es aber auch jeder andere aus dem Team sein.
»Dir ist klar, dass ich mich dazu nicht äußern kann«, erklärte er. Die Geschichte stoppen konnte er nicht mehr. Blieb nur, sich mit der Presse gut zu stellen. »Ich werde dir daher weder eine offizielle noch eine inoffizielle Bestätigung geben.« Er machte eine bedeutungsvolle Pause. »Ich werde allerdings auch nicht dementieren.«
»Alles klar«,
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