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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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olympischen Fußballturnier hatte er »Garantien« von den Bayern für den nach den Spielen anvisierten Profivertrag verlangt, und um seine Forderungen zu unterstreichen, hatte er mit vielen Klubs Sondierungsgespräche geführt. Am 6. Oktober war er offensichtlich zufrieden mit dem Bayern-Angebot und unterschrieb einen Zwei-Jahres-Vertrag beim amtierenden Deutschen Meister. Hinzu kam, dass in München die Aussichten auf Ruhm und Prämien durch die Qualifikation für den Europapokal der Landesmeister äußerst vielversprechend waren.
    Am 15. November gelang Uli Hoeneß beim souveränen 5:1 der »richtigen« Nationalmannschaft gegen die Schweiz eine Art Comeback. Seine Aufstellung war nach den schwachen Vorstellungen in der Olympia-Auswahl nicht unumstritten, und so war er überglücklich, bei diesem Länderspiel im Düsseldorfer Rheinstadion endlich wieder mit einer guten Leistung überzeugen zu können. Das Nachspiel war dann weniger gut für ihn. Es war ein tolles Spiel gewesen, alle waren in Feierlaune, keiner wollte gleich ins Bett, selbst der Bundestrainer genehmigte sich einen Schluck – und Uli Hoeneß samt einigen Nationalmannschaftskollegen unternahm einen Ausflug in die berüchtigte Düsseldorfer Altstadt. Morgens um vier soll er quietschfidel und in weiblicher Begleitung in einer Diskothek gesichtet worden sein. Als der FC Bayern drei Tage später gegen den 1. FC Kaiserslautern mit 1:3 verlor und dabei vor allem die Nationalspieler eigenartig müde wirkten, forschte Udo Lattek nach – dann tobte er und kündigte an, die Spieler künftig früher ins Bett zu schicken.
    Trotz früherem Zapfenstreich wiederholten die Bayern in der Saison 1972/73 souverän ihren Triumph des Vorjahres – zu dem Uli Hoeneß 17 Treffer beisteuerte –, beendeten die Spielzeit dann aber mit einem erneuten Eklat. Die Veröffentlichung von Fotos der nackten Spieler, die sich ausgelassen im Entmüdungsbecken tummelten, provozierte Empörung bei den Vereinsoberen und schließlich Paul Breitners epochale Frage: »Kann denn in diesem Scheißverein niemand gescheit feiern?« Aber der Mangel an gescheitem Feiern war in dieser Saison nicht das einzige Problem gewesen. Schlimmer war noch, dass man international nicht gewinnen, ja nicht einmal gescheit – also wenigstens knapp – hatte verlieren können. Nach 13 Toren gegen den »Niemand« Omonia Nikosia war im Europapokal bereits im Viertelfinale das »Aus« gekommen: Am 7. März 1973 waren völlig chancenlose Bayern in Amsterdam gegen Johan Cruyffs Ajax mit 0:4 untergegangen; es war ein fürchterliches Debakel, das auch ein nutzloser 2:1-Sieg im Rückspiel nicht mehr hatte verschönern können.
    In der Saison 1973/74 kamen die Bayern nun auch noch in der Bundesliga ins Trudeln. Am 20. Oktober, dem zwölften Spieltag, führten die Münchner in Kaiserslautern zur Halbzeit scheinbar sicher mit 3:1 – dann aber folgte in der zweiten Spielhälfte eine noch nie erlebte kalte Dusche. Am Ende mussten bedröppelte Meisterspieler ein kaum zu fassendes 4:7 mit nach Hause nehmen. Beckenbauer machte dafür unter anderem Uli Hoeneß verantwortlich, der an diesem Tag nicht viel zustande gebracht hatte. Der Gescholtene selbst erläuterte später: »Ja, wir haben schon mal abgehoben. Herrje, wir waren damals noch blutjung und hatten doch schon fast alles erreicht, was sich ein Fußballer erträumen kann.«
    Aber man fing sich wieder. Die Wiedergutmachung folgte mit einem tollen 4:3 gegen Borussia Mönchengladbach, und Uli Hoeneß setzte sowohl in diesem Spiel (ein Tor) wie überhaupt in dieser Saison noch einige Glanzpunkte. Wieder wurden die Bayern Meister, diesmal nur hauchdünn mit einem Punkt Vorsprung vor den Gladbacher Borussen, und wieder machte Uli Hoeneß alle Spiele mit und erzielte mit 18 Treffern einen persönlichen Torrekord. Das letzte Saisonspiel fand am 18. Mai in Mönchengladbach statt und endete mit einem grauenhaft klingenden Ergebnis – 0:5. Doch keiner ärgerte sich. Erstens änderte es am Ausgang der Spielzeit nichts mehr, und zweitens war es verzeihlich. Denn die eigentliche Geschichte dieser Saison hatten die Bayern nur einen (!) Tag zuvor in Brüssel geschrieben.
    Wirbel im Europapokal
    »Von seinen 8.400 Einwohnern waren 9.300 gekommen, um ihre Mannschaft siegen zu sehen«, hatte eine südschwedische Zeitung ihren Bericht über ein denkwürdiges Europapokalspiel am 3. Oktober 1973 eingeleitet. Es war die 1. Runde des Landesmeister-Cups, als die Bayern mit einem

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