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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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Stärken«, formulierte der bayerische Schwabe Hoeneß. »Wir haben die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen, wir sind neugierig, extrem weltoffen, wir sind jeden Tag bereit, etwas zu lernen. Wir pflegen die Tradition, aber leben nicht in der Vergangenheit. Es geht darum, die Werte der Vergangenheit mit den Werten der Zukunft zu verknüpfen.« Kaum eine andere Stadt in Deutschland steht so wie München für das Neben- und Miteinander von Modernität und Tradition, von Technik und Trachten – und so war genau hier, in der Metropole des Laptops und der Lederhosen, der beste Standort für einen Verein, der die neuesten Vermarktungsmethoden mit althergebrachten Identifikationen zu versöhnen strebte.
    Die Bayern betonen ihren Heimatstolz etwa dadurch, dass sie ihre Spieler zum Oktoberfest regelmäßig in Lederhosen stecken, gehen aber auf Abstand zu einer tumben Bayerntümelei. Wenn ein Italiener wie Luca Toni oder ein Franzose wie Franck Ribéry in bayerischer Tracht auftritt, wird die Sache aus der regionalen Ecke geholt und bekommt tatsächlich einen Hauch von augenzwinkernder Internationalität. Und genau in dieser Verbindung von Heimatverbundenheit und Weltoffenheit wird die Pflege der Marke FC Bayern professionell. Während etwa die Dortmunder zu sehr an die Region gebunden und in ihrer Fankultur recht provinziell blieben, wurden die Bayern – so jedenfalls wollte Hoeneß es sehen – »ein Münchner Verein für alle Deutschen und, wenn man so will, auch für alle Ausländer«. Fakt ist: In München blieben die Sechziger, die, im Gestrigen verhaftet, den Sprung zum modernen Fußballmanagement nicht richtig schaffen wollten, auf dem Status eines nur lokal bedeutenden Klubs hängen, die Bayern hingegen stiegen zum beliebtesten Verein der Bundesliga auf.
    Der Aufstieg der Bayern vollzog sich rasch: Zwischen 1980 und 1990 verdoppelte sich ihre Mitgliederzahl auf 15.000, die Zahl der Fanklubs erhöhte sich von 40 auf 350, wobei mehr als die Hälfte dieser Steigerung außerhalb Bayerns erzielt wurde. Uli Hoeneß konnte im Jahr 1995 befriedigt feststellen, dass die Bayern »kaum noch Auswärtsspiele« hätten, weil sich ihre Fans über die ganze Republik verteilen. »Wir wollten immer ein Klub für alle Deutschen sein, das haben wir inzwischen geschafft.« Und weitere zehn Jahre später, als der FC Bayern ein Verein mit 150.000 Mitgliedern, mit etwa 200.000 in Fanklubs organisierten Fans und mit einem Millionenheer nichtorganisierter Anhänger geworden war, behauptete Hoeneß: »Heute könnten wir jedes Bundesligastadion mit eigenen Fans aus der jeweiligen Region füllen – wenn wir nur die Tickets bekämen.« Hauptursache dieses Beliebtheitsphänomens waren die Erfolge der »goldenen Generation« der Bayern. Die drei Europacup-Siege der Bayern von 1974 bis 1976, die ersten Triumphe eines Bundesligavereins im Wettbewerb der Landesmeister, wurden von den Fußballfans in ganz Deutschland an den Fernsehschirmen mit größtem Interesse verfolgt. In der Fernsehpräsenz als Repräsentationsverein der Bundesliga wurde aus dem FC Bayern München – dem in einigem Abstand lediglich die nur im UEFA-Cup erfolgreichen Borussen aus Mönchengladbach folgen konnten – eine Art »FC Bayern Deutschland«. In der Folge entstand ein überregionales Bayern-Fanpotenzial, das sich nicht nur in einer Heimspiel-Atmosphäre in fremden Stadien zeigte, sondern darüber hinaus in den bundesweit erzielten Absatzzahlen von Bayern-Produkten. »80 Prozent unserer Fanartikel verkaufen wir außerhalb Bayerns«, verkündete Hoeneß bereits Mitte der achtziger Jahre. Nichts kann wohl mehr die überragende Alleinstellung der Bayern dokumentieren als das Faktum, dass in den meisten Kaufhäusern deutscher Großstädte mehr Bayern-Trikots verkauft werden als solche der örtlichen Profivereine. Dieser Sieg am Verkaufsstand beruht darauf, dass kein anderer Verein das Image des Erfolgs so transportiert wie der FC Bayern.
    Die Ur-Explosion des Erfolgs ist dokumentiert auf dem Weg durchs Treppenhaus in der Geschäftsstelle des FC Bayern. Er führt vorbei an den Fotos der Seriensieger der siebziger Jahre, die glückselig mit ausgestreckten Armen Trophäen in die Höhe recken und damit ein Erfolgsepos dokumentieren. Die Männer heißen Franz Beckenbauer, Gerd Müller, Sepp Maier, Paul Breitner, Uli Hoeneß. Zusammen mit den späteren Führungsfiguren auf dem Platz – herausragende Beispiele: Karl-Heinz Rummenigge, Stefan Effenberg und Oliver Kahn –

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