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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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angetrieben vom unbändigen Siegeswillen des Alphatiers Effenberg, konnten sie lösen. Sie triumphierten nach einem hart umkämpften 1:1 schließlich im Elfmeterschießen, in dem der zweite Ehrgeiz-Riese im Team, Oliver Kahn, dreimal in grandioser Weise hielt und damit zu titanenhafter Größe wuchs. Uli Hoeneß strahlte. Endlich! Endlich hatte er sein Ziel erreicht: Der Triumph in der Champions League, das war sein »promised land«, die Erfüllung seines Lebenstraums, das war es, wofür er all die Jahre so hart gearbeitet hatte.
    Es ging also doch. Der größte Triumph, den ein Vereinsteam erringen kann, war vollbracht – und zwar genau in jenem Moment, in dem Hoeneß schon bereit war, wie all die anderen mit dreistelligen Millionensummen um sich zu werfen. Sein altbekanntes Mantra klang auf dem Resonanzboden des Sieges nun nicht mehr blechern-trotzig, sondern volltönend-triumphal. »Ich wollte nie den kurzfristigen Erfolg mit dem Risiko des Schuldenmachens erkaufen, sondern ich habe immer gesagt, dass ich erst stolz bin, wenn der FC Bayern die Champions League gewinnt und in diesem Jahr auch riesige Gewinne erwirtschaftet.« Jetzt, endlich, durfte er bersten vor Stolz. »Glücklich sein muss ich nicht«, hatte er immer behauptet, ihm reiche Zufriedenheit. Aber das, was dieser 23. Mai 2001 ausgelöst hatte, war ohne jeden Zweifel mehr als Zufriedenheit. Ein Glücksgefühl eben. Endlich hatte sich der Knoten gelöst, und endlich war er erlöst von der Qual, seinen Anspruch vielleicht nicht erfüllen zu können. »Jetzt ist endlich der Tag gekommen«, holte er ganz tief Luft, »an dem ich nicht mehr an morgen denke, sondern alles laufen lasse.«
    Tagelang sah er ganz anders aus, nicht verkrampft, verbissen und mit rotem Kopf wie sonst so oft, sondern ganz entspannt zeigte er sich, mit einem breiten, beinahe entrückten Lächeln und mit dem sanften, sentimentalen Blick eines in sich ruhenden Menschen. Beseelt genoss der Macher von Europas Nummer eins seinen Urlaub in Südfrankreich, das erste Mal seit langer Zeit 14 Tage am Stück, wie er verriet. »Ich habe eine Gelassenheit, wie ich sie mir nie vorstellen konnte«, meinte er noch Wochen später. »Etwas Überragendes wie dieses Erlebnis muss man speichern und genießen.« Nachdem auch noch der Gewinn des Weltpokals durch ein 1:0 gegen die Boca Juniors aus Buenos Aires seinen Glücksgenuss wie ein kleiner Nachtisch perfekt gemacht hatte, fand er im Genießen kaum ein Ende mehr: »Ich ruhe in mir und bin total zufrieden mit meinem Leben.« Alle anderen, die Reals und Manchesters könnten jetzt nur noch »neidisch nach München« schauen. Aber diesen kleinen Seitenhieb auf die Konkurrenz hätte er jetzt eigentlich gar nicht mehr nötig gehabt, so relaxed, wie er war.
    Erfolg, dozierte er einige Zeit später im Rückblick auf das Ereignis mit altersmilder Abgeklärtheit, sei ja nicht alles im Leben. Hätte Oliver Kahn im Finale gegen Valencia nicht in überragender Weise das Elfmeterschießen entschieden, wären die Bayern Zweiter geblieben. »Wäre deshalb die Leistung der Mannschaft oder meine als Manager schlechter? Ob Kahn den Elfmeter hält oder nicht, ich habe dieselbe Arbeit geleistet. Und trotzdem wird meine Arbeit jetzt anders bewertet. Man muss die Kirche im Dorf lassen, und das habe ich immer getan.« Nun ja, hätte da manch einer zur Relativierung ansetzen mögen – und dann vielleicht doch wieder abgewunken, weil ein Kommentar eigentlich überflüssig ist.
    Verunglückte Tänze
    Die groß verkündete Wende in der Transferpolitik war noch dem unerwarteten Triumph plötzlich kein Thema mehr. Jetzt war bewiesen, dass man nicht nur in Deutschland, sondern auch international erfolgreich sein konnte, ohne die ganz großen Summen für angebliche Superstars zu bewegen. Kein einziger der mit überteuerten Kadern ausgestatteten italienischen Vereine hatte die Viertelfinals der Champions League erreicht! Die Symbiose von Seriosität und Erfolg war gelungen. Die Bayern hatten den Königstitel und konnten trotzdem alle ihre Ausgaben im Fußballgeschäft aus der Festgeldabteilung der Bank bezahlen. Das erfolgreiche Wirtschaftsmodell der Münchner habe sich mittlerweile, formulierte ein selbstzufriedener Bayern-Manager, »auch international so herumgesprochen, dass uns die Kollegen vom AC Mailand gefragt haben, wie macht ihr das bloß? Ihr gewinnt die Champions League, in eurer Bilanz sind 50 Millionen Euro Gewinn, und wir haben 30 Spieler, sind nicht Meister

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