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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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hatte, war er dem Tod gerade noch einmal von der Schippe gesprungen.
    Als er die Operation überstanden hatte, habe er sich über den FC Bayern ein Weile keine Gedanken mehr gemacht, gestand er. Er habe vielmehr über sich nachgedacht und sein Leben: »Was hast du denn bisher gemacht, und wie machst du weiter?« Die Antwort lag auf der Hand. Sein ganzes Leben hatte er dem Anspruch gewidmet, seinen FC Bayern zur Nummer eins in Europa zu machen. Von dieser Aufgabe konnte er nicht lassen, und so arbeitete er schon bald mit neuem Eifer daran weiter, sie endlich zu erfüllen.
    Viele Namen und viel Verwirrung
    Das neue Millionenteam riss in der Saison 1992/93 keine Bäume aus, landete nur auf Rang zwei hinter den alten Rivalen aus Bremen. An der Säbener Straße kehrte keine Ruhe ein, vor allem an Trainer Ribbeck entzündete sich die Kritik. Als es trotz neuer Stürmerkäufe (Valencia, Witeczek, Zickler) auch in der Saison 1993/94 nicht besser wurde, übernahm schließlich der »Kaiser« Franz Beckenbauer persönlich das Training und führte die Bayern zur Meisterschaft. »Wenn ich den Franz Beckenbauer und den Karl-Heinz Rummenigge schon in den achtziger Jahren hier als Vizepräsidenten gehabt hätte, dann wären wir längst Europapokalsieger«, äußerte ein zufriedener Uli Hoeneß, der sich im Triumvirat der Bayern-Legenden nun immer wohler fühlte. »Mit den beiden ist eine andere Mentalität eingezogen. Wir sind jetzt plötzlich bereit, über den eigenen Schatten zu springen.« Und man wollte nun noch höher springen, um die Philosophie der Nummer eins endlich auch wieder auf internationalem Parkett mit Fakten zu untermauern.
    Die neue Strategie lautete nun, »Namen« zu verpflichten, die in der Fußballwelt einen großen Klang besaßen. Es kam der erfolgreichste Vereinstrainer der Welt, Giovanni Trapattoni, dazu wurden zahlreiche Starspieler verpflichtet, von denen Jean-Pierre Papin, fünffacher Torschützenkönig der französischen Liga und Europas Fußballer des Jahres 1991, den klingendsten Namen besaß. Sportlich geholfen hat es nicht, Der verletzungsgeplagte Papin schoss ein einziges mageres Törchen. Zwölf Treffer reichten dem Mittelfeldspieler Christian Ziege, um zum torgefährlichsten Spieler des FC Bayern zu avancieren. Am Ende mussten sich die Münchner mit Rang sechs in der Tabelle begnügen, waren damit aber immerhin noch für den UEFA-Pokal qualifiziert.
    Zur Saison 1995/96 wurde Giovanni Trapattoni von der Bremer Trainerlegende Otto Rehhagel abgelöst, der den »Alpen-Maradona« Andreas Herzog mitbrachte und sich darüber hinaus über die mit großem PR-Brimborium vorgestellte Neuverpflichtung Jürgen Klinsmann freuen durfte. Im Versuch, die vollmundig als »Dreamteam« angepriesene Spieleransammlung gut zu vermarkten, drohte das Sportliche beinahe zur Nebensache zu werden. Nach einem Blitzstart mit sieben Siegen in Folge schwächelte das vermeintliche Starensemble immer mehr und begann in seine Einzelteile zu zerfallen. Neid brach sich Bahn, es gab ständige Reibereien unter den Spielern, und Trainer Rehhagel wirkte in dem Münchner Medienwirbel, der nicht zuletzt von dem inzwischen als Präsident inthronisierten Franz Beckenbauer mit despektierlichen Äußerungen angefeuert wurde, immer orientierungsloser. Der gestresste Uli Hoeneß suchte Ablenkung auf dem Golfplatz, traf dort aber auf ungewohnte Begabungsmängel, die neuen Unwillen hervorriefen. Als ihm der kleine Ball nicht so gehorchen wollte wie früher der Fußball, so die »Sport-Bild« gewohnt einfühlsam, »hat er auf der Driving Range so lange mit seinem Schläger auf den Ball eingeprügelt, bis an den Managerhänden die Blasen platzten und sich mit Blut füllten«.
    Immerhin endete die Saison noch leidlich erfolgreich, als der »Kaiser« nach der nicht zuletzt von ihm selbst betriebenen Entlassung Rehhagels erneut das Ruder übernahm. Im UEFA-Pokal, wo sich die Bayern mit zwei Siegen (2:0, 3:1) in den Finals gegen Girondins Bordeaux nach langer Zeit wieder einmal einen internationalen Titel sicherten, war ihm das Glück einmal mehr hold. Vier Tage vor dem zweiten Endspiel, am 11. Mai, hatten die Bayern jedoch die Chance auf den Titel durch ein 1:2 in Gelsenkirchen verspielt. Der erfolgsverwöhnte Beckenbauer hatte daraufhin keine Lust mehr und schickte im letzten Spiel gegen Düsseldorf den Assistenten Klaus Augenthaler auf die Trainerbank.
    Der UEFA-Pokal – das war natürlich nicht das, was man sich in München vorstellte, Beckenbauer

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