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Das Prinzip Uli Hoeneß

Das Prinzip Uli Hoeneß

Titel: Das Prinzip Uli Hoeneß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Bausenwein
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nicht des höchsten Preisniveaus die Siegtreffer erzielt. Vielleicht war es die (zu) frühzeitige Auswechslung von Lothar Matthäus, vielleicht war es aber auch einfach nur Pech, das auch einen um 100 Millionen teureren Kader hätte treffen können. Uli Hoeneß blieb nur, ein Lebensmotto aufzufrischen, das er bereits sehr gut kannte: »Immer Auswege suchen, sich nie dem Schicksal ergeben.«
    In dem Versuch, mit den aus seiner Sicht übertriebenen Ablösesummen anderer europäischer Spitzenvereine gleichzuziehen, sah er den Ausweg nicht. Weder zur Saison 1999/2000 (Topzugänge: Sergio, Santa Cruz) noch zur Saison 2000/01 (Topzugänge: Sagnol, Sforza) ließ er sich zu neuen Hammer-Transfers überreden, und entsprechend skeptisch waren die Kommentare. 1999/2000 gab es in der Bundesliga ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit den Leverkusenern, die bereits im Vorjahr stärkster Konkurrent gewesen waren. Die Meisterschaft wurde erst am letzten Spieltag entschieden: Leverkusen verlor in Unterhaching mit 0:2, die Bayern gewannen gegen den alten Rivalen Bremen mit 3:1 und sicherten sich damit die Meisterschaft nur aufgrund des besseren Torverhältnisses.
    Im Laufe der Saison 2000/01 geriet in Anbetracht allenfalls durchwachsener Leistungen wieder einmal die Transferpolitik der Bayern ins Visier der Kritik. Dem Management hätte zum Saisonbeginn der Mut gefehlt, bei den Einkäufen richtig zuzuschlagen, stichelte die Presse, aber Uli Hoeneß entgegnete trotzig wie gehabt, dass der FC Bayern »der beste Fußballverein der Welt« sei – woraufhin die »SZ« kennerisch kommentierte: »Nichts ärgert ihn mehr, als wenn Größe und Einmaligkeit seines Vereins in Frage gestellt werden.« Weil der Ärger anhielt, weil der Trotz nicht schwinden wollte und weil seine Präsidiumskollegen Beckenbauer und Rummenigge sowieso immer mehr Geld für Spieler ausgeben wollten, verkündete er im Frühjahr 2001 die Wende in der Transferpolitik. Schließlich sei der FC Bayern »ein Verein mit sehr, sehr viel Geld«, 100 Millionen könne man ausgeben, erklärte er. Er wollte zwar nicht bei den großen, sondern nur »bei den mittleren Wahnsinnspreisen« mitmachen, aber dennoch war er sich vollkommen sicher: »Unsere Blütezeit kommt noch.«
    Bevor der avisierte Großangriff auf dem Transfermarkt realisiert werden konnte, musste aber erst noch die laufende Saison zu Ende gespielt werden. Die Entscheidung über die Meisterschaft fiel erst am letzten Spieltag: Die Bayern benötigten mindestens ein Unentschieden beim Hamburger SV, um die Konkurrenz aus Schalke abzuhängen. Als in Hamburg die 90. Minute lief, war in Gelsenkirchen bereits abgepfiffen. Schalke fühlte sich nach einem 5:3 gegen Unterhaching bereits als Meister, denn der FC Bayern lag mit 0:1 zurück. Uli Hoeneß war schon dabei, sich mit der Niederlage abzufinden. »Mir schoss durch den Kopf, jetzt musst du die Meisterfeier im Seehaus im Englischen Garten abbestellen. Hoffentlich erreichst du da jetzt jemanden … «
    Dann aber gibt es noch einen Freistoß. Es würde die letzte Aktion des Spiels sein. Effenberg beauftragt Patrick Andersson mit der Ausführung. Wieso Andersson, fragen sich alle, und Uli Hoeneß läuft der Schweiß der Aufregung in Strömen herunter. Der Schwede hat bis dahin, obwohl bereits zwei Jahre bei den Bayern, noch kein einziges Tor geschossen. Effenberg aber hoffte auf den extrem harten Schuss von Andersson, den er im Training schon oft erlebt hatte. Und tatsächlich: Andersson trifft zum 1:1-Ausgleich. Es gleicht einem Wunder, keiner kann es erst so richtig begreifen, Oliver Kahn läuft wie ein Wahnsinniger los und würgt besinnungslos die Eckfahne. In der letzten Sekunde waren die Bayern mit einem Punkt Vorsprung Meister geworden! Uli Hoeneß freute sich ungemein, vergaß aber im Triumphgefühl die denkbar knapp gescheiterten Schalker nicht. Er rief Rudi Assauer an und tröstete ihn: »Ich weiß, wie du dich fühlst. Und zwar wie ich, als wir im Champions-League-Finale ’99 gegen Manchester United in den letzten drei Minuten noch alles verloren.«
    Nur vier Tage später hatten die Bayern es in der Hand, jenes gewaltige Trauma von 1999 zu überwinden. In der Champions League hatten sie nämlich einen veritablen Durchmarsch hingelegt: Im Viertelfinale den Angstgegner Manchester United besiegt, im Halbfinale das große Vorbild Real Madrid aus dem Wettbewerb gekickt. Im Finale in Mailand wartete nun am 23. Mai mit dem FC Valencia eine lösbar scheinende Aufgabe. Und die Bayern,

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